UPS kauft TNT Deutsche Post kann von Übernahme profitieren

Der niederländische Logistikkonzern TNT Express wird vom US-Rivalen UPS geschluckt. Warum das für die Deutsche Post letzten Endes von Vorteil ist.

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Fahrräder stehen vor einer Filiale des privaten Briefzustellers

Es wirkte wie ein letztes Aufbäumen vor der Niederlage. Knapp fünf Milliarden Euro bot der US-Logistikkonzern UPS für den niederländischen Rivalen TNT Express im Februar. Trotzdem präsentierte TNT-Chefin Marie-Christine Lombard den Logistiker bei der Vorlage der Bilanz 2011 vergangenen Monat „als unabhängiges Unternehmen“ – mit guten Wachstumsperspektiven in Europa. Auf die US-Offerte ging die Französin gar nicht ein.

TNT ist zu klein zum Überleben

Doch so sehr die 53-jährige Managerin das Angebot aus Übersee ignorieren mochte, so gering waren schon zu dieser Zeit ihre Chancen, sich gegen den Untergang zu stemmen. Jetzt gab UPS bekannt, TNT Express für  5,2 Milliarden Euro schlucken zu wollen. Die Unternehmen scheinen sich einig. Der Kaufvertrag könnte noch diese Woche unterzeichnet werden. TNT ist als weltweite Nummer vier zu klein, um im globalen Expressmarkt dauerhaft zu bestehen. Probleme in Brasilien und China zogen die Bilanz 2011 ins Minus. Der Konzern, einst Vorbild seiner Branche, meldete bei einem Umsatz von sieben Milliarden Euro einen Verlust von 270 Millionen Euro.

Auf den ersten Blick wirkt die Deutsche Post mit ihrer Tochter DHL Express als der große Verlierer einer Übernahme von TNT durch UPS. Der gelb-rote Marktführer bei der termingerechten Zustellung von Waren und Dokumenten in Europa verliert dadurch seine Spitzenstellung. UPS und TNT schießen mit einem Marktanteil von zusammen 39 Prozent vor auf Platz eins. Doch der Abstieg auf Rang zwei täuscht darüber hinweg, dass DHL und die Deutsche Post unterm Strich profitieren. Spitzenmanager des Bonner Konzerns sehen die Offerte mit Gelassenheit. „Wird TNT geschluckt, fällt ein Wettbewerber weg“, heißt es aus dem Umfeld von Expresschef Ken Allen. Das könnte den Druck auf die Preise mindern und DHL bei der Kundenakquise helfen.

Kartellrechtlich nicht unbedenklich

Mitarbeiter sortieren im Gebäude des Regio Service Frankfurt für das private Unternehmen TNT Post die Post vor Quelle: dpa

Branchenexperten sehen das ähnlich. „Es ist sehr gut möglich, dass eins plus eins am Ende nur 1,7 ergibt“, sagt der Hamburger Logistikberater Horst Manner-Romberg. Mit der  Übernahme von TNT durch UPS fällt der preisaggressivste Konkurrent innerhalb Europas weg. TNT habe sich das Geschäft von Expresssendungen, die garantiert innerhalb weniger Stunden oder eines Tages zugestellt werden, mit teils deutlichen Rabatten von bis zu 50 Prozent erkauft. Ohne TNT könnte DHL Geschäft von TNT-Kunden zurückholen.

Die Rechnung ohne das Kartellamt gemacht

Zudem dürften beide Rivalen „mehrere Jahre damit beschäftigt sein, die Integration der Unternehmen voranzutreiben“, heißt es bei einem hochrangigen DHL-Manager. Zwar ergänzen sich beide Unternehmen. So verfügt UPS innerhalb Europas über ein gutes Luftfrachtnetz, TNT wuchert beim Landtransport mit großer Flotte von Lastwagen. Doch der Zusammenschluss von Logistiknetzwerken gilt als schwierig. Die Deutsche Post weiß das aus Erfahrung. Der Einstieg in den Transport von Expresssendungen innerhalb der Vereinigten Staaten 2003 scheiterte. Sechs Jahre später zog sich DHL zurück. Das Abenteuer kostete 7,5 Milliarden Euro. Nun setzt DHL ausschließlich auf internationale Transporte.

Ohnehin könnte UPS mit TNT an kartellrechtliche Grenzen stoßen. Deutsche-Post-Manager erwarten „erhebliche regulatorische und wettbewerbsrechtliche Bedenken“. „Wir gehen davon aus, dass es eine vertiefte Prüfung durch die EU-Kommission geben wird“, sagte ein Post-Sprecher am Montag. In Deutschland, Großbritannien, den Beneluxländern und auch in Skandinavien sind beide Unternehmen so stark, dass zusammen eine marktbeherrschende Stellung erwachsen könnte. Sollte die EU-Kommission verlangen, Teile des Geschäfts abzugeben, würde das die Investition für UPS unrentabler machen.

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