Hinter vorgehaltener Hand werfen Konkurrenten Hoffmann vor, er wolle sich auf Kosten anderer als oberster Datenschützer profilieren. Den Kajomi-Chef ficht derlei Kritik nicht an: „Wachstum ist nur möglich, wenn die gesamte Branche sauber arbeitet“, sagt der 41-Jährige. Die Branchenvertretung Deutscher Dialogmarketing Verband (DDV) schwört zwar ihre Mitglieder mit einem Ehrenkodex darauf ein, „dass niemand gegen seinen Willen E-Mails zugesendet bekommt“. Doch gegen Verstöße gehe der DDV viel zu langsam vor. „Kunden brechen weg, weil andere Anbieter uns mit dem Faktor zehn unterbieten“, sagt Hoffmann. Wenn mehrere Vermarkter E-Mail-Adressen nutzen, refinanziert sich die einmal eingekaufte Liste schneller.
Beim DDV wacht das Council Digitaler Dialog darüber, dass sich die Mitglieder an den Ehrenkodex halten. Dessen Vorsitzender Sebrus Berchtenbreiter unterstützt alle Initiativen, die Missbrauchsfälle aufdecken. Denn er will schärfer gegen E-Mail-Sünder vorgehen. Das Council will eine „neutrale Instanz schaffen“, die – wie von Kajomi bereits erfolgreich praktiziert – mit verdeckten E-Mail-Adressen Nutzer illegaler Adresslisten in den eigenen Reihen aufspürt.
„Das Projekt befindet sich im nicht öffentlichen Testbetrieb“, sagt Berchtenbreiter, im Hauptberuf Geschäftsführer der Agentur promio.net in Bonn. Eine Entscheidung über die offizielle Einführung soll noch in diesem Jahr fallen.
Wie hilfreich solch eine Instanz wäre, erlebte auch die WirtschaftsWoche. Auf die Bitte um Stellungnahme bekam die Redaktion vom verurteilten Schweizer Unternehmen adMedialis keine Antwort.
Stattdessen trudelte kurz vor Ablauf der Antwort-Frist eine Werbemail für ein Gewinnspiel des schwedischen Möbelhauses Ikea ein. Ohne Einwilligung hatte adMedialis die E-Mail-Adresse des Redakteurs in ihren Werbeverteiler aufgenommen – und damit gegen den Ehrenkodex und geltendes Recht verstoßen.