Trotz schwächelnder Konjunktur Opel treibt Peugeot nach vorne

Opel treibt Peugeot nach vorne Quelle: REUTERS

Opel glänzt wieder und beflügelt damit den französischen Mutterkonzern PSA. Die Rendite erreichte ein Niveau, von dem selbst Premiumhersteller wie Daimler und BMW wegen der schwachen Autokonjunktur derzeit nur träumen.

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Der französische Autobauer PSA trotzt als einer der wenigen der Konjunkturschwäche und schraubt die Ertragskraft auf Rekordhöhe. Zu verdanken hat er das unter anderem seiner deutschen Tochter Opel. Der Rüsselsheimer Autobauer kann ein weiteres Mal seinen Betriebsgewinn steigern – im vergangenen Halbjahr um satte 40 Prozent.

Der Betriebsgewinn von Opel verbesserte sich in den ersten sechs Monaten auf rund 700 Millionen Euro nach 500 Millionen Euro vor Jahresfrist, wie Vorstandschef Carlos Tavares mitteilte. Peugeot hatte die Marke mit dem Blitz im Logo 2017 von General Motors übernommen und mit harten Einschnitten im vergangenen Jahr in die Gewinnzone geführt. Knackpunkt des französischen Sparprogramms: die Reduktion von Fahrzeug- und Ausstattungsvarianten. „Mit dem Wechsel zur Groupe PSA hat sich eine ganz andere Philosophie beim Thema Komplexität durchgesetzt“, beschrieb es ein Opel-Sprecher im Februar der WirtschaftsWoche. „Der Fokus liegt konsequent auf deren Reduzierung, da diese ein großer Kostentreiber ist.“

Ein offenbar erfolgreiches Konzept, denn im Februar konnte die frühere General-Motors-Tochter mit einer Gewinnmeldung überraschen. Unter der Ägide der Amerikaner hatten die Rüsselsheimer zwei Jahrzehnte lang rote Zahlen geschrieben. Gemeinsam mit ihrer britischen Schwestermarke Vauxhall hatte Opel seit 1999 keinen Gewinn mehr für ein Gesamtjahr ausgewiesen. Das Signal ist eindeutig: PSA scheint bei Opel einiges richtig gemacht zu haben – zumindest beim Blick auf die reinen Zahlen. Personalquerelen um das Rüsselsheimer Entwicklungszentrum und die Auslagerung von Ingenieuren an Segula einmal ausgeklammert.

Grund genug für Auftriebsstimmung beim französischen Mutterkonzern. Dank der gestiegenen Ertragskraft sieht sich Peugeot gerüstet für den weiteren Umbau des Modellangebots hin zu klimafreundlicheren Fahrzeugen. Für dieses und das kommende Jahr kündigte Tavares sieben neue Elektroautos und ebenso viele Plug-in-Hybride an, die an der Steckdose aufgeladen werden können. Bereits 2020 soll fast ein Drittel der Fahrzeuge elektrifiziert sein, ein Jahr später schon die Hälfte. Der Konzernchef zeigte sich zuversichtlich, dass PSA die schärferen CO2-Ziele der EU erreichen werde. Angesichts der Vorgaben aus Brüssel zur Senkung des Ausstoßes des klimaschädlichen Gases rechnet er mit einer weiteren Konsolidierung der Branche. PSA sei offen für weitere Übernahmen, selbst aber nicht darauf angewiesen. Fusionen und Übernahmen seien „immer eine Möglichkeit“, aber kein Selbstzweck, betonte Tavares.

Neben Synergien durch Opel konnte PSA durch Vorteile bei der Beschaffung und weitere Einsparungen den Betriebsgewinn im ersten Halbjahr um rund elf Prozent auf 3,3 Milliarden Euro steigern, während der Konzernumsatz im gleichen Zeitraum um knapp ein Prozent auf 38 Milliarden Euro schrumpfte.

Die operative Rendite von PSA sprang auf 8,7 (Vorjahr: 7,8) Prozent und erreichte damit ein Niveau, von dem selbst Premiumhersteller wie Daimler und BMW derzeit nur träumen können. „Wer ist Premium und wer ist der Massenmarkt?“, fragten die Analysten von Evercore ISI. PSA kehrt derzeit die Verhältnisse in der Branche um, in der Massenhersteller bislang meist geringere Margen einfahren als Oberklasseanbieter.

Durch die starken Gesamtergebnisse konnten die Franzosen Verluste im schwachen China-Geschäft mehr als wettmachen. China sei eine der größten Baustellen des Konzerns, räumte Vorstandschef Tavares ein und fügte hinzu: „Wir können nicht immer gewinnen.“ Das Management arbeite mit Hochdruck daran, das Geschäft dort in die schwarzen Zahlen zu führen. Der Absatz in der Volksrepublik brach in der ersten Jahreshälfte um 60 Prozent ein. Allerdings ist PSA dort nur ein Nischenspieler, während etwa der Rivale Volkswagen in China einen großen Teil seines Geschäfts macht.

Den Löwenanteil ihres Absatzes fahren die Franzosen in Europa ein, was ihnen von Experten immer wieder als Schwäche ausgelegt wird. Die Auslieferungen auf dem Heimatkontinent steigerte PSA gegen den Markttrend leicht auf rund 1,7 Millionen Fahrzeuge. Weltweit schrumpften die Verkäufe dagegen um 12,8 Prozent auf 1,9 Millionen Fahrzeuge der Marken Peugeot, Citroen, DS sowie Opel und der britischen Schwestermarke Vauxhall. Das lag auch daran, dass sich PSA wegen der US-Sanktionen vom iranischen Markt zurückgezogen hat.

Mit Material von dpa und Reuters

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