
Der umstrittene Flughafen Kassel-Calden kommt nicht aus den Schlagzeilen: Aus dem am Donnerstag geplanten ersten Linienflug von Kassel-Calden wurde nichts - er wurde gestrichen.
„Der Flug nach Split wurde abgesagt, der nächste reguläre Linienflug geht am 9. Mai“, sagte eine Flughafen-Sprecherin am Donnerstag. Gründe für die Absage nannte sie nicht, dies sei eine Entscheidung der Fluggesellschaft Croatia Airlines. Die Airline war für eine Stellungnahme zunächst nicht erreichbar.
Bereits direkt nach der Eröffnung des Flughafens waren Charterflüge gestrichen worden, einige Passagiere wurden damals zum Konkurrenzflughafen Paderborn gebracht. Der Regionalflughafen in Nordhessen war am 4. April eröffnet worden. 271 Millionen Euro, der Löwenanteil vom Land Hessen, flossen in den Bau. Ursprünglich waren einmal 151 Millionen Euro geplant. Kritiker befürchten dauerhafte Landeszuschüsse und eine zu geringe Auslastung wegen großer Konkurrenz durch Flughäfen wie Hannover oder Paderborn. Etwa ein Dutzend regelmäßige Flüge pro Woche stehen derzeit auf dem Sommerflugplan, vor allem zu den klassischen Touristenzielen Mallorca und Antalya. Für das Jahr 2020 sind 640.000 Passagiere geplant, dann soll der Flughafen kostendeckend arbeiten.
Die Grünen sehen durch den neuerlichen Flop ihre schlimmsten Befürchtungen noch übertroffen. In einer Mitteilung auf dem Bundespresseportal heißt es, der Flug nach Split sei wegen Passagiermangels angesagt worden. Auch in den letzten Tagen seien immer wieder Flüge abgesagt und die Passagiere an andere Flughäfen verwiesen worden. "Der Flughafen scheint ein Millionengrab zu bleiben. Durch die Unsicherheit, ob ein Flug stattfindet oder nicht, werden selbst die letzten Befürworter verärgert. Wer sich nicht sicher sein kann, ob sein gebuchter Flug auch stattfindet, bucht gleich von einem anderen Flughafen. Davon gibt es ja genügend rund um Kassel“, so die verkehrspolitische Sprecherin der Grünen im hessischen Landtag, Karin Müller. Den Hinweis der Geschäftsführerin des Flughafens Kassel-Calden schmetterte Müller ab: " Fakt ist: Diesen Flugplatz braucht offensichtlich niemand." Der Airport habe bislang "lediglich einen Nutzen für die ausführenden Bauunternehmen" gehabt.
Kritik kommt auch vom hessischen Steuerzahler-Bund: „Der Calden-Ausbau ist ein klassisches Beispiel für den fragwürdigen Umgang mit öffentlichen Mitteln“, schimpfte der Vorsitzende Joachim Papendick anlässlich der Eröffnung. In den kommenden Jahren sei „mit dauerhaften jährlichen Verlusten zu rechnen“.