Die Ambitionen waren hoch, der Deal schien perfekt. Vonovia-Chef Rolf Buch wollte durch die Übernahme der Deutschen Wohnen Europas größten Wohnungskonzern erschaffen. Nummer eins schluckt Nummer zwei, für 18 Milliarden Euro – vorausgesetzt, die Aktionäre der Deutschen Wohnen nehmen das Übernahmeangebot an. Das ist nun nicht passiert.
Vonovia verpasste es, die Mehrheit der Aktionäre zu überzeugen, dem Kauf zuzustimmen. Der Konzern konnte sich nur 47,62 Prozent des Grundkapitals und der Stimmrechte der Deutsche Wohnen sichern. Viele Aktionäre hatten wohl „später irgendwann“ noch auf „ein besseres Angebot“ gehofft, sagte der Vonovia-Chef der Nachrichtenagentur Reuters. „Am Ende haben dann zu viele Leute zu hoch spekuliert.“
Der vorerst geplatzte Deal dürfte vielen recht sein. In der Hauptstadt haben viele eine Enteignung des Konzerns Deutsche Wohnen gefordert. Sie dürften wohl darauf hoffen, dass es nun einfacher werden könnte, ihr Anliegen weiter zu verfolgen und zu einem erfolgreichen Ende zu führen. Tatsächlich dürfte der Deal aber vor allem Verlierer bringen, vor allem wenn Vonovia nicht doch noch einen erneuten Anlauf nehmen würde.
Verlierer 1: die Mieter in Berlin: Deutsche Wohnen ist unbeliebt in der Hauptstadt – und viele in Berlin konnten sich berechtigte Hoffnung machen, dass mit einem neuen Eigentümer Vonovia etwas mehr Ruhe einkehren könnte. Tatsächlich hatte sich Vonovia-Chef Buch sozialer gezeigt als Deutsche Wohnen-CEO Michael Zahn. Als das Bundesverfassungsgericht vor wenigen Wochen die Mietpreisbremse kassiert hat, drängte Deutsche Wohnen-Chef Zahn auf Rendite, Vonovia-Chef Buch auf Befriedung. In der Hoffnung, dass die Bremse rechtens sei, hatten viele Mieter über Monate hinweg weniger Miete an ihre Vermieter überwiesen. Nachdem die obersten Richter die Mietpreisbremse kassierten, forderte Deutsche Wohnen das Geld zurück. Vonovia verzichtete in Berlin auf Rückzahlungen.
Verlierer 2: Michael Müller: Berlins Oberbürgermeister hat offenbar kein Glück. Der Mann scheiterte nicht nur mit seinem Mietendeckel am Bundesverfassungsgericht. Er wollte den Unternehmen Vonovia und Deutsche Wohnen 20.000 Wohnungen abkaufen, auch in „sozialen Brennpunkten“, die ihm „am Herzen“ liegen. Es war auch eine Reaktion auf den Protest Tausender Berliner, die immer wieder gegen den „Mietenwahnsinn“ auf die Straße gingen, die gegen Manager wie Buch und Zahn wettern – und im Herbst einen Volksentscheid anstreben. Ob das Ansinnen nun gelingt? Ein Fragezeichen ist angebracht.
Verlierer 3: Rolf Buch. Früher war Buch für die Bertelsmann-Tochter Arvato verantwortlich. Er machte sich Hoffnung auf den Chefsessel bei Europas größtem Medienkonzern. Als daraus nichts wurde, ging er zu Vonovia und wurde zu einem Meister des Wachstums. Er kaufte immer mehr Wohnungen in Deutschland, Österreich und Schweden, fädelte Kooperationen in Frankreich ein und formte Deutschlands größten Wohnungskonzern.
Vor allem gelang es ihm, das Image von Vonovia zu korrigieren. Die Rendite wollte er nicht allein dadurch erhöhen, dass er den Mietern immer höhere Mieten abzieht. Er wollte vor allem an die Kosten ran: etwa preiswerter bauen und Dienstleistungen wie Hausmeister rationalisieren. Ohne Deutsche Wohnen fehlt ihm dafür nun die geplante Größe.
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