TUI-Chef Joussen "Wir wünschen uns eine höhere Bewertung"

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"Um in China eigene Hotels zu bauen, ist es für uns zu früh"

Lohnt es sich für TUI bei weltweit steigenden Risiken, noch eigene Hotels zu bauen?
Ja, TUI ist ein integrierter Touristikkonzern, kein reiner Händler von Reisen. Wir bedienen die gesamte Wertschöpfungskette mit eigenen Reiseveranstaltern, Reisebüros, Fluggesellschaften, eigenen Hotels und Clubs und unseren Kreuzfahrtgesellschaften. Genau das differenziert uns vom Wettbewerb. Wir investieren, vor allem dort, wo man 365 Tage im Jahr Urlaubswetter hat, wo es vernünftige Kostenstrukturen gibt, Nachfrage vorhanden ist und der Wettbewerb beherrschbar bleibt. Das ist vor allem in den Ländern der Karibik der Fall. Da müsste man eigentlich jedes Grundstück erwerben, um zu investieren. Das gilt auch für Mexiko: Dort plant Riu bis 2020 sechs neue Hotels. Das sind Investitionen von rund 650 Millionen Dollar. Bereits heute beschäftigen Riu und TUI in Mexiko 12.000 Mitarbeiter.

Wo wollen Sie dann eigene Anlagen bauen?
Neben der Karibik und Mexiko ist auch Südostasien attraktiv. Ich war gerade in Thailand und Vietnam. Die Länder könnten vor allem für chinesische Touristen sehr interessant werden.

Die Chinesen verreisen aber vor allem im Land. Wieso investiert TUI nicht vor Ort, wie Ihr Konkurrent Club Med?
Um in China eigene Hotels zu bauen, ist es für uns zu früh. Aber wenn Chinesen nach Europa reisen, müssen TUI-Marken wie TUI Blue, Riu und Robinson erste Wahl sein. Unser Ziel muss es sein, unsere Marke in China bekannt zu machen.

In Deutschland haben Sie zuletzt Marktanteile verloren. Rührt das nicht auch daher, dass Sie das meiste Geschäft über Reisebüros machen und online nur zwölf Prozent Ihres Umsatzes erzielen? In Großbritannien sind es 54 Prozent online.
Das halte ich nicht für ein großes Problem ...

... Sondern?
Wir müssen einfach da sein, wo unsere Kunden sind. Und wenn unsere Kunden in Deutschland derzeit noch lieber ins Reisebüro gehen, dann sind wir dort mit vielen Reisebüros besser aufgestellt. Natürlich wird online in Zukunft auch hier immer wichtiger. In Schweden hingegen haben wir nur noch ein Reisebüro, da sind wir fast ausschließlich online. Es gibt unterschiedliche Kulturen in Europa, die gilt es ernst zu nehmen. An erster Stelle muss der Kunde stehen.

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Großbritannien ist einer Ihrer stärksten Märkte, und die TUI-Aktie ist in London börsennotiert. Was passiert, wenn der Brexit kommt?
Großbritannien gehört zum Kern Europas. Wahrscheinlich würde das Pfund bei einem Brexit an Wert verlieren. Dadurch ließe die Kaufkraft der Kunden in einem unserer größten Märkte etwas nach. Aber im Grunde ist das momentan alles nur ein Blick in die Glaskugel mit vielen Unbekannten. Wir würden deshalb aber nicht unseren Börsensitz verlegen, falls Sie das meinen.

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