
Vodafone Deutschland bekommt eine neue Spitze: Der Österreicher Hannes Ametsreiter soll ab dem 1. Oktober 2015 die Geschäfte führen, gab der Mobilfunkkonzern am Freitag bekannt. Über den Vorschlag soll der Vodafone-Aufsichtsrat am 30. Juni entscheiden.
Noch ist Ametsreiter Vorstandsvorsitzender bei Telekom Austria. Bereits in der vergangenen Woche hatte er dort überraschend seinen Abschied vor dem eigentlichen Vertragsende im Jahr 2016 bekanntgegeben. Ametsreiter begann seine Karriere bei Procter&Gamble, arbeitete später als Manager bei Mobilkom Austria und Telekom Austria.
Für den 48-Jährigen bedeutet der Wechsel eine große Umstellung. Bisher war er es, der als Konzernchef alle Fäden in der Hand hielt. Unter seine Leitung expandierte Telekom Austria in den vergangenen Jahren nach Südosteuropa. Der Konzern erschloss sich unter anderem Märkte in Serbien, Slowenien, Kroatien und Mazedonien – bevor er durch America Movil übernommen wurde.
Die zehn umsatzstärksten Telekomkonzerne der Welt
AT&T (USA)
Der US-amerikanische Telekommunikationskonzern AT&T Inc. war aufgrund seiner Monopolstellung in den USA und Kanada lange Zeit die größte Telefongesellschaft und Kabelfernsehbetreiber der Welt.
Umsatz: 100 Mrd. Dollar
Umsatz 2014, Werte gerundet; Quelle: Bloomberg
Verizon (USA)
Das US-amerikanisches Telekommunikationsunternehmen Verizon Communications mit Hauptsitz in New York landet mit 96 Milliarden Dollar Umsatz im Geschäftsjahr 2014 auf Platz 2.
Umsatz: 96 Mrd. Dollar
NTT (Japan)
Die Nippon Telegraph and Telefone Corporation (NTT) ist in Japan der Marktführer unter den Telekommunikationsunternehmen. Mit 81 Milliarden Dollar im Geschäftsjahr 2014 ist das Unternehmen der drittumsatzstärkste Telekommunikationskonzern der Welt.
Umsatz: 81 Mrd. Dollar
China Mobile (China)
Nach Kundenzahl ist China Mobile Ltd. ist mit mehr als 815 Millionen Kunden (Stand: erstes Quartal 2015, eigene Angaben) der weltweit größte Mobilfunkanbieter der Welt. Im Geschäftsjahr 2014 erwirtschaftete das chinesische Unternehmen rund 79 Milliarden Dollar und landet damit auf Platz 4.
Umsatz: 79 Mrd. Dollar
Deutsche Telekom (Deutschland)
Die Deutsche Telekom AG ist eines der größten europäischen Telekommunikationsunternehmen. Mit über 150,5 Millionen Kunden (Stand: 2014, eigene Angaben) ist der Mobilfunk der größte Unternehmensbereich. Außerhalb Deutschlands bietet der Konzern Mobilfunkdienste in den USA, Großbritannien, den Niederlanden, Österreich, Tschechien, Ungarn, der Slowakei, Kroatien, Mazedonien, Montenegro, Griechenland, Rumänien und Polen an.
Umsatz: 63 Mrd. Dollar
Telefónica (Spanien)
Das global agierende Telekommunikationsunternehmen Telefónica S.A. ist vorwiegend in Europa und Lateinamerika tätig, wo der Konzern vorwiegend unter der Marke Movistar auftritt. In Europa (außerhalb Spaniens) agiert Telefónica vor allem als O2. Auf dem spanischen Heimatmarkt und in Lateinamerika ist der Konzern Marktführer.
Umsatz: 50 Mrd. Dollar
Softbank
Die Softbank K.K. ist ein führender japanischer Telekommunikations- und Medienkonzern. Das Unternehmen ist vor allem im Bereich Telekommunikation tätig und verkauft damit einhergehend auch Mobilfunkgeräte und –Zubehör. Zum breiten Portfolio zählen aber auch die Entwicklung und Vermarktung von Online-Spielen, verschiedenen Internetdienstleistungen sowie Breitband-Technologien oder E-Commerce.
Umsatz: 50 Mrd. Euro
Vodafone (Großbritannien)
Die Vodafone Group (ein Akronym aus voice, data und fone) ist ein international agierendes, britisches Mobilfunkunternehmen mit Hauptsitz in Newbury (Berkshire). Der Konzern ist auf fast allen europäischen Märkten präsent und erzielte einen Umsatz von 45 Milliarden Dollar im Geschäftsjahr 2014.
Umsatz: 45 Mrd. Dollar
América Móvil (Mexiko)
Das mexikanische Unternehmen mit Firmensitz in Mexiko-City ist mit 289 Millionen Kunden (Stand: viertes Quartal 2014, eigene Angaben) der größte Mobilfunkanbieter in Lateinamerika. Mit insgesamt 48 Milliarden Dollar Umsatz landet es weltweit auf Platz 8.
Umsatz: 48 Mrd. Dollar
China Telecom
China Telecom Corp. Ltd. war einst ein staatseigener Monopolbetrieb und ist heute der größte Telekommunikationsanbieter in China. Mit 40 Milliarden Euro Umsatz im Geschäftsjahr 2014 landet die China Telecom auf Platz 10.
Umsatz: 40 Mrd. Euro
Jetzt wird Ametsreiter als Vollstrecker zu Vodafone geholt, der die ehrgeizigen Vorgaben der Londoner Konzernzentrale in Deutschland umsetzen soll. Er muss sich nun vor allem mit den Tücken des operativen Geschäfts beschäftigen und all die Problemzonen, die es insbesondere im Vertrieb gibt, bereinigen.
Der Österreicher rückt an die Stelle des bisherigen Deutschland-Chefs Jens Schulte Bockum. Dieser hatte Ende Mai überraschend seinen Rücktritt verkündet und damit den Konzern aufgerüttelt.
Zwar hatte sich das Geschäft unter der Leitung von Schulte-Bockum zuletzt wieder positiv entwickelt. Allerdings kämpft Deutschlands drittgrößter Mobilfunkkonzern nach wie vor mit massiven Imageproblemen. Insbesondere Geschäftskunden haben Patzer der Vergangenheit bei Angebot und Service nicht verziehen.
Der englische Mutterkonzern hatte zuletzt den Druck auf die deutsche Tochter erhöht. Insbesondere das Verhältnis zwischen Schulte-Bockum und Konzernchef Vittorio Colao sowie Europa-Chef Philipp Humm galt seit Längerem als angespannt.
Gegenüber der WirtschaftsWoche hatte Schulte-Bockum zur Begründung seines Abgangs von „unüberbrückbaren Differenzen“ mit der Konzernspitze gesprochen. In einer Abschiedsmail an Kollegen und Geschäftspartner schrieb er: „In den vergangenen Monaten wurde mir zunehmend klar, dass ich meinen Kurs der nachhaltigen Verbesserung des Unternehmens nicht umfassend umsetzen kann.“
Jetzt ist es an Hannes Ametsreiter, den richtigen Kurs zu finden. Branchenkenner trauen ihm jedoch zu vor allem Vodafones Europa-Chef Humm, der sich immer wieder in die Geschicke des Deutschland-Geschäfts einmischt, Paroli bieten zu können.
Allerdings muss sich der Österreicher auch bislang ungewohnten Aufgaben stellen. Vodafone will das TV-Kabelnetz von Kabel Deutschland mit seinem Mobilfunknetz verschmelzen. Das ist selbst für einen Profi wie Ametsreiter Neuland. Ex-Monopolisten wie Telekom Austria beschäftigen sich vor allem mit der Integration von Mobilfunk und Festnetz auf Basis des DSL-Netzes.