Unister-Insolvenz Rockaway Capital übernimmt Ab-in-den-Urlaub.de und fluege.de

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Über Kaufpreis wurde Stillschweigen vereinbart

Anfang Dezember konnte Flöther mittteilen, die Unternehmensgruppe sei knapp fünf Monate nach den ersten Insolvenzanträgen wieder in der Gewinnzone. Die Buchungszahlen in den Sparten Flug und Touristik würden steigen.

Das dürfte nun auch die Zahlungsbereitschaft des Käufers Rockaway erhöht haben, der von den Rockaway Capital wurde von PricewaterhouseCoopers sowie der Kanzlei Latham & Watkins beraten wurde.

Über den Kaufpreis wurde zwar Stillschweigen vereinbart. Flöther deutete aber an, dass der gezahlte Preis dem Marktwert der Geschäftsbetriebe entspricht. „Die Gläubiger der Unister Travel-Gesellschaften können nun mit einer guten Quote rechnen“, so der Insolvenzverwalter.

Inwieweit Erlöse auch an die Konzernmutter und damit an deren Gläubiger weitergereicht werden, ist noch unklar. Insgesamt haben Gläubiger Forderungen über 163 Millionen Euro zur Insolvenztabelle der Unister Holding angemeldet. Unter ihnen sind Krankenkassen, Finanzbehörden, die Bundesagentur für Arbeit sowie die Förderbank des Freistaats Sachsen.

Der operative Einsatz des Verwalters ist mit dem Verkauf zwar zum größten Teil erledigt, allerdings dürfte sich das Verfahren selbst noch über Jahre erstrecken. So müssen undurchsichtige Verrechnungsposten und Leistungen zwischen diversen Konzerngesellschaften geprüft werden. Auch mögliche Anfechtungsansprüche wird Flöther nun unter die Lupe nehmen.

Parallel zu den Aufräumarbeiten des Verwalters läuft die juristische Aufarbeitung des Falls an. So hat die Generalstaatsanwaltschaft Dresden Anklage gegen einen Finanzvermittler erhoben. Dem 69 Jahre alten Mann aus Unna in Nordrhein-Westfalen werfen die Ermittler vor, ein betrügerisches Kreditgeschäft mit Unister-Chef Wagner eingefädelt zu haben, bei dem dieser um mehr als eine Million Euro betrogen worden war.

So hatte der Kreditvermittler Wagner gegen „Provision“ Kontakt zu einem angeblichen israelischen Diamantenhändler vermittelt. Bei einem Treffen in Venedig sollte Wagner von dem Diamantenhändler 15 Millionen Euro in bar erhalten. Statt der Summe wurde ihm nach Ansicht der Ermittler aber nur ein Koffer mit Falschgeld angedreht. Nur die oberste Lage von 20.000 Schweizer Franken sei echt gewesen.

Auf der Rückreise von Venedig nach Leipzig starb Wagner beim Absturz des Privatflugzeuges in Slowenien. Außer ihm kamen noch drei weitere Menschen ums Leben. Unister stellte wenige Tage später den Insolvenzantrag. „Tatsächlich klingt der Vorgang für mich eher nach einem Krimi als nach einem klassischen Insolvenzfall“, sagte Flöther damals der WirtschaftsWoche.

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