Verkehr Deutsche Bahn verordnet ICE Tempolimit

Der Bahn-Chef verordnet dem Konzern bei neuen ICE-Zügen im Fernverkehr ein Tempolimit. Schneller als 250 Stundenkilometer sollen sie in Deutschland nicht mehr fahren.

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ICE Quelle: dapd

Der Milliardenauftrag mit Siemens ist längst eingetütet, doch erst jetzt schälen sich die neuen strategischen Schwerpunkte der Deutschen Bahn heraus: Geschwindigkeit war gestern, Verlässlichkeit ist heute. Die 220 ICE-Züge, die der Konzern aus Berlin bei den Münchnern vergangenes Jahr bestellte, werden höchstens 250 Kilometer pro Stunde erreichen.

„Ein Zug, der in Deutschland 250 fährt, ist schnell genug“, sagt Rüdiger Grube. Es gebe ohnehin nur zwei Strecken von insgesamt 60 Kilometern, auf denen Züge auf 300 Kilometer pro Stunde beschleunigen könnten: zwischen Köln und Frankfurt sowie Nürnberg und Ingolstadt. Die neue Vorgabe habe „enorme Diskussionen“ ausgelöst, so Grube, „insbesondere mit Vertretern der Fernverkehrssparte“. Doch der Bau entsprechender Trassen ist teuer. Zudem sind langsamere Züge billiger bei Anschaffung und Unterhalt.

Der Bahn-Chef bricht so mit der Tradition seines Vorgängers Hartmut Mehdorn. Der hatte schnelle Metropolenverbindungen zum Mantra erklärt und so die Konfrontation mit Kritikern gesucht, die für den Ausbau von Bahnknoten und Umgehungsstrecken plädierten. Für 40 Prozent der rund 250 ICE-Züge der Deutschen Bahn bedeutet der Schwenk nun eine Drosselung der aktuellen Spitzengeschwindigkeit.

Gute Zugbegleiter, schlechte Infos
Sauberkeit der Bahnhöfe (2,3)Zwei Drittel der Befragten sind mit der Sauberkeit deutscher Bahnhöfe zufrieden: 52,7 Prozent der Befragten bewerteten die Sauberkeit als gut, 14,2 Prozent als sehr gut. Durchschnittlich erhalten die deutsche Bahnhöfe in puncto Sauebrkeit die Schulnote 2,3. Am saubersten scheint es im Osten zu sein, dort gab es im Schnitt eine 1,9. Ganze 30,7 Prozent bewerteten die Sauberkeit mit „sehr gut“, lediglich 9,1 Prozent vergaben in Westdeutschland diese Note. Doch auch die dortigen Bahnhöfe müssen sich mit der schlechtesten Durchschnittsnote von 2,5 nicht verstecken. Quelle: dapd
Ausstattung der Züge (2,4)40 Jahre hat die IC/EC-Flotte der Deutschen Bahn durchschnittlich auf dem Buckel. Das spiegelt sich auch in den Umfrage-Ergebnissen wieder: Während die ICE-Ausstattung durchschnittlich eine 2,2 erhielt, war es bei den restlichen Zugarten lediglich eine 2,7. Während 69,9 Prozent der Befragten die ICE-Ausstattung mit „sehr gut“ oder „gut“ bewerteten, waren es bei den ICE und EC lediglich 44,1 Prozent. Vergangenes Jahr hat die Deutsche Bahn immerhin 27 neue Doppelstock-Züge für den Fernverkehr bestellt, die ab Ende 2013 auf den Schienen rollen sollen. Im Schnitt reichte es für alle Züge immerhin für die Note 2,4. Quelle: dpa
Sauberkeit der Zugtoiletten (2,8)Die Zugtoiletten müssen laut VCD dringend sauberer werden. Weniger als die Hälfte der Befragten sieht die Toiletten der Fernverkehrszüge nämlich als sauber an – 47,5 Prozent gaben ihnen die Noten „sehr gut“ oder „gut“. Deutlich unter dem Durchschnitt liegen die IC/EC-Toiletten mit 37,3 Prozent und der Note 3,1. Die ICE-Toiletten bewerteten 52,3 Prozent positiv (Note 2,7). Deshalb fordert der VCD, dass die Toiletten in kürzeren Abständen und auch während der Fahrt gereinigt werden. Quelle: AP
Zugbegleiter (2,1)Die Mehrheit der Befragten findet das Personal in Fernverkehrszügen kompetent und freundlich. 24,4 Prozent bewerteten es mit „sehr gut“, 53,7 Prozent mit „gut“ – insgesamt gab es eine 2,1. Diese Durchschnittsnote gab es für alle Fernverkehrszüge, also IC, EC und ICE. Quelle: dpa
Servicepersonal für Speisen und Getränke (2,3)Das Zugpersobnal, das sich in Fernverkehrszügen um Essen und Trinken kümmert schnitt zwar auch gut ab, aber einen Tick weniger als die Zugebegleiter. Sie erhielten eine Durchschnittsnote von 2,3 Prozent. Die Kellner, Köche und Barkeeper in IC und EC schnitten jedoch mit 2,5 schlechter ab, als ihre Kollegen im ICE (2,3). Quelle: AP
Verständlichkeit der Durchsagen am Bahnhof (2,5)17,9 Prozent der Befragten erlebten zwischen April und September eine verspätete Abfahrt, in der Hauptverkehrszeit waren es sogar 27,9 Prozent. Die Lautsprecherdurchsagen, die darauf hinweisen, sind jedoch oftmals nicht verständlich. Der VCD nennt dafür entweder eine zu laute Geräuschkulisse oder schlechte Lautsprecher als Gründe. Immerhin 57,5 Prozent verstehen die Durchsagen in Deutschland gut oder sehr gut – dafür gibt es die Gesamtdurchschnittsnote 2,5. Am besten verstehen Bahnreisende die Durchsagen in Norddeutschland, dort gaben ihnen 63,3 Prozent der Befragten die Noten „gut“ oder „sehr gut“ (Durchschnittsnote 2,4). Schlechter zu verstehen, sind die Durchsagen im Westen mit der Note 2,6: 55,6 Prozent verstehen sie dort zwar gut oder sehr gut, 44,4 geben ihnen jedoch nur die Noten „befriedigend“ oder schlechter. Quelle: dpa

Bis 2020 will Grube seine komplette Flotte im Fernverkehr ersetzen oder modernisieren. Für rund sechs Milliarden Euro kauft die Bahn daher beim Hersteller Siemens 220 Züge, für weitere 80 Schnellzüge gibt es eine Option. Geplant ist, die 59 ICE-Züge der ersten und 44 ICE-Züge der zweiten Generation, die seit Anfang und Mitte der Neunzigerjahre im Einsatz sind, komplett zu ersetzen.

Beide Zugtypen sind derzeit für Höchstgeschwindigkeiten bis 280 Stundenkilometer zugelassen. Vorher sollen ab 2016 die zum Teil 45 Jahre alten 140 Intercity-Züge erneuert und für Geschwindigkeiten bis 230 Kilometer pro Stunde ausgerüstet werden. Als Innovation preisen Bahn und Siemens den modularen Aufbau der künftigen Flotte an: Die Züge sollen sich je nach Nachfrage beliebig verlängern lassen.

Für den Exporterfolg der Züge in Hochgeschwindigkeitsländer wie China dagegen dürfte das auf 250 km/h gedrosselte Tempo dagegen hinderlich sein. Muss doch Siemens auf Deutschland als Referenzland für superschnelle Züge künftig verzichten. In Europa bleiben die Franzosen das Maß der Dinge. Mit ihren TGV-Zügen verbindet die Staatsbahn SNCF Städte wie Paris und Straßburg mit bis zu 320 km/h.

Doch auch SNCF tritt auf die Bremse, unter anderem wegen hoher Trassenpreise. Der Konzern verzichtet vorerst auf die geplante Anhebung der Spitzengeschwindigkeit auf 350 Stundenkilometer.

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