Doch noch mehr Wettbewerb will sich auch Ex-Angreifer Becker nicht stellen. Das zeigt der Widerstand des Düsseldorfers und des ganzen Gewerbes gegen die neuen Player wie Uber oder MyTaxi. So beschwerte sich Becker vor ein paar Tagen bei der Stadt Düsseldorf, dass MyTaxi für fünf Euro Gutscheine verkaufte, mit dem Kunden Taxifahrten im Wert von zehn Euro unternehmen konnten. „MyTaxi hat sich so Kunden gekauft“, indem das Unternehmen die festen Taxitarife unterlaufe, schimpft Becker.
Seit Anfang September gehört MyTaxi zu 100 Prozent dem Autokonzern Daimler. Das Start-up vermittelt Kunden per Smartphone-App direkt an Taxifahrer. Dadurch bringt MyTaxi Funkzentralen wie Rhein-Taxi letztlich um ihre Einnahmen und kassiert seinerseits eine Provision von den Taxifahrern. Der Vorteil für den Kunden liegt darin, dass er so teilweise schneller ein Taxi erhält, im Gegenzug hoffen Taxifahrer, ihre Auslastung zu erhöhen.
Doch wie der neue Wettbewerb ausgeht, ist völlig offen. In München vermitteln MyTaxi und vergleichbare Anbieter erst drei Prozent aller Fahrten. Zudem haben die Taxizentralen mit „Taxi Deutschland“ und „Taxi.eu“ eigene Apps gestartet, um Fahrer zu vermitteln und so ihre Einnahmen zu sichern. Viele Fahrer ärgert, dass MyTaxi seit Anfang des Jahres statt 79 Cent pro Fahrt zwischen 3 und 15 Prozent des Fahrpreises an Provision verlangt.
Zukunft des Taxigewerbes?
Die große Schlacht steht dem Gewerbe aber mit US-Konkurrent Uber bevor, der Privatleute mit Auto anheuert und sie mittels der Smartphone-App UberPop gegen Provision pro Fahrt in sein Vermittlungsnetz einbindet. Zwar gelang es Uber vergangene Woche, eine einstweilige Verfügung des Landgerichts Frankfurt zu kippen, die dem Unternehmen deutschlandweit den Betrieb untersagte. Doch ließen die Richter durchblicken, dass sie wenig Hoffnung für Uber sähen, weil die Fahrer ohne vorgeschriebenen Personenbeförderungsschein arbeiten.
Damit stellt sich die Frage, wie ein Taxigewerbe in Zukunft aussehen könnte, das ohne Gesetzesbrüche und dunkle Geschäfte auskommt, aber das Angebot verbessert und die Möglichkeiten der Digitalisierung nutzt. Die Angst vor einer Heerschar von Mikrounternehmern, die auf Abruf die ohnehin meist kargen Löhne der etablierten Taxifahrer drücken, ist groß.
Angreifer Uber, der als bloßer Vermittler arbeitet und dafür Provisionen kassiert, zahlt keine Sozialbeiträge wie die ehrlichen Taxiunternehmer. Zudem wälzt das Unternehmen Kosten wie höhere Versicherungsprämien für die gewerbliche Beförderung von Personen voll auf die Fahrer ab.
Vor diesem Hintergrund hat die Monopolkommission Ideen vorgelegt, wie eine Liberalisierung des Markts aussehen könnte. Wichtigster Punkt: Die Kommunen sollen, wie in Hamburg oder Berlin, die Zahl der Taxis nicht mehr beschränken. Damit würde der Schwarzmarkt für Konzessionen, sofern ein Graumarkt wie in Hamburg unterbunden wird, trockengelegt.
Qualität der Fahrzeuge und Service
Ebenso plädieren die Wissenschaftler für die Abschaffung fester Tarife. Die Aussicht auf höhere Preise brächte Unternehmer dazu, in die Qualität ihrer Fahrzeuge zu investieren und besseren Service anzubieten. Zur „Gewöhnung der Fahrgäste an die Liberalisierung“ empfiehlt die Kommission Höchstpreise für einen Übergangszeitraum von drei Jahren.
Gleichwohl erachten die Wissenschaftler eine „qualitative Regulierung“ weiterhin für nötig. Das heißt, auch künftig soll sich nicht jeder x-Beliebige hinters Steuer setzen und gewerblich Menschen befördern dürfen. „Wir fordern eine weitgehende Liberalisierung bei gleichzeitiger Einhaltung von Mindeststandards“, sagt Nils-Peter Schepp, Ökonom bei der Monopolkommission. Es gehe darum, den Wettbewerb „auf unternehmerischer Seite“ anzuheizen. Mindeststandards zur Verkehrssicherheit der Autos und Eignung des Fahrers müssten eingehalten werden.
Das Unterwandern der Standards wie etwa von Uber sieht die Kommission kritisch. Einige Anforderungen wie die Ortskundeprüfung seien jedoch in Zeiten der Navigationsgeräte kritisch zu hinterfragen.
Einer der neuen Angreifer, der große Zukunft in der Personenbeförderung sieht, ist ein alter. Von Oktober an bietet Rhein-Taxi-Chef Becker in Düsseldorf seinen neuen „3111000 Mietwagen Service“ an. „Bei uns kann man das Auto auch telefonisch ordern“, sagt Becker. Das gehe bei den Wettbewerbern nicht.
Ob das Telefon die richtige Antwort auf die Smartphone-Apps ist, fragt sich Becker nur am Rande. Für ihn zählt das Wohlsein des Kunden – und sein eigener Werbespruch: „Ein schönes Gefühl, in guten Händen zu sein.“