Werbekampagne Warum "E wie einfach" sich nicht blamiert hat

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Witze auf Kosten aller

"E wie einfach" ist derzeit aber nicht wegen provokanter Werbung, sondern wegen mittelmäßigem Humor in den Schlagzeilen. Aber woran liegt das? Dürfen Unternehmen nicht die gleichen Witze machen wie Engelke & Co.? Daran, so Grimmer, liegt es gar nicht. Die Zielgruppe des Stromdiscounters seien junge, kommunikative Menschen, die dank Harald Schmidt und Konsorten nicht zu hundert Prozent politisch korrekt sind. Die, die sich über den Spot aufregen, gehören wahrscheinlich nicht zu den potenziellen "E wie einfach"-Kunden. Deren Zielgruppe reagierte bislang zwar auch empört – allerdings wegen der Reaktionen von offensichtlich eher konservativen Stromkunden. So kommentierte beispielsweise der Nutzer Weltenspalter: „Im Internet hieß eine Überschrift zum Thema "Eon-Tochter blamiert sich mit Kopfnuss-Video". Angesichts der Reaktionen hätte man schreiben sollen "Deutschland blamiert sich durch zwanghaft-reflexive Empörung über ein schlichtes Comedy-Video".“

Alle bekommen Fett weg
Wer sich durch das Comedyprogramm der Privatsender zappt, ist Schlimmeres gewohnt und hat wahrscheinlich über gleichwertige Sketche zumindest schon mal geschmunzelt. Gegen Mario Barth sind die Massen nicht Sturm gelaufen, sondern ins Stadion gerannt, um mindestens genauso diskriminierende, frauenfeindliche Witze zu hören. Um die Feministen unter den Empörten zu beruhigen, empfahl Nutzer JassesHarry bei der Videoplattform Youtube: „Einfach einen Spot drehen wo die Frau einem Mann eine Kopfnuss verpasst, und fertig.“ Zwar nicht genauso, aber so ähnlich ist das bereits geschehen – eine Frau opferte ihren Mann einem alles verschlingenden Alien. „Aufräumen kann so einfach sein“ - die Empörung blieb allerdings aus. Überhaupt nehmen die Werbespots von ‚E wie einfach’ diverse Typen aufs Korn – in einem weiteren Clip verprügelt eine ältere Dame einen jungen Mann mit Glatze, Springerstiefeln und Bomberjacke mit ihrer Handtasche. Botschaft: „Widerstand kann so einfach sein.“

Diese Ausgewogenheit ist wichtig, sagt Grimmer. „Wenn man sich nur auf Frauen einschießt, das wäre problematisch“, sagt er. Wenn jeder sein Fett weg bekommt, ist alles okay. Deswegen kann man sich nun zu recht fragen, warum ausgerechnet der Spot zum Thema „einfach einschlafen“ aus dem Netz genommen wird. Grimmer ist sich sicher, es hätte gereicht, den Clip nicht im öffentlich-rechtlichen Fernsehen zu zeigen. Im Umfeld von Late-Night-Shows hätte er niemanden gestört.

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