
Das Youtube-Netzwerk Mediakraft, nach eigenen Angaben der größte Online-TV-Sender im deutschsprachigen Raum, hat einen weiteren Topstar verloren. Nach dem medienwirksamen Ende der Zusammenarbeit mit den Youtube-Stars Simon Unge alias Ungespielt und Florian Mundt alias LeFloid muss der Video-Vermarkter nun mit ApeCrime den Abgang eines weiteren bekannten Werbeträgers verkraften.
„Der Vertrag ist Ende des Jahres ausgelaufen“, bestätigte das Unternehmen der WirtschaftsWoche. Die ApeCrime-Macher Cengiz Dogrul, Andre Schiebler und Jan-Christoph Meyer wollten sich auf Anfrage nicht äußern.
Unter den erfolgreichsten YouTubern
Das Trio gehört zu den erfolgreichsten Internet-Stars Deutschlands, den Youtube-Kanal von ApeCrime haben knapp zwei Millionen Fans abonniert. Ihre Sketche und Songs wurden allein im vergangenen Monat auf Youtube mehr als 18 Millionen Mal angesehen. Der ApeCrime-Song „Ich trau mich nicht“ schaffte es 2013 bis auf Platz 35 der deutschen Charts. „ApeCrime gehören zu den erfolgreichsten Comedy-Stars Deutschlands“, warb Mediakraft bisher selbst.
Mediakraft ist in Deutschland der Vorreiter bei den so genannten Youtube-Netzwerken, das Unternehmen bündelt Videokanäle um die Reichweite für Werbekunden zu erhöhen und baut Stars auf der Videoplattform auf. Das 2011 gegründete Unternehmen hat derzeit mehr als 2500 Künstler unter Vertrag, die es bei der Produktion und Vermarktung der Videos unterstützt.





Mit LeFloid und ApeCrime fehlen dem Unternehmen Mediakraft künftig zwei Künstler der Top Fünf in Deutschland. „Der Imageschaden durch den Ausstieg von ApeCrime ist enorm“, sagt der Online-Video-Berater Bertram Gugel. Die Affengang, wie sich das Trio auch nennt, war auch ein Zugpferd für Werbekunden. Denn neben vorgeschalteten Werbespots vermittelt Mediakraft auch Product Placement.
So füllte ApeCrime zur Fußball-WM im Auftrag von Mediakraft mit Coke TV einen eigenen YouTube-Kanal des Brauseriesen. Mediakraft präsentiert zudem die ApeCrime-Parodie auf ein Sony-Playstation-Spiel als „Best Case“ für Produktplatzierungen.
Mediakraft drohen weitere Abgänge
Bei Mediakraft drohen weitere Abgänge, da in diesem Jahr zahlreiche Verträge auslaufen. „Es haben noch eine ganze Reihe YouTuber gekündigt“, sagt ein Insider der WirtschaftsWoche.
Die teuersten Übernahmen von YouTube-Netzwerken
Käufer: Disney
Preis: 950 Millionen US-Dollar
Quelle: eigene Recherchen
Käufer: AT&T/Chernin Group
Preis: 200-300 Millionen US-Dollar
Quelle: eigene Recherchen
Käufer: Dreamworks
Preis: 117 Millionen US-Dollar
Quelle: eigene Recherche
Käufer: RTL
Preis: 107 Millionen US-Dollar
Quelle: eigene Recherche
Käufer: Warner
Preis: 18 Millionen US-Dollar
Quelle: eigene Recherchen
Christoph Krachten, Präsident von Mediakraft, will wegen des Weggangs gleich mehrerer Topstars Konsequenzen ziehen. „Wir nehmen die aktuelle Diskussion zum Anlass, darüber nachzudenken, wie wir die Beziehung zu unseren Partnern verbessern können“, sagte Krachten der WirtschaftsWoche. „Wir haben gemerkt, dass es den Partnern teilweise nicht bewusst ist, was wir für sie leisten.“ Dabei seien die Kanäle von allen Künstlern, die zu Mediakraft gekommen seien, erst im Netzwerk deutlich gewachsen.
Zuletzt hatte das Zerwürfnis mit dem Youtuber Simon Unge für viel Wirbel gesorgt. In einem knapp 13-minütigem Video hatte er dem Netzwerk schwere Vorwürfe gemacht und sich über mangelnde Unterstützung beschwert. Um das Vertragsverhältnis vorzeitig zu beenden, gab er seine Kanäle auf.
„Wir machen keine Knebelverträge“, sagt Mediakraft-Präsident „Unsere Verträge sind um vieles besser als beim Fernsehen oder in der Musikindustrie.“ Jeder könne nach Ablauf des Vertrages seinen gesamten produzierten Inhalt mitnehmen, „das würde eine Plattenfirma nie machen“.
Allerdings müssten Vertragslaufzeiten eingehalten werden. Daher will Krachten mit der Konkurrenz über den künftigen Umgang miteinander sprechen. Intern wird darüber diskutiert, ob die Branche eine Art Ehrenkodex entwickeln könne. Sonst drohen immer mehr Rechtsstreits oder es müssten wie im Fußball Ablösesummen gezahlt werden.
Davon hält Jan Oliver Rode, Chef des Netzwerks TubeOne nichts: „Wir werden niemanden aus seinem Vertrag kaufen“. Das Unternehmen könnte künftig Simon Unge betreuen, schon jetzt befindet sich dessen neuer Kanal im TubeOne-Netz. Offiziell heißt es Unge sei nur „technisch zu Gast“, doch wenn der Rechtsstreit geklärt ist, könnte er auch komplett vom Mediakraft-Konkurrenten betreut und vermarktet werden. „Ich würde mich freuen, wenn wir künftig mehr zusammen machen würden“, sagt Geschäftsführer Rode.