Übernahme durch polnische LOT Unerwartete Turbulenzen beim Condor-Verkauf

Der Ferienflieger Condor wird an den polnischen Wettbewerber LOT verkauft werden, doch ein zentraler Gläubiger will scheinbar ein Exempel statuieren und torpediert den Insolvenzplan. Quelle: AP

Ein zentraler Condor-Gläubiger will den Insolvenzplan für den Ferienflieger verhindern – und damit den bereits beschlossenen Verkauf an den polnischen Wettbewerber LOT. Mit dem Manöver wolle „man an Condor ein Exempel statuieren“, heißt es im Umfeld der Airline.

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Das Überleben des Ferienfliegers Condor schien gesichert, die Übernahme durch den polnischen Wettbewerber LOT nur noch Formsache. Doch nun gibt es neue Schwierigkeiten bei der Condor-Rettung, berichtet die WirtschaftsWoche. Der Pensionssicherungsverein (PSV), einer der zentralen Gläubiger des Unternehmens, sei auf Konfrontationskurs und „lehnt den Insolvenzplan bislang ab“, heißt es im Unternehmensumfeld. Der Insolvenzplan regelt unter anderem, wie viel Geld die verschiedenen Gläubigergruppen aus dem Verkauf von Condor bekommen werden. Nach Aussage eines Insiders geht es dem PSV vor allem darum, dass der Investor LOT Pensionsverpflichtungen von Condor über rund 50 Millionen Euro übernimmt. Dabei spielt offenbar auch die Sorge des PSV eine Rolle, Firmen könnten sich über Schutzschirminsolvenzen ihrer Pensionsverpflichtungen entledigen. Aufgabe des PSV ist es, die betriebliche Altersversorgung im Insolvenzfall abzusichern. PSV-Vorstand Marko Brambach, der auch Mitglied im Condor-Gläubigerausschuss ist, wollte sich zu dem Vorgehen nicht äußern, man sei „zur Vertraulichkeit verpflichtet“.

„Scheinbar will man an Condor ein Exempel statuieren“, heißt es dagegen im Umfeld der Airline. Man sei „darauf vorbereitet“, könne das Verhalten aber nicht nachvollziehen, da man dem PSV bereits in mehreren zentralen Punkten sehr weit entgegengekommen sei. Der Pensionssicherungsverein werde durch den Insolvenzplan erheblich bessergestellt als alle anderen Gläubiger. Zudem würde im Condor-Planverfahren, anders als offenbar vom PSV befürchtet, auch kein Altgesellschafter begünstigt.

Der PSV hat dennoch bereits versucht, den Insolvenzplan als „unzulässig“ zurückweisen zu lassen, scheiterte aber vor dem Amtsgericht Frankfurt. Das Gericht legte den 12. März als finalen Abstimmungs- und Erörterungstermin fest. Dann sollen die Gläubiger im Frankfurter Kolping-Hotel über den Insolvenzplan entscheiden und so den Weg frei machen für den Verkauf an LOT. Lehnt der PSV den Insolvenzplan bei dem Treffen ab, kann er zwar überstimmt werden, könnte aber wiederum Beschwerde einlegen. „Gemäß geltenden Rechts ist es allen Gläubigern, wie in jedem anderen Verfahren auch, möglich, unter Einhaltung einer vorgegebenen Frist Rechtsmittel gegen das Abstimmungsergebnis einzulegen“, sagt eine Condor-Sprecherin. „Rein vorsorglich“ bereite sich Condor auf diesen Fall vor.

Tatsächlich gelten die juristischen Erfolgsaussichten des PSV als überschaubar, da durch das Planverfahren und den Verkauf an LOT alle Gläubiger bessergestellt werden als im Abwicklungsfall. Trotzdem gibt es erhebliche Risiken – vor allem für den Zeitplan des Verkaufs: Eine rechtliche Klärung könnte für erhebliche Verzögerungen sorgen. So wird der Investor LOT den Kaufpreis erst überweisen, wenn der Insolvenzplan Rechtskraft erlangt hat. Zudem besteht die Gefahr, dass sich LOT, aufgeschreckt vom Powerplay des PSV, wieder zurückzieht. Man gehe „fest davon aus“, dass der Plan im vorgesehenen Zeitrahmen umgesetzt werden wird, teilt dagegen Condor mit.

Dem Vernehmen nach ist das PSV-Vorgehen allerdings bereits Thema im Bundeswirtschaftsministerium. Nach der Pleite des britischen Reiseveranstalters Thomas Cook im September hatte sich Condor nur mit einem staatlichen Überbrückungskredit in der Luft gehalten. Die Bundesregierung und das Land Hessen bürgten für KfW-Darlehen von 380 Millionen Euro, um die Suche nach einem Käufer zu erleichtern. Ende Januar präsentierte die Airline dann die polnische LOT und sorgte bei den 4700 Mitarbeitern für Erleichterung. Inzwischen hat auch das Bundeskartellamt die Übernahme genehmigt und Reiseveranstalter, die mit Condor zusammenarbeiten, wollen dem Unternehmen treu bleiben.

Auch Reiseveranstalter, die mit Condor zusammenarbeiten, begrüßten die Übernahme. „Wir werden als großer Kunde an Bord bleiben“, sagte Lionel Souque, Chef des Handels- und Touristikkonzerns Rewe, der WirtschaftsWoche. Mit 6,6 Milliarden Euro Umsatz ist die Rewe-Tochter DER Touristik der nach Tui zweitgrößte Reiseveranstalter Europas - und einer der wichtigsten Partner für Condor.

Ursprünglich hatte die DER Touristik im Verbund mit weiteren Reiseanbietern und Finanzinvestoren eine direkte Beteiligung an Condor erwogen. Das wäre aber „nur eine Notlösung“ gewesen, um nach Air Berlin nicht eine weitere Airline zu verlieren, so Souque. „Insofern bin ich froh über die sehr gute LOT-Lösung.“

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