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Warnsignal an die Paketdienste Amazon attackiert die Post

Amazon beschert den Paketdiensten einen großen Teil ihrer Aufträge. Doch der Online-Händler plant offenbar einen eigenen Zustellservice in Deutschland – in Konkurrenz zu den etablierten Paketdiensten.

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Amazon-paket Quelle: dpa

Lange war Amazon der Liebling der britischen Post. Fast sechs Prozent der Pakete, die Royal Mail jedes Jahr zustellte, stammten von dem US-Online-Handelsgiganten. Doch seit zwei Jahren lässt Konzernchef Jeff Bezos vielerorts auf der Insel Waren in Eigenregie ausliefern – und ist nun die Hassfigur der einst königlichen Boten.

Royal-Mail-Chefin Moya Greene musste die Wachstumsprognose für ihre wichtigste Sparte, das Paketgeschäft, deshalb von vier auf ein bis zwei Prozent in den nächsten zwei Jahren kürzen. Ausdrücklich warnt sie ihre Konkurrenten rund um den Globus: „Wenn ein Online-Händler von der Größe und Bedeutung Amazons beschließt, sein eigenes Liefernetzwerk aufzubauen, ändert das den Markt für jeden.“

Die Paketzustellung der Zukunft

Ein erstes Warnsignal für die hiesigen Paketdienste, allen voran für die Deutsche Post mit ihrer Marke DHL, aber auch für Hermes oder DPD ist die Tatsache, dass Amazon Fresh, der Lieferdienst des Online-Riesen für frische Lebensmittel, nach Europa kommen will. Wann, das wisse er noch nicht, sagte Amazon-Manager Jens Uwe Intat vor Kurzem auf einer Fachtagung für Online-Händler.

Wendepunkt in Deutschland

Branchenkenner schätzen, dass Amazon Fresh noch in diesem Jahr in Deutschland startet. Auf dem Frische-Lieferdienst könnten die Amerikaner dann einen klassischen Paketdienst aufbauen. Amazon äußert sich dazu nicht, dementiert die Pläne aber auch nicht. „Wenn es etwas gibt, werden wir das rechtzeitig vorstellen“, so eine Sprecherin.

Für die Zusteller in Deutschland bahnt sich damit ein Wendepunkt an. Etwa 2,8 Milliarden Pakete werden in Deutschland jedes Jahr verschickt. Den Großteil davon liefern der Marktführer Deutsche Post, Hermes und der Paketdienst DPD direkt bis zur Haustür der Privatkunden. Geschätzt bis zu 400 Millionen der insgesamt 2,8 Milliarden Pakete dürften von Amazon stammen.

Kommt der Online-Gigant mit einem eigenen Zustelldienst, würde er für die etablierten Anbieter vom Kunden zum Konkurrenten. „Dass Amazon in einigen Städten sein eigenes Netzwerk aufbaut, beobachten wir selbstverständlich“, sagt Hanjo Schneider, Chef des Hamburger Zustellers Hermes, der zum Versandkonzern Otto gehört.

Wie Amazon bisherige Auftragnehmer mit einem eigenen Lieferdienst angreift, kann Schneider in Großbritannien studieren, wo Hermes für das Unternehmen arbeitet.

Inzwischen sind auf der Insel 45 Subunternehmer mit Fahrern und Wagen für Amazon im Einsatz. Die Routen sind klug gewählt: Bedient werden vor allem die profitablen Strecken in den Großstädten. Die Touren in die Provinz, wo der Aufwand pro Paket größer ist, überlässt Amazon weiter Royal Mail. Auch in US-Metropolen und in wachsenden Märkten wie China und Indien setzt Amazon auf Zustellung in Eigenregie.

„Amazons Geschäftsmodell beruht darauf, dass Pakete schnell und effektiv zugestellt werden“, sagt Boris Winkelmann, Chef des Paketdiensts DPD. Sein Unternehmen fährt sowohl in Deutschland als auch in Großbritannien für Amazon, und zwar für den Sonderdienst Amazon Prime, der eine Zustellung innerhalb von 48 Stunden verspricht. „Wo das nicht funktioniert“, sagt der DPD-Chef, „wird Amazon selbst aktiv.“

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