Zum einen beendeten viele ihre Schrumpfkuren. Sie stellten besonders in den Verwaltungen wieder neue Leute ein und zahlten dem Management hohe Boni. Das machte den Rest des Personals mürrisch, das seit der Sanierung mit deutlich weniger Geld auskommen musste.
Um besonders die Piloten zufriedenzustellen und von teuren Streiks abzuhalten, gewährten ihnen die Airlines satte zweitstellige Gehaltserhöhungen. Der Effekt: Bei Delta etwa steigen die Lohnkosten. Waren sie vor einem Jahr noch kaum höher waren als die Ausgaben für Kerosin sind die Ausgaben fürs Personal inzwischen wieder fast doppelt so hoch wie die Spritrechnung.
Dann begannen die Fluglinien jede Menge neue Jets zu bestellen. Das hatte zum Teil seine Berechtigung. Denn viele der Jets – gerade bei dem Teil von Delta, der früher mal Northwest hieß– sind bis zu 30 Jahre alt. Die haben nicht nur einen höheren Spritverbrauch und sind teuer in der Wartung. Sie geben Passagieren auch ein ungutes Gefühl in Sachen Sicherheit und verärgern alle, die mit teuren Tickets in alte Möhren einsteigen müssen.
Das begann sich im vergangenen Sommer zu rächen. Zum einen schwächelten mit der wackeligen US-Konjunktur die Einnahmen. Mit dem höheren Wechselkurs des US-Dollar sanken die Einnahmen aus dem Langstreckengeschäft und wegen des Zika-Virus litten die Umsätze aus den besonders lukrativen Flügen in Richtung Lateinamerika. Und zu guter Letzt stiegen mit dem höheren Ölpreis die Ausgaben für den Sprit. Das traf die US-Linien mehr als andere, weil viele wie American im Vertrauen auf billiges Öl auf Geschäfte zur Preissicherung verzichtet haben.
Doch am Ende erweisen sich die US-Riesen doch als wandlungsfähiger als ihre Wettbewerber aus Europa. Alle stießen bereits mehr oder weniger große Restrukturierungsprogramme an. Dazu gehört auch, dass sie sich weiter in Richtung Billigflieger entwickeln. So haben inzwischen alle Linien Tarife im Angebot, bei denen selbst die Mitnahme von größerem Handgepäck extra kostet.
Dazu fahren alle ihr Angebot herunter und bestellen wie Delta viele neue Flugzeuge ab. Das fällt den Amerikanern leichter als den Golflinien: Die US-Linien haben in ihren Kaufverträgen höhere Preise akzeptiert im Gegenzug für günstigere Stornomöglichkeiten für den Fall eines Falles.
Auch können sich die US-Linien bei ihrem neuen Präsidenten Donald Trump bedanken. Denn dessen Wahl beförderte den wirtschaftlichen Optimismus des Landes und sorgte für mehr Buchungen – vor allem von gut zahlenden Geschäftsreisenden. Darum haben nun alle ihren Pessimismus von ihren Bilanzen zum dritten Quartal bis Ende September abgelegt und erwarten spätestens ab dem Sommer wieder steigende Einnahmen und Gewinne.
Ob das reicht, bleibt abzuwarten, meinen die Experten des angesehenen Researchhauses Centre for Aviation. „Der weiter steigende Spritpreis und andere Kostensteigerungen sorgen zumindest für einen weiterhin starken Gegenwind“, schreiben die Experten in einer aktuellen Studie.