




Air Berlin hat die Bilanzvorlage für 2013 wegen wichtiger Verhandlungen überraschend verschoben. Statt wie geplant an diesem Donnerstag will Deutschlands zweitgrößte Fluggesellschaft das Zahlenwerk erst eine Woche später präsentieren. „Die Air Berlin PLC befindet sich derzeit in fortgeschrittenen Gesprächen über Handlungsoptionen, die im Fall ihrer Umsetzung einen wesentlichen Einfluss auf die Gesellschaft haben werden“, teilte das Unternehmen zur Begründung mit. Ein Sprecher wollte auf Nachfrage nicht konkreter werden. Die Air-Berlin-Aktie legte kurz darauf um fast 15 Prozent zu.
Nun rätselt die ganze Branche, was hinter der nebulösen Meldung steckt. Zwar kursieren vielerlei Gerüchte. Doch noch ist keine der genannten Ideen plausibel. Eine Insolvenz schließen Konzernkreise aus. Die Idee, eine andere Fluglinie könnte investieren, halten Experten für unwahrscheinlich. Eine geringe Aufstockung wäre zwar angesichts der niedrigen Börsenkurse günstig zu haben. Doch sie würde der Airline zu wenig Geld bringen, um wirklich einen Unterschied bei der angespannten Finanzlage zu machen.
Ein strategischer Investor wie eine andere Fluglinie könnte zwar mehr zahlen. Doch wegen des hohen Anteils von Etihad aus Abu Dhabi, hätte eine weitere Linie als größerer Aktionär wenig von ihrem Engagement. Vor zwei Jahren war die arabische Fluggesellschaft Etihad zu 29 Prozent bei den Berlinern eingestiegen. Dass Etihad seinen Anteil weiter aufstocken könnte, hatten beide Seiten aber erst im Januar verneint.
Auch eine komplette Übernahme wäre überraschend. Eine Linie aus dem Ausland könnte Air Berlin nicht schlucken. Denn bereits jetzt ist wegen der Anteile von Etihad und des türkischen Saban-Konzern der Aktienanteil nahe an 50 Prozent der Anteile. Würde diese Grenze überschritten, würde die Linie viele Verkehrsrechte verlieren und dürfte nur aus Deutschland in die EU fliegen. Bei einem Investor aus Europa oder den USA wären auch Flüge in die USA möglich.
Der Einstieg eines deutschen Investors wäre zwar ohne Risiko möglich. „Doch für branchenfremde Investoren macht das keinen Sinn und in der Branche hat nur die Lufthansa das Geld, dürfte aber aus Kartellgründen wohl nicht zuschlagen“, so ein Unternehmenskenner. Somit bleibt am Ende wohl nur eine weitere Finanztransaktion wie Sie Unternehmens-Chef Prock-Schauer bereits im Herbst angekündigt hat. „Die wollten die wohl morgen mit der Bilanz vorstellen, doch haben die Sache bis zur Verwaltungsratssitzung heute nicht über die Bühne bekommen“, vermutet der Unternehmenskenner.
Air Berlin befindet sich seit Jahren in Schwierigkeiten und steckt inzwischen schon im zweiten Sparprogramm. Vorstandschef Wolfgang Prock-Schauer und Finanzchef Ulf Hüttmeyer hatten schon im November einen Verlust für 2013 angekündigt - es wäre das fünfte Negativ-Ergebnis in sechs Jahren. Damals hieß es, Air Berlin arbeite an weiteren Sondererlösen. 2012 hatte sich die Gesellschaft durch den Verkauf ihres Vielfliegerprogramms überraschend in die Gewinnzone gerettet.
Mit rund 900 Arbeitsplätzen soll mit dem laufenden Sparprogramm rund jeder zehnte Job wegfallen. Um den Schuldenberg abzubauen, wollte der Vorstand Ende 2013 zudem weitere Flugzeuge verkaufen. Den Plänen zufolge sollten zum Jahreswechsel von den 143 Maschinen der Air-Berlin-Flotte nur noch etwa jede zehnte tatsächlich dem Unternehmen gehören. Dennoch sah alles danach aus, dass der Schuldenberg langsamer schmilzt als zuvor geplant. Ende September saß die Gesellschaft auf einer Nettoverschuldung von 812 Millionen Euro. Die Marke von 500 Millionen Euro dürfte erst Ende 2014 erreicht werden und damit ein Jahr später als eigentlich beabsichtigt, hatte Finanzchef Hüttmeyer im November eingeräumt.