Unternehmensberatung Eine Klasse für sich

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Chance für kleine Berater

A.T. Kearney-Chef Martin Sonnenschein Quelle: Andreas Chudowski für WirtschaftsWoche

Die Tatsache, dass vor allem PwC so durchgestartet ist, dürfte den großen Strategieberatungshäusern zu denken geben. Zwar heißt es, PwC und KPMG hätten noch längst nicht das Niveau eines Vollsortimenters á la McKinsey erreicht. Doch die Berater von PwC, KPMG und Deloitte sind dabei ihr Know-how über die Themen Finanzsteuerung und Risikomanagement hinaus auszuweiten. Sollte die EU-Kommission sich mit ihrem Gesetzesvorhaben, Prüfung und Beratung strikter voneinander zu trennen, nicht durchsetzen könnten, müssen sich die Unternehmensberater warm anziehen.

Topberatungen und Spezialisten aus dem Mittelfeld holen auf

Die eigentlichen Gewinner der Rankingumfrage und Nutznießer der Grabenkämpfe der Klassen-Primusse sind jedoch ihre Wettbewerber im Mittelfeld. „So hat Bain bei dem wichtigsten Bewertungskriterium, der Fähigkeit das Betriebsergebnis bei den Kunden zu verbessern, enorm zugelegt.

Den Bainies gelang sogar in dieser Bewertungskategorie der beachtliche Sprung von Platz zehn auf Platz drei“, so Höselbarth. Bain-Deutschlandschef Rolf-Magnus Weddigen freut sich über das gute Abschneiden seiner Truppe und führt den Image-Aufstieg von Bain im deutschen Markt auf konstant harte Arbeit und zum Teil auch auf die Tatsache zurück, dass es seinem Haus in den letzten Jahren gelungen sei, so manchen Beratungsexperten von namhaften Wettbewerbern abzuwerben. „Wir schreiben bei Bain in Deutschland seit Jahren eine klare Wachstumsstory und gewinnen Marktanteile hinzu.“

Generell sind dem aktuellen Berater-Ranking zufolge die kleineren Beratungen auf dem aufsteigenden Ast. Das gilt vor allem für mittelständische Beratungshäuser wie den Pricing-Spezialisten Simon Kucher & Partners und den Experten für Unternehmenssteuerung und Controlling Horváth, die beide über ein sehr spitzes Markenprofil verfügen. Dahinter steckt der verständliche Wunsch auf Kundenseite für die Beratungshonorare auch erkennbare Ergebnisse zu erhalten.

„Die Unternehmen wollen weniger, aber dafür bessere Berater“, sagt Antonio Schnieder, Präsident des Bundesverbandes deutscher Unternehmensberater (BDU). „Sie achten noch mehr als früher darauf, dass die Beratungskosten nicht aus dem Ruder laufen, erwarten aber gleichzeitig von ihren Consultants, dass sie über profunde Erfahrungen in ihrer Branche und fundiertes Spezialwissen zugleich verfügen.“

Zudem steigt der Druck auf die Beratungshäuser, Strategien vor dem Hintergrund der globalen Gesamtentwicklung entwickeln und bewerten zu können. „Global vernetzt zu sein und auch über eigene Geschäftserfahrungen in den Wachstumsmärkten Asiens und Lateinamerikas zu verfügen, dieser Anforderung müssen sich auch kleinere Beratungshäuser früher oder später stellen, wollen sie langfristig im Markt Bestand haben“, urteilt Schnieder.

Beraterbranche rechnet auch 2012 mit einstelligem Wachstum

Und mit welchen Erwartungen gehen die Berater an das Jahr 2012 heran? Im Februar dieses Jahres prognostizierte der BDU der Beraterbranche noch einen Mehrumsatz von sieben Prozent. „Und wir sind nach wie vor davon überzeugt, dass wir mit dieser Prognose richtig liegen“, urteilt Schnieder heute. „Auch wenn sich im letzten Quartal erste Bremsspuren bei den Auftragseingängen abgezeichnet haben. In 2012 werden wir wieder ein Wachstum im einstelligen Bereich in unserer Branche sehen.“

Für A.T. Kearney-Chef Martin Sonnenschein stehen im kommenden Jahr die nächste Stufe der Globalisierung sowie der Umbau der Finanzdienstleistungs- und Energiebranche ganz oben auf der Agenda. Die anhaltende Unruhe auf den Finanzmärkten wird für viele Unternehmen das Geschäft weiterhin schwer kalkulierbar machen und zu Herausforderungen in den Lieferketten führen. „Den weiter steigenden Kostendruck im Griff zu behalten und das Cash Management so zu gestalten, dass die Liquidität konstant gesichert bleibt, wird ebenfalls weiterhin höchste Priorität haben“, so Sonnenschein.

Bain-Chef Rolf-Magnus Weddigen sieht sogar so etwas wie eine neue Dekade der Strategie anbrechen: „Wir sprechen zurzeit mit unseren Kunden sehr viel über das Jahr 2020. Die Unternehmen wollen wissen, wohin sich Technik, Gesellschaft und Wirtschaft zukünftig entwickeln. Gerade weil es so viel schwerer geworden ist, die Entwicklung der nächsten sechs oder zwölf Monate einzuschätzen und die Firmen in Szenarien planen und denken müssen, haben Langfrist-Strategien wieder an Bedeutung gewonnen“.

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