Umbau bei Tui Joussens Räumungsverkauf

Die Hotel-Datenbank „Hotelbeds“ hat Tui schon länger verkauft, bald könnten die Hapag-Lloyd-Anteile folgen. Der Reisekonzern verdient kräftig am Verkauf von Firmentöchtern. Das Geld steckt der Firmenchef in den Umbau.

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Der Tui-Chef freut sich darauf, schon bald die Anteile an der Container-Reederei Hapag-Lloyd verkaufen zu können. Quelle: dpa

Düsseldorf Der Kursanstieg bei der Container-Reederei Hapag-Lloyd lässt Tui-Chef Fritz Joussen alte Verkaufspläne wieder aus der Schublade holen. Man wolle das Aktienpaket von 12,5 Prozent möglichst bald abgeben, erklärte er bei der Vorlage des Jahresberichts.

Nach Hapags Börsengang Anfang November 2015 hatten die Papiere deutlich an Wert verloren, was ihr Abstoßen mit einem hohen Verlust belastet hätte. Doch die Übernahme des deutschen Rivalen Hamburg Süd durch Maersk leitete Anfang Dezember die Kurswende ein. Die Hapag-Papiere kletterten nahezu auf ihren Ausgabewert von 20 Euro, was die Trennung für Tui nun attraktiver macht. Gibt Joussen das Paket komplett ab, winken ihm nach heutigem Börsenkurs Einnahmen von fast 300 Millionen Euro.

Der angekündigte Deal ist nur ein Teil des Räumungsverkaufs, mit dem Europas größter Reisekonzern sein Geschäft umbaut. Auch die Spezialisten-Sparte „Travelopia“, in der Joussen 50 Luxus-, Abenteuer- und Sprachreise-Veranstalter vereint hat, steht zum Verkauf. Es gebe zahlreiche Interessenten, sagte der Tui-Chef, bis Ende März 2017 rechne er mit dem Verkauf. Insider erwarten einen Erlös von 500 bis 600 Millionen Euro.

Schon im abgelaufenen Geschäftsjahr brachte ein Mega-Verkauf den im britischen Börsensegment FTSE 100 gelisteten Touristikkonzern deutlich nach vorne. Für 1,2 Milliarden Euro trennte sich Tui von der Hotel-Datenbank „Hotelbeds“. Weil sie in der Bilanz mit einem weitaus niedrigeren Buchwert angesetzt war, kassierte Tui einen Sondergewinn von 681 Millionen Euro nach Steuern. Das trieb den Konzerngewinn, der auf die Tui-Aktionäre entfällt, im September beendeten Geschäftsjahr erheblich nach oben. Statt der 340 Millionen Euro vom Vorjahr blieben nun 1,04 Milliarden Euro in der Kasse. Die Dividende soll deshalb von 56 Cent auf den Rekordwert von 63 Cent pro Aktie angehoben werden.

Gleichzeitig versprach Joussen, die Investitionen von zuletzt 642 Millionen auf rund eine Milliarde Euro zu erhöhen. Fließen soll das Geld vornehmlich in eigene Hotels und Kreuzfahrtschiffe. „Wir wandeln uns damit von einem Reiseveranstalter zu einem Anbieter von Hotels und Schiffen mit integriertem Vertrieb“, erklärte der 53-jährige Vorstandschef.

Unter Druck geraten war Tui zuletzt durch die Krise in der Türkei, Anschläge in Frankreich und Terrorattacken in Nordafrika. Die Aktie verlor binnen Jahresfrist ein Fünftel an Wert. Zu unrecht, wie die Geschäftszahlen zeigen. Mit einem operativen Ertragszuwachs von 14,5 Prozent übertraf Tui die eigenen Ziele und Einschätzungen der Analysten, wie Zafer Rüzgar von Independent Research bestätigt: „Durch die Expansion in der Kreuzfahrt und im Hotelsektor ist es gelungen, diese Krisen auszugleichen.“ Die Dividende falle nun höher aus als erwartet, und der Anstieg sei gerechtfertigt.

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