Rückschlag für Air Berlin: Die angeschlagene Fluggesellschaft kann ab Mitte Januar gut ein Drittel weniger Flüge als bisher mit ihrem arabischen Partner Etihad Airways gemeinsam vermarkten. Das folgt aus einer Eilentscheidung des Verwaltungsgerichts Braunschweig, die es am Mittwoch veröffentlichte. Die Richter lehnten den Antrag Etihads ab, die Genehmigung für 31 sogenannte Codeshare-Strecken, bei denen Etihad Air-Berlin-Flüge als eigene verkauft, über den 15. Januar hinaus zu verlängern.
Das Angebot von Air-Berlin-Flügen bei der Etihad-Kundschaft hilft der zweitgrößte deutsche Fluggesellschaft, ihre Maschinen besser auszulasten. Bislang hat sie 83 Codeshare-Strecken mit Etihad im Programm. Davon blieben nun 52 Verbindungen übrig.
Etihad reagierte „tief enttäuscht“ auf die Entscheidung des Gerichts und will sie Anfang kommender Woche anfechten. Der Beschluss ist noch nicht rechtskräftig. Innerhalb von zwei Wochen ist eine Beschwerde beim Niedersächsischen Oberverwaltungsgericht in Lüneburg möglich.
Darum geht es beim Code-Share-Streit
Beim Code-Sharing teilen sich mehrere Airlines einen Flug: Nur eine Linie führt ihn tatsächlich aus, stellt Flugzeug und Crew. Die andere verkauft allerdings auch Tickets - unter ihrem Namen und mit eigener Flugnummer. Für die Passagiere heißt das: Am Gate steht ein Air-Berlin-Flieger, obwohl Etihad gebucht war.
Mit den Air-Berlin-Flügen kann Etihad das Flugangebot künstlich erweitern. Für den Winterflugplan 2015/16 planen Air Berlin und Etihad Code-Share-Verbindungen zwischen. Die Funktion als europäischer Zubringer ist einer der Hauptgründe, warum die deutsche Krisen-Linie für Etihad interessant ist. Als Großaktionär (knapp 30 Prozent) hat die Fluglinie aus Abu Dhabi deshalb schon viel Geld in den Erhalt von Air Berlin gesteckt.
Für Air Berlin geht es nicht nur darum, Etihad bei Laune zu halten und deren Finanzhilfen zu sichern. Die Durchführung der Code-Share-Flüge bringt wichtiges Geld. “Der Wegfall dieser Einnahme ist für die Air Berlin existenzbedrohend”, erklärten die Betriebsräte der Fluggesellschaft jüngst. Wieviel Air Berlin am Ende tatsächlich verdient, ist nicht ganz klar. Der zusätzliche Umsatz durch die von Etihad verkauften Tickets soll bei bis zu 140 Millionen Euro pro Jahr liegen.
Grundlage der Flüge ist das Luftverkehrsabkommen zwischen Deutschland und den Vereinigten Arabischen Emiraten. Es regelt in welchen Städten Linien aus den Emiraten, also Emirates aus Dubaí und Etihad aus Abu Dhabi, landen dürfen. Wichtigster Streitpunkt sind die Langstreckenflüge aus den Emiraten nach Deutschland. Aus deutscher Sicht bestimmt das Abkommen, dass die arabischen Linien nur in vier Städten landen dürfen. Derzeit sind dies Düsseldorf, Frankfurt, Hamburg. Dazu, so die deutsche Interpretation, dürfen Emirates und Etihad auch Code-Share-Flüge mit einem deutschen Partner von einer der vier Städte nach Berlin und Stuttgart anbieten. Mehr nicht. Etihad und die Emirate sehen das anders. Für sie erlaubt das Abkommen auch Code-Share-Flüge aus den Emiraten nach Berlin und Stuttgart. Dazu dürfen Etihad und Air Berlin auch bei Anschlussverbindungen ab Berlin oder Düsseldorf kooperieren.
Air Berlin teilte mit, für ihre Kunden entstünden durch den Gerichtsbeschluss keine Nachteile. „Alle bisher gebuchten Codeshare-Flüge von Etihad Airways und Air Berlin werden wie geplant durchgeführt“, hieß es. Auch Etihad stellte klar, alle gebuchten Codeshare-Flüge könnten auch angetreten werden.
Das Braunschweiger Luftfahrtbundesamt hatte die Genehmigung auf Grundlage des Luftverkehrsabkommens zwischen Deutschland und den Vereinigten Arabischen Emiraten nur bis zum 15. Januar erteilt - und nicht für den gesamten Winterflugplan, der bis Ende März gilt. Das Verwaltungsgericht billigte das Vorgehen des Amts. Die umstrittenen Flugstrecken seien „von den zwischenstaatlichen Vereinbarungen nicht umfasst“.
Das Bundesverkehrsministerium sieht sich durch die richterliche Entscheidung in seiner Rechtsauffassung bestätigt. Man habe wiederholt den Vereinigten Aranischen Emiraten „Gespräche angeboten, um die Luftverkehrsbeziehungen auf einen rechtssicheren Stand zu bringen“, teilte ein Sprecher mit.
Air Berlin schreibt seit Jahren Verluste. Etihad Airways ist mit einem Anteil von 29,2 Prozent größter Aktionär und hat Air Berlin bereits finanziell unterstützt. Die gemeinsame Vermarktung von Flügen mit Etihad ist für Air Berlin ein wichtiger Pfeiler des Geschäfts.
Vorstandschef Stefan Pichler hat ein Konzept vorgelegt, damit das Unternehmen profitabler wird. Dazu gehören ein größeres Langstrecken-Angebot, eine klarere Struktur im Streckennetz, eine Vertriebsinitiative bei Firmenkunden und die Streichung von Arbeitsplätzen in der Verwaltung.erlin-Verbindungen eine Flugnummer von Etihad. Air Berlin erhöht damit die Auslastung der Flugzeuge, während Air-Berlin-Großaktionär Etihad mehr Ziele weltweit anbieten kann.