Touristik Der Alltours-Chef gefährdet sein Lebenswerk

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Willi liebt die Provokation

Das Luxushotel Eden Playa auf Mallorca - Es gehört zu einem der zwölf Ferienanlagen von Alltours eigener Hotelkette Allsun Quelle: obs


„Berechenbar ist Verhuven nur in seiner Unberechenbarkeit“, sagt ein langjähriger Weggefährte. Dafür ist er auch in der Branche gefürchtet. Willi liebt die Provokation. Als TUI-Chef Michael Frenzel 2007 die konzerneigenen Fluggesellschaften Hapag Fly und HLX zur TUIfly verschmolz, drohte Verhuven mit Stornierung von 200.000 Flügen und Gründung einer eigenen Airline. Die Konkurrenz attackiert er mit aggressiven
Rabatten, Branchenkollegen schockiert er mit Forderungen nach einer Ökoabgabe. „Ich halte eine europaweite Kerosinsteuer für angebracht“, so Verhuven. „Es ist weder wirtschaftlich, noch entspricht es der Marktnachfrage, wenn eine Fluglinie heute 100.000 Tickets für 19 Euro verkauft.“

Die Angriffe zeigen Wirkung. Fast 1,7 Millionen Reisende schickte Verhuven 2011 in den Urlaub und erzielte einen Umsatz von 1,3 Milliarden Euro –Rekord. Im gerade beendeten Wintergeschäft stiegen Umsatz und Gästezahl um rund zehn Prozent. Und im Sommer geht es so weiter: Vorgesehen war ein Plus bei den Gästen von fünf Prozent. „Wir liegen über Plan“, sagt er. „Ich gehe von einem guten Jahr aus, denn erfahrungsgemäß buchen die Kunden in Jahren mit Fußball-EM und Olympischen Spielen die Nachsaison immer stärker. Das kommt uns zugute.“ Die börsennotierten Konzerne TUI und Thomas Cook können da kaum mithalten. Sie mögen Verhuven nicht, weil er ihnen angeblich die Preise ruiniert.

Willi, der Sonnenkönig

Tatsächlich agiert er einfach geschickter. In Frankreich und Großbritannien, wo die Reiseriesen Geld verlieren, tritt Alltours gar nicht erst an. Und wo die Konzerne mit je rund zwei Milliarden Euro bis über die Halskrause verschuldet sind, hat Verhuven Rücklagen über 130 Millionen Euro angesammelt. Alltours sei „organisch gewachsen und nicht wie unsere Mitbewerber durch Zukäufe“. Alltours setzt nun auf den Ausbau eigener Hotels, um den Anteil renditestärkerer exklusiver Reisen zu erhöhen, der laut Verhuven bei rund 50 Prozent liege. Zwölf eigene Häuser hat er bereits in seinem Portfolio, verteilt über die Balearen und Kanaren. Aber auch hier, bei seinen Hotelprojekten der Marke Allsun, agiert Verhuven wie sonst auch im fünften Stock der Firmenzentrale in Duisburg: als Sonnenkönig.

Nichts geht ohne ihn. Calla Millor auf Mallorca, Januar 2011. Das Vier-Sterne-Hotel Bahia del Este liegt in einer Nebenstraße der bei Deutschen beliebten Bettenburgenstadt im Nordosten der Insel, in Sichtweite des Meers. 2010 kaufte Verhuven das Haus und ließ die 189 Zimmer in sechs Monaten für acht Millionen Euro renovieren. Verhuven hat sich zur Inspektion des Restaurants angemeldet, das gerade umgebaut wird. Der Blitzbesuch bedeutet Stress für seine Leute. Unter Hochdruck präparieren Hotelleitung und Architekt das noch unfertige Restaurant und sprühen Farbstriche auf die Fußboden-Kacheln, wo später Theke und Buffetschränke stehen sollen.

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