Urlaub in Corona-Zeiten „Wenn wir Himmelfahrt öffnen können, kommen wir mit einem blauen Auge davon“

Obwohl vor allem die Gäste aus dem Ausland wegen der Pandemie nicht anreisen konnten, zählten die Campingplätze im vergangenen Sommer 6,1 Prozent mehr Übernachtungen. Quelle: obs

Erholung trotz Pandemie bedeutete für viele Menschen Sommerurlaub auf einem inländischen Campingplatz oder in der Ferienwohnung. Für die Anbieter war das ein Lichtblick im Krisenjahr 2020. Setzt sich der Trend fort?

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Campingplatz an der Nordsee oder Ferienwohnung in Bayern statt Fernreise: Die Corona-Pandemie hat die Urlaubspläne vieler Menschen im vergangenen Jahr durcheinandergewirbelt. Zumindest im Sommerhalbjahr von Mai bis Oktober 2020 profitierten davon Vermieter von Ferienhäusern und Campingplatzbetreiber in Deutschland, wie aus Daten des Statistischen Bundesamtes vom Mittwoch hervorgeht. Mit Buchungen für diesen Sommer halten sich viele Urlaubshungrige nach Beobachtung des Deutschen Ferienhausverbandes (DFV) bislang mit Ausnahme besonders begehrter Ziele noch zurück. Die Campingwirtschaft hofft auf Öffnungen spätestens zu Christi Himmelfahrt (13. Mai).

Obwohl vor allem die Gäste aus dem Ausland wegen der Pandemie nicht anreisen konnten, zählten die Campingplätze im vergangenen Sommer 6,1 Prozent mehr Übernachtungen. Auf das ganze Jahr gesehen gab es dann aber doch ein Minus von 5 Prozent im Vergleich zum Rekordjahr 2019. Vor allem im Frühjahr und zum Jahresende hatte es Lockdowns mit Beherbergungsverboten gegeben. Es war nach Angaben der Campingwirtschaft aber immer noch das drittbeste Jahr. Die Branche kam damit überdurchschnittlich gut durch die Krise. Wie sich die Geschäfte in diesen Jahr entwickeln werden, hängt vor allem von der Pandemie und den Entscheidungen der Politik ab.

„Wenn wir Himmelfahrt öffnen können, können wir in diesem Jahr mit einem blauen Auge davon kommen“, sagte der Geschäftsführer des Bundesverbandes Campingwirtschaft, Christian Günther. „Die Vorausbuchungen für Himmelfahrt, Pfingsten und den Sommer sind besser als im Vorjahr.“ Aktuell gingen allerdings kaum noch neue Buchungen ein.



Auch Ferienwohnungen wurden verstärkt von Menschen aus Deutschland genutzt, während Gäste aus dem Ausland im großen Maße ausblieben. Im Sommer ergab sich so ein leichter Zuwachs bei den Übernachtungen von 0,9 Prozent, während es im Gesamtjahr 13,7 Prozent weniger Übernachtungen in Ferienwohnungen gab als 2019. Das ist im Vergleich zum gesamten Beherbergungsgewerbe einschließlich der Hotels noch glimpflich, denn branchenweit betrug der jahresbezogene Rückgang sogar 39 Prozent.

Das Statistische Bundesamt wertet gewerbliche Ferienhausanbieter mit mindestens zehn Schlafgelegenheiten aus. Bei Privatvermietern, die nach Angaben des Branchenverbandes DFV rund 70 Prozent des Marktes ausmachen, dürfte die Entwicklung im vergangenen Jahr ähnlich gewesen sein. „Das ausgefallene Ostergeschäft und der zweite Lockdown ab Herbst haben die Bilanz 2020 massiv belastet“, berichtete Michelle Schwefel, die Geschäftsstellenleiterin des Verbands.

Mit Blick auf die laufende Saison sagte Schwefel: „Wir erleben generell eine wachsende Buchungszurückhaltung. Die Menschen sind durch die Erfahrung des vergangenen Jahres verunsichert, als Reisen wegen der Pandemie abgesagt werden mussten.“

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Aktuell liegt die Auslastung für diesen Sommer Schwefel zufolge bei 30 bis 80 Prozent. Bei besonders beliebten Zielen, beispielsweise den Nordseeinseln oder der Ostseeinsel Usedom seien es etwa 80 Prozent. „Dort bekommt man nicht mehr unbedingt das Quartier, das man gerne haben möchte. Sehr beliebte Ziele und Unterkünfte sind im Sommer in der Regel immer sehr schnell ausgebucht.“

Mehr zum Thema: Urlaube im Wohnmobil waren im vergangenen Sommer gefragt wie nie. Das beflügelt Start-ups, die den Trend frühzeitig erkannt haben. Trotz Coronasorgen gehen sie mit großem Selbstbewusstsein in die neue Saison.

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