Tui-Hauptversammlung Türkei-Buchungen brechen um 40 Prozent ein

Nach dem Anschlägen in Istanbul sind die Türkei-Buchungen bei Tui massiv zurückgegangen. An den Konzernzielen will Tui-Chef Fritz Joussen trotzdem festhalten: Er hofft, dass die Urlauber stattdessen nach Spanien reisen.

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Die beliebtesten Reiseziele weltweit
Kapstadt, Südafrika Quelle: dpa
Eiffelturm Quelle: dpa
Casa Rosada, Buenos Aires, Argentinien Quelle: dpa
Kolosseum, Rom Quelle: dpa
Tower Bridge, London Quelle: REUTERS
Karlsbrücke, Burg in Prag, Tschechien Quelle: dpa
Pfirsichblüte, Hanoi, Vietnam Quelle: REUTERS

Weihnachten, erzählt Fritz Joussen, hat er dieses Jahr auf Fuerteventura gefeiert. Und im Sommer will er nach Italien fahren, in die Toskana. Der Chef von Europas größtem Reisekonzern Tui wählt damit dieses Jahr die gleichen Ziele wie Millionen andere Urlauber. Spanien und Italien sind die liebsten Urlaubsländer der Deutschen. Dieses Jahr könnte es an den Stränden und an den Hotelpools auf den kanarischen Inseln oder an der italienischen Küste noch voller werden als bisher. Denn die Anschläge in Tunesien, Ägypten und der Türkei haben die Reisenden verunsichert. Sie sehnen sich nach sicheren, bekannteren Reisezielen.

Um 40 Prozent sind alleine die Buchungen für die Türkei in den vergangenen Wochen eingebrochen, berichtete der Reiseveranstalter im Vorfeld seiner Hauptversammlung. An der Börse kam diese Nachricht gar nicht gut an: Die Aktie fiel am Morgen um mehr als 2,5 Prozent. Auf der Hauptversammlung will Tui-Chef Joussen seine Aktionäre beruhigen: Kein Problem, wir sind in der Lage, darauf zu reagieren. Statt in die Türkei will Europas größter Reisekonzern seine Gäste einfach nach Spanien weiterleiten.

Im ersten Quartal schrieb der Konzern mit Sitz in Hannover 101,7 Millionen Euro operativen Verlust – nicht unüblich im für Tourismuskonzerne immer schwierigen Winter. Im Vorjahresquartal lag der operative Verlust auf ähnlichem Niveau. Gewinn fahren die Unternehmen erst im Sommer ein. Joussen gibt sich zuversichtlich: Auch in diesem Jahr erwartet er zum Ende hin ein dickes Plus, trotz aller Krisen und Katastrophen. Um mindestens zehn Prozent  auf 1,1 Milliarden Euro soll das bereinigte Ergebnis wachsen.

Diese Nationen verreisen am meisten

Dabei setzt er auf das Kreuzfahrtgeschäft, vor allem aber auf eigene Hotels. Tui rühmt sich als integrativer Konzern, der im Gegensatz zu vielen Wettbewerbern sich nicht nur als Vermittler von Reisen versteht, sondern auch selbst noch Schiffe, Flugzeuge und Hotels besitzt. Das bedeutet: Wenn es gut läuft, kann Tui damit doppelt verdienen. Doch wenn es schlecht läuft, trägt Tui auch das doppelte Risiko.

Das gilt auch für die Türkei, dem bisher drittliebsten Urlaubsland der Deutschen: Dort ist Tui mit seinen Robinson-Clubs stark vertreten, die nun das Zögern der Gäste spüren. Knapp 1,9 Millionen Gäste hat Tui im vergangenen Geschäftsjahr in die Türkei geschickt. „Jetzt planen wir für eine Million Gäste“, sagte Joussen. Rund 500.000 Betten für diese Gäste hat Tui in eigenen Hotels oder bei Vertragspartnern – der Reisekonzern müsste Strafen an seine Partner zahlen, wenn er diese Zimmer nicht füllen kann.

Umso mehr kann sich Joussen über jeden Gast freuen, der in Spanien Urlaub macht. Dort wirbt Tui vor allem mit seinen Riu-Hotels. Der Reiseveranstalter hält rund die Hälfte der Anteile an der Hotelkette, die in vielen Regionen Marktführer ist.

Damit profitiert die Riu-Kette enorm von den nun nach Spanien strömenden Gäste: Schon im Winter, für Tui das erste Quartal des aktuellen Geschäftsjahrs, konnten die Riu-Hotels ihre Auslastung um 2,3 Prozent verbessern. Die Nachfrage treibt den Preis: Immer weniger Reiseveranstalter sind bereit, Last-Minute-Angebote und Rabatte zu vergeben. „Das ist einer der Gründe, warum unsere Riu-Hotels fast 13 Prozent höhere Durchschnittspreise haben“, sagte Joussen.

In den kommenden Jahren will Tui noch mehr Hotels eröffnen, auf den kapverdischen Inseln, aber auch in der Karibik. Schließlich herrscht dort im Gegensatz zur Türkei oder Nordafrika auch das ganze Jahr Urlaubswetter. 750 Millionen Euro will Joussen dafür alleine in diesem Jahr investieren.

Doch in der Türkei, in Ägypten oder Tunesien wird man davon wohl nichts merken. „Letztendlich ist unsere Philosophie, dass wir dann in die Gebiete zurückgehen, wenn es auf der Nachfrageseite möglich ist und geboten ist", sagt Joussen. Und die Gäste, so scheint es, wollen nach Spanien. Auch wenn sie dafür mehr zahlen müssen.

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