
Die Deutsche Bahn wird das umstrittene Milliarden-Projekt Stuttgart 21 weiterbauen. Der Aufsichtsrat des Staatskonzerns machte dem Vorstand dafür trotz der Kostenexplosion beim Bau des unterirdischen Bahnhofs den Weg frei. Es habe eine Enthaltung und eine Gegenstimme gegeben, sagten Mitglieder des 20-köpfigen Gremiums am Dienstag zu Reuters.
Mit den von der Bahn berechneten Kosten von bis zu 6,5 Milliarden Euro liegt der Bau nun um rund zwei Milliarden Euro über dem Rahmen, der mit den Projektpartnern wie Baden-Württemberg und der Stadt Stuttgart vereinbart wurde. Diese weigern sich, die Mehrkosten mitzutragen. Für die Bahn ist Stuttgart 21 damit zwar unwirtschaftlich. Allerdings machten die Kosten für einen Ausstieg von mindestens zwei Milliarden Euro den Weiterbau dennoch sinnvoll, argumentiert das Unternehmen.





"Mit dem heutigen Kenntnistand würde man das Projekt nicht beginnen, sehr wohl aber fortführen", heißt es in Konzernunterlagen für den Aufsichtsrat. Der Vorteil des Weiterbaus liege aber lediglich bei gut 70 Millionen Euro. In Betrieb gehen wird die unterirdische Durchgangsstation frühestens Ende 2022, drei Jahre später als einst vorgesehen.
Der Vorsitzende des Verkehrsausschusses des Bundestages, Anton Hofreiter (Grüne), kritisierte die Entscheidung des Aufsichtsrats scharf: "Der Beschluss ist ein Skandal." Das Zahlenwerk, das der Vorstand vorgelegt habe, werde rasch überholt sein. "Dies wird die erneute Prüfung durch den Bundesrechnungshof ergeben, die in den nächsten Monaten vorgelegt wird." Kanzlerin Angela Merkel habe das Thema nur aus dem Wahlkampf heraushalten wollen - koste es, was es wolle.