„Tourismus ist ihnen scheißegal“ Bruder von Ministerin Karliczek kritisiert Bundesregierung scharf

Olaf Kerssen Quelle: Volker ter Haseborg

Olaf Kerssen, Hotelier aus dem westfälischen Brochterbeck und Bruder von Bundesbildungsministerin Anja Karliczek, attackiert die Bundesregierung wegen ihrer Politik in der Coronakrise.

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Olaf Kerssen, Hotelier aus dem westfälischen Brochterbeck und Bruder von Bundesbildungsministerin Anja Karliczek (CDU), hat die Bundesregierung scharf kritisiert. „Sie retten die Banken, sie retten die Versicherungen, sie retten die Autoindustrie. Aber der Tourismus ist ihnen scheißegal“, sagte er der WirtschaftsWoche.

Kerssen führt das Familienunternehmen Ringhotel Teutoburger Wald, in dem seine Schwester vor ihrem Einstieg in die Bundespolitik eine Ausbildung zur Hotelfachfrau gemacht und gearbeitet hatte. „Ich halte meine Schwester zu großen Teilen da raus, weil ich sie damit diskreditiere“, sagte Kerssen, „aber auf der anderen Seite habe ich hier auch ein persönliches Interesse zu vertreten – und ein Interesse meiner Mitarbeiter.“ 

25.000 Euro Soforthilfe habe sein Familienunternehmen erhalten, das Geld sei jedoch schon lange verbraucht. Den Schaden durch entgangene Einnahmen beziffert Kerssen auf 500.000 Euro. „Das ist ein Schaden, der von Amts wegen erfolgt.“ Bis zu 60 Prozent der Hotelbetriebe drohe die Insolvenz, so Kerssen, der Vorsitzender des Hotel- und Gaststättenverbands im Kreis Steinfurt ist.

Da helfe auch das Hilfspaket der Bundesregierung wenig. Die große Koalition will den Mehrwertsteuersatz auf Speisen ab Juli für einen Jahr auf sieben Prozent absenken. „Das macht gar keinen Sinn“, sagte Kerssen. Der Zeitraum sei viel zu kurz gewählt, außerdem seien die Umsätze der Branche bis weit ins nächste Jahr hinein höchst unsicher. Er fordert den ermäßigten Steuersatz nicht nur für Speisen, sondern auch für Getränke – mindestens für zehn Jahre. So könnten Betriebe die Kredite abbezahlen, die sie jetzt aufnehmen.

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Olaf Kerssen ist nicht irgendein Hotelier: Seine Schwester Anja Karliczek ist Bundesministerin. Trotzdem fühlt er sich in der Coronakrise von der Politik vergessen. Besuch bei einem verzweifelten und wütenden Unternehmer.

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