Tourismus Reiselust bleibt trotz Terror ungebrochen

Die Bundesregierung empfiehlt Reisen in die arabische Welt – die Urlauber zieht es nach Anschlägen an andere Strände. Das westliche Mittelmeer gewinnt. Doch wo Sieger sind, gibt es auch Verlierer.

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Reiseströme verschieben sich insbesondere von Nordafrika und vom östlichen ins westliche Mittelmeer. Besonders beliebt: Mallorca. Quelle: dpa

Terror und politische Unsicherheit in wichtigen Zielländern machen der Tourismusbranche zu schaffen. „Reiseströme verschieben sich insbesondere von Nordafrika und vom östlichen ins westliche Mittelmeer“, sagte der Präsident des Bundesverbands der Deutschen Tourismuswirtschaft, Michael Frenzel, am Montag bei einem Branchentreffen in Berlin. Die Urlaubsregionen am westlichen Mittelmeer stießen an ihre Kapazitätsgrenzen.

Anders sehe es bei Fluggesellschaften aus: „Airlines klagen über hohe Flugkapazitäten, die mangels Betten nicht voll ausgelastet werden können“, sagte Frenzel. „Es gibt also definitiv Gewinner und Verlierer.“

Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) empfahl anlässlich des „Tourismusgipfels“ zu mehr Reisen in die arabische Welt sowie in Entwicklungs- und Schwellenländer. „Die Zunahme von Tourismus birgt eine Vielzahl von Chancen“, sagte Merkel, dies müsse aber nachhaltig geschehen. „Es ist wichtig, auch im Tourismusbereich noch mehr auf lokale Kultur und lokale Produkte und Dienstleistungen zu setzen, um daraus wirklich echte Entwicklungschancen zu machen.“

Zu Sorgen um Terroranschläge hatte die CDU-Chefin im Vorfeld erklärt, die deutschen Botschaften beobachteten die Lage sehr genau. Urlauber sollten vor ihrer Reise aber die Hinweise des Auswärtigen Amtes „sehr gut lesen“. Der Generalsekretär der UN-Welttourismusorganisation, Taleb Rifai, zeigte sich „sehr beeindruckt“ von Merkels Aufruf zu Reisen in die arabische Welt. Die Antwort auf den Terror müsse Einheit sein, nicht Isolation. „Wir sollten unsere Welt weiter öffnen.“

So reisen die Deutschen

Thema des Branchenkongresses war auch die EU-Pauschalreiserichtlinie. Reisebüros fürchten, durch sie wie ein Pauschalreise-Veranstalter dem Kunden gegenüber haftbar zu werden, wenn sie ihnen Einzelleistungen wie Flug und Hotel gebündelt verkaufen. Frenzel sagte, am Freitag habe Bundesjustizminister Heiko Maas (SPD) ihm in Aussicht gestellt, der Branche bei der Umsetzung weit entgegenkommen. Das Ministerium wollte sich zu Ergebnissen des Gesprächs nicht äußern.

Merkel sagte, man habe die Lage mittelständischer Reisebüros im Blick. „Sie dürfen mal davon ausgehen: Wir wollen uns nicht mit der gesamten Reisebranche anlegen, das wäre dumm“, sagte Merkel. „Aber wir dürfen uns auch nicht mit den Kunden anlegen, das müssen sie auch verstehen.“

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