Thomas Sevcik bringt es im Jahr auf gut 200 Flüge – oft interkontinental. Das macht den Chef der schweizerisch-amerikanischen Denkfabrik Arthesia zum Experten darin, Flugmeilen profitabel einzulösen. Der Unternehmer kennt unzählige Tricks. "Arthesia könnte ohne Freimeilen nicht überleben", sagt er.
Insgesamt spare sein Unternehmen durch geschickten Einsatz von Bonusmeilen die Hälfte seiner Flugkosten. Selbst erflogene Punkte reichen da aber nicht. "Wir fliegen oft im Kundenauftrag. Der Kunde zahlt das Ticket, wir behalten die Meilen. Das vermerken wir in unseren Verträgen", erklärt Sevcik.
Wenn Sevcik fliegt, nutzt er vor allem US-Fluglinien, um Meilen zu sammeln und einzulösen. "Die bieten bessere Konditionen als europäische", sagt er. Wer mit Meilen von Frankfurt nach New York fliegen will, sollte sich zweimal überlegen, ob er Lufthansa wählt. So kostete bei ihr ein Flug im Mai 60 000 Meilen zuzüglich satter 359 Euro Steuern und Gebühren. Die US-Partnerairline United verlangt 60 000 Meilen, aber nur 123 Euro Steuern und Gebühren, bei American Airlines sind es gar nur 40.000 Meilen und 142 Euro.
Keine Meilen für Economy Class oder innerdeutsche Flüge
Grundsätzlich gilt: Für innerdeutsche oder innereuropäische Flüge opfert Vielflieger Sevcik keine Meilen. Das meiste holt raus, wer die Meilen in ein Businessclass-Ticket oder noch besser eines in der First Class tauscht. Auch Upgrades in eine bessere Klasse lohnen sich. "Nur nicht bei der Lufthansa", sagt Meilen-Experte Alexander Koenig vom Beratungsunternehmen First Class & More. Viele preiswerte Economy- und Business-Tickets ließen sich bei der Kranichlinie heute nicht mehr upgraden.
Bonusmeilen
Was Profi Sevcik mit seinen Meilen anstellt, macht er von der Weltkonjunktur abhängig. Im Aufschwung sind Fluglinien großzügig. "Da gibt es Schnäppchen, da sollte man Meilen einlösen", sagt er. Stecken Wirtschaft und Airlines in der Krise, wird am Kunden gespart. Dann lässt der Berater das Meilenkonto wachsen.
Die meisten Passagiere erstreben den Vielfliegerstatus – in Silber, Gold oder Platin: Je edler das Metall, desto mehr Vorteile gewährt die Airline, vom bevorzugten Check-in bis zum Lounge-Zugang. Für jeden absolvierten Flug gibt es neben Prämienmeilen sogenannte Statusmeilen.
Mit ein paar Tricks zum Senator-Status
Auch hier gibt es Tricks, um möglichst schnell einen hohen Status zu erreichen – Tricks wie das Status-Matching. So bot etwa Air France-KLM im Januar Air-Berlin-Gold-Kunden den sofortigen Goldstatus an. In einer anderen Aktion erhielten Air-France-KLM-Gold-Kunden den Lufthansa-Senator-Status. Internet-Seiten wie www.statusmatcher.com informieren über die Angebote. Meist muss der Vielflieger nur den billigsten Kurzstreckenflug bei der anderen Linie absolvieren.
Von welchen Prämien der Kunde am meisten hat
Prämie: Siemens-Gigaset-Schnurlostelefon SL910
Marktpreis: 149 Euro
Einzulösende Meilen: 42.000
Ersparnis: 149 Euro
Gegenwert von 1000 eingelösten Meilen: 3,5 Euro
Prämie: Flug nach Dubai in der Economy Class
Marktpreis: 600 Euro
Einzulösende Meilen: 40.000
Steuern und Gebühren für den eingelösten Flug: 320 Euro
Ersparnis: 280 Euro
Gegenwert von 1000 eingelösten Meilen: 7 Euro
Prämie: Meilenschnäppchen nach Dubai
Marktpreis: 600 Euro
Einzulösende Meilen: 25.000
Steuern und Gebühren für den eingelösten Flug: 320 Euro
Ersparnis: 280 Euro
Gegenwert von 1000 eingelösten Meilen: 11,2 Euro
Prämie: Flug nach Dubai in der Business Class
Marktpreis: 3000 Euro
Einzulösende Meilen: 70.000
Steuern und Gebühren für den eingelösten Flug: 320 Euro
Ersparnis: 2680 Euro
Gegenwert von 1000 eingelösten Meilen: 38,3 Euro
Prämie: Meilenschnäppchen nach Dubai
Marktpreis: 3000 Euro
Einzulösende Meilen: 40.000
Steuern und Gebühren für den eingelösten Flug: 320 Euro
Ersparnis: 2680 Euro
Gegenwert von 1000 eingelösten Meilen: 67 Euro
Prämie: First-Class-Flug nach Dubai
Marktpreis: 6000 Euro
Einzulösende Meilen: 125.000
Steuern und Gebühren für den eingelösten Flug: 320 Euro
Ersparnis: 5680 Euro
Gegenwert von 1000 eingelösten Meilen: 45,4 Euro
Wer noch keine goldene Vielfliegerkarte hat, muss zu anderen Tricks greifen. Ist das Ziel der goldene Senator-Status bei der Lufthansa, schafft man dies am einfachsten über Partnerairlines der Lufthansa. Aktueller Clou: Egypt Air bietet zurzeit Passagieren satte 25.100 Lufthansa-Statusmeilen, wenn sie von Budapest nach Kuala Lumpur fliegen – für 997 Euro in der Businessclass. Vier solche Flüge und 4.000 Euro reichen, und man ist Senator. Bei der Lufthansa kostet das rund das Zehnfache.
Ist der nächsthöhere Status in Sicht, doch drohen die Meilen zum Jahresende zu verfallen, setzt der Vielflieger zum Mileage Run an. Das heißt: Er geht nur wegen der Meilen auf Reisen – zum Beispiel mit Egypt Air von Budapest nach Kuala Lumpur, zurück am besten in derselben Maschine. "Das lohnt sich", sagt Koenig. Schließlich sind Senator-Annehmlichkeiten wie mehr Freigepäck bares Geld wert.
Durch all diese Möglichkeiten sehen selbst echte Vielflieger kaum noch durch. Manch einer wendet sich an Vielfliegeberater, Dienste wie First Class & More oder The Points Guy. Das von Ex-McKinsey-Berater Koenig in Dubai gegründete Unternehmen First Class & More bietet etwa je nach Höhe des monatlichen Kundenbeitrags, der bei 4,95 Euro beginnt, vom Newsletter mit aktuellsten Spezial-Angeboten der Airlines bis zum individuellen Reise- und Meilenmanagement. "Wir screenen jeden Tag mehr als 100 Webseiten und stellen die interessantesten Angebote dann in übersichtlicher, leicht verständlicher und optisch ansprechender Form für unsere Kunden zusammen", erklärt Koenig. Das spart seinen Kunden neben dem Geld vor allem Zeit.