Sollte Geiwitz Weltbild filetieren und in Teilen verkaufen, stünde Bastei Lübbe als ein Käufer bereit: „Ich kann mir schon vorstellen, dass bestimmte Teile von Weltbild, etwa das Digitalgeschäft, auch für uns interessant sein könnten“, sagt Vorstandschef Schierack. Womöglich wäre ein Kauf funktionierender Weltbild-Teile auch für eine Allianz mehrerer deutscher Verlage eine attraktive Option. Zunächst aber ist Geiwitz am Zug – und Hugendubel.
Angesichts der Probleme ihres Partners hatten die Münchner schon seit geraumer Zeit die Herauslösung ihres Geschäfts samt Web-Site aus der DBH betrieben. Ende Januar sollte der Schritt vollzogen werden. Doch die Weltbild-Pleite warf die Pläne praktisch auf der Zielgeraden über den Haufen und „mache die geplante Aufspaltung der DBH vorläufig in der ursprünglichen Form hinfällig“, so ein Sprecher.
Selbst beteiligte Sanierer waren offenbar davon ausgegangen, dass sie mehr Zeit haben. Ende Oktober hatte Weltbild den Restrukturierungsexperten Josef Schultheis als Geschäftsführer an Bord geholt und nach Informationen der WirtschaftsWoche weitere Schwergewichte der Sanierungsszene als Berater angeheuert. Darunter Kolja von Bismarck, Partner der Wirtschaftskanzlei Linklaters, sowie Tammo Andersch und Michael Axhausen von der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft KPMG. Auch soll der Insolvenzrechtler Helmut Balthasar, Partner der Kölner Insolvenzkanzlei Görg, involviert gewesen sein.
Die Beteiligten wollen sich nicht äußern. Doch offenkundig waren auch sie überrascht vom Veto der Bischöfe am 9. Januar, das die Weltbild-Pleite besiegelte. Eine finale Abstimmung über die geforderten Finanzspritzen von 135 Millionen Euro sei für die Sitzung nicht geplant gewesen, heißt es intern. Tags darauf reichten die Geschäftsführer den Insolvenzantrag ein, und das Augsburger Amtsgericht bestellte Geiwitz. Die Entscheidung für den Schlecker-Abwickler ist in der Insolvenzszene durchaus umstritten. Zwar loben Kollegen wie der Hamburger Insolvenzverwalter Berthold Brinkmann Geiwitz‘ „stringente Verfahrensführung“. Zudem beackert kaum ein anderer Verwalter derzeit ähnlich prominente Pleitefälle.
Doch gerade die Ballung sorgt bei wichtigen Weltbild-Gläubigern für Bedenken: Reichen die Kapazitäten der Kanzlei aus, um den neuen Großeinsatz zu stemmen? Sie hätten lieber den Münchner Sanierer Michael Jaffé mit dem Job betraut. Doch das Gericht spielte nicht mit. Nun steht Geiwitz in der Pflicht und muss liefern.