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Übernahmegespräche Vodafone-Chef in Erklärungsnot

Erst wollte er nicht, nun will er doch. Vodafone-Chef Vittorio Colao hatte schon einmal die Chance, Kabel Deutschland zu kaufen - und lehnte ab. Dies kann sich jetzt als fundamentale Fehlentscheidung entpuppen.

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Vodafone-Chef Colao wollte Kabel Deutschland 2010 nicht haben - und muss sich nun zu Recht fragen lassen, warum nicht. Quelle: REUTERS

Vodafone hat offiziell bestätigt, Interesse am Netzbetreiber Kabel Deutschland zu haben. Die Gerüchte geisterten seit Wochen durch die Medien, doch vieles schien gegen ein ernsthaftes Interesse der Briten an den Deutschen zu sprechen.

1. Vodafone-Chef Vittorio Colao verweigerte bereits einmal seine Zustimmung zum Kauf von Kabel Deutschland. Das war im Februar 2010. Der damalige Chef Friedrich Joussen hatte die Übernahme vorbereitet. Vodafone, so Joussens Plan, hätte den TV-Kabelnetzbetreiber für deutlich weniger als zwei Milliarden Euro übernommen und wäre – mit 34,6 Millionen Mobilfunkteilnehmern, neun Millionen TV-Kunden und 4,7 Millionen Internet-Benutzern – zum Superkonkurrenten der Deutschen Telekom aufgestiegen. Doch der gebürtige Italiener Coalo sprach sein Veto aus. Joussen blieb nichts anderes übrig, als Plan B einzuschlagen  - am 23. Februar 2010 ging Kabel Deutschland an die Börse. Diese Entscheidung war es auch, die letztlich zum Zerwürfnis zwischen Joussen und Colao führt. Joussen verließ den Konzern Anfang 2012.

Kennzahlen Kabel Deutschland

2. Erst vor wenigen Wochen hat Vodafone mit der Deutschen Telekom vereinbart, künftig das Turbointernet - neudeutsch Vectoring - des deutschen Konzerns nutzen zu dürfen. Die Telekom baut ihr Hochgeschwindigkeitsnetz mit der neuen Vectoring-Technologie aus, die Geschwindigkeiten von bis zu 100 Megabit pro Sekunde erlaubt - bisher waren 50 Megabit pro Sekunde möglich. Vodafone soll dem Vertrag nach sowohl VDSL-, als auch die künftigen Vectoring-Anschlüsse beziehen. Vor allem in den Ballungsgebieten und Städten wollen die Briten das Festnetz-Produktportfolio ausbauen und verstärkt das eigene IP-TV Angebot vermarkten. Schon jetzt überweist Vodafone jährlich rund eine halbe Milliarde Euro an Mietgebühren für die Breitbandanschlüsse an die Deutsche Telekom. Mit VDSL wird sich dieser Betrag deutlich erhöhen.

Dass Vodafone gerade jetzt, kurz nachdem der Entschluss gefallen ist, bei der Telekom als Netz-Untermieter einzuziehen, offiziell Interesse am Kauf eines eigenen Netzbetreibers bekundet, ist daher mehr als überraschend. Kommt es zu einem Abschluss, käme dies auch einem Schuldeingeständnis von Colao gleich, der den Deal 2010 noch ablehnte. Heute zeigt sich, dass Joussens Plan genial und das No der Konzernzentrale eine Fehlentscheidung war. Durch die hohen Zuwächse bei den superschnellen Internet-Verbindungen konnte Kabel Deutschland seine Börsenkapitalisierung auf inzwischen 6,6 Milliarden Euro verdreifachte. Durch die Wertsteigerung hätte Vodafone die Übernahme locker refinanziert.

Nun wird Vodafone deutlich mehr auf den Tisch legen müssen. Die Analysten der Investmentbank MainFirst erklärten, eine Offerte müsse bei 80 Euro je Aktie liegen. Damit müssten die Briten einschließlich der zuletzt 2,8 Milliarden Euro Schulden von Kabel Deutschland fast zehn Milliarden Euro ausgeben.

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