Vergleichsportal Unister trennt sich von Geld.de

Bereits 2015 soll Unister den Verkauf versucht haben, scheiterte jedoch. Nun erwirbt Finanzdienstleister JDC Geld.de. Auch für „Ab-in-den-Urlaub“ und „Fluege.de“ hält Unister weiterhin Ausschau nach möglichen Käufern.

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Unister verkauft Geld.de Quelle: dapd

Düsseldorf Der Leipziger Internetkonzern Unister schließt erstmals den Verkauf eines größeren Vergleichsportals ab. Wie das Unternehmen bestätigte, erwirbt der Wiesbadener Finanzdienstleiter JDC den Online-Anbieter „Geld.de“ – für einen zweistelligen Millionenbetrag, wie es aus Verhandlungskreisen heißt.

„Geld.de“ ermöglicht Endkunden, gängige Versicherungsprodukte zu vergleichen – und anschließend Verträge abzuschließen. Die Wiesbadener planen, einen Teil der laufenden Verträge sowie einige Mitarbeiter von Geld.de an den Standorten Leipzig und Dresden zu übernehmen.

Bereits im vergangenen Jahr soll Unister versucht haben, „Geld.de“ an das Versicherungsunternehmen Hanse Merkur zu verkaufen. Der Kaufpreis sollte verrechnet werden mit einem ursprünglich 40 Millionen Euro hohen Finanzhilfe, die der Versicherer den Leipzigern gewährt hatte. Der Kredit soll seit Oktober fällig sein, wozu sich beide Seiten auf Anfrage allerdings nicht äußern.

Doch der Deal scheiterte. Als möglichen Grund nannten Brancheninsider ein von der EU-Versicherungsaufsicht EIOPA geplantes Regelwerk, nach dem die Besitzverhältnisse von Online-Vergleichsplattformen offengelegt werden sollen. Offenbar fürchtete Hanse Merkur, „Geld.de“ könnte bei einer solchen Transparenz an Wert verlieren.

Dennoch blieb Unister-Gründer Thomas Wagner bei seiner Absicht, die angespannte Konzernkasse durch Verkäufe von Unternehmensteilen wieder aufzubessern. Wie groß der Finanzbedarf in Leipzig ist, lässt sich nur erahnen. Seit dem Geschäftsjahr 2011 ist Unister die Veröffentlichung eines Konzernabschlusses schuldig geblieben. Der Jahresabschluss für 2013, der dem Handelsblatt vorliegt, wies einen Fehlbetrag von 27,7 Millionen Euro aus – samt einer bilanziellen Überschuldung. Gegenüber dem Handelsblatt erklärte Wagner dies mit hohen Anlaufkosten für seine Internetportale. Erst bei der Veräußerung, sagte er, würden die Werte der Firmentöchter zu Gewinnen führen.

Entsprechend bemüht sich Unister weiterhin, auch einen Käufer für seine Touristik-Portale wie „Ab-in-den-Urlaub“ oder „Fluege.de“ zu finden. Prominente Interessenten wie Pro Sieben Sat 1 oder CTS Eventim aber winkten ab.

Zuletzt hatten die Leipziger mit der „Capital One AG“ eine leere Firmenhülle gegründet und an die Börse gebracht. Sie könnte das bislang in der Unister Travel AG gebündelte Reisegeschäft am Ende übernehmen – oder zumindest Teile davon.

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