TUI Das peinlichste Projekt des Reiseriesen

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Keine Hoffnung auf Gewinn

Derweil bröckelte auch die Hoffnung, durch den Verkauf der Ferienhäuser und Appartements die Lücken zu stopfen. Die TUI durfte laut der Convenzione nur einen Bruchteil der ursprünglich geplanten Häuser errichten. Doch selbst das waren offenbar noch zu viele. Zwar wurde der Konzern die kleineren Appartements komplett los. Und er ist stolz, im Borgo genannten alten Ortskern von Castelfalfi noch ein paar zusätzliche Wohnungen entdeckt und verkaufsfertig gemacht zu haben. Doch von den besonders einträglichen gut 40 Villen und aufwendig restaurierten Bauernhäusern mit eigenem Pool zum Preis von bis zu acht Millionen Euro konnte der Konzern leider nur rund die Hälfte verkaufen. Selbst die engagierten Edelmakler Engel & Völkers fanden trotz aufwendiger Anzeigen kaum Käufer.

Also versuchte die TUI Castelfalfi komplett loszuschlagen. Doch das lief noch schlechter. Den exklusiven Auftrag dazu erhielt um das Jahr 2010 herum unter anderem die amerikanische Investmentbank Lazard. 'Trotz einer Vielzahl von Investorenkontakten konnte kein Käufer identifiziert werden', beklagte eine interne TUI-Unterlage vom Frühjahr 2013.

Fast schon mitleiderregend endete ein späterer Versuch mit der der britischen Fondsgesellschaft Almus Capital, die seit April Cedar Capital heißt. Die Investoren aus London, die laut eigenen Angaben Hotels und andere touristische Aktivitäten im Wert von mehr als drei Milliarden Euro übernommen haben, prüften im Spätsommer 2017 den Einstieg in der Toskana. Laut Insidern stand dabei ein Gebot in Höhe von rund 50 Millionen Euro im Raum. Doch daraus wurde nichts. Am 11. Oktober 2017 teilt Almus-Manager Giovanni Forni unter dem Betreff 'Project Leonardo' seinen TUI-Gesprächspartnern mit, er könne das Angebot nicht mehr aufrecht erhalten, weil in Castelfalfi fast kein Bereich Hoffnung auf Gewinn biete.

Darum hat TUI den Verkauf offenbar aufgegeben. 'Es gibt keine Absicht, Castelfalfi zu verkaufen. Im Gegenteil, die Eröffnung des neuen Fünf-Sterne-Hotels in Castelfalfi ist ein klares Bekenntnis für das Projekt. Es werden keine Investoren gesucht. Anderweitige Gerüchte sind erfunden', erklärte die TUI trotzig ein halbes Jahr nach dem Schreien der Briten. Die letzte verbliebene Hoffnung der TUI ist nun das Luxushotel TUI Blue. Das lobt der Konzern bereits ein Jahr nach der verspäteten Eröffnung als großen Erfolg. 'Die durchschnittliche Zimmerrate liegt bei 250 Euro pro Nacht. Die zu erwartende Auslastung liegt bei 70-80 Prozent. Damit erzielen wir gerade auch für Italien hervorragende Werte'. Gerade habe man wegen der hohen Nachfrage die Kapazitäten im Restaurant aufgestockt.

Das verwundert Fachleute. Zum einen ist das Haus drei Monate im Jahr geschlossen. 'Da müsste es für drei Viertel Auslastung im Rest der Zeit ständig komplett ausgebucht sein', so ein Hotelfachmann. Doch wer das Hotel etwa diese Woche in den deutschen Pfingstferien besuchte, bekam einen anderen Eindruck. Denn statt Scharen von Nobeltouristen gab es eher eine spürbare Leere und die wenigen sichtbaren Gäste des Fünf-Sterne-Hauses wirkten mehr wie Schnäppchenjäger in Badeschlappen und Jogging-Shorts.

Darum ist Immobilienspezialist Lidl unsicher, ob und wann die TUI mit dem Haus Geld verdient. 'Bei einem Fünf-Sterne-Haus an einem touristisch kaum entwickelten Standort halten sich selbst sehr erfahrene Investoren normalerweise extrem zurück, denn selbst wenn alles nach Plan läuft werfen solche Projekte in der Regel frühestens nach zehn Jahren echte Rendite ab.'

Und selbst die bescheidenen Erfolge sind nun in Gefahr. Denn im bislang erfolgreichsten Teil rebellieren nun die Investoren und drohen auf Rückabwicklung ihrer Käufe zu klagen. 'Da wirkt das ganze Gelände schnell wie eine Bauruine und dann will auch keiner mehr in die Hotels', meint ein Insider.

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