Die gleichen Unternehmen, die in ihren Geschäftsberichten die hohe Qualität ihrer Marken anpreisen und in Interviews behaupten, der Verbraucher sei König und das ganze Unternehmen wäre dem Wohl der Menschen gewidmet, sind Manipulierer und Betrüger?
Es ist kein Zufall, dass die diesjährige Tagung der OWM, der Organisation Werbungtreibende im Markenverband, unter dem zentralen Thema „Glaubwürdigkeit und Ehrlichkeit in der Kommunikation“ stand. In seiner Keynote redete der Danone-Deutschland-Chef Andreas Ostermayr Klartext und las seinen Kollegen in den Vorstandsetagen die Leviten. „Markenartikler haben ein starkes Glaubwürdigkeitsproblem“, konstatierte er und forderte eine neue, sachliche Ehrlichkeit.
Unterdessen wird öffentlich, dass Unternehmen offenbar nichts Besseres einfällt, als ihre Produkte und die Test-Ergebnisse der Stiftung Warentest zu manipulieren. Wäre es nicht besser, diese Energie und die damit verbundenen Kosten in die Verbesserung der Produktqualität zu investieren? Wie dumm sind diese Manager? Wie einfältig ist deren Verständnis für modernes Marketing? Wie wenig Respekt haben sie für ihre Kunden?
Das Gegenteil ist richtig
Der umgekehrte Weg ist der einzig Richtige. Es ist nicht teurer, Produkte zu verbessern und ihre Qualität zu steigern. Im Gegenteil: Es ist nachhaltiger. Es gibt dem Marketing Inhalte, die das Unternehmen in ein positives Licht rücken und Umsatz und Gewinn nachhaltig steigern. Es gibt der Werbung Geschichten, die es lohnt zu erzählen.
Helmut Maucher, Ehrenpräsident von Nestlé, sagte in einem Interview „Sie (die Unternehmen) haben sich und ihre Investoren wichtiger genommen als ihre Kunden. Viele erkennen nun, dass das ein Fehler war und sprechen von ‚customer orientation‘.“ Das war 2006. Heute, sechs Jahre später, haben unzählige Unternehmen noch immer nicht begriffen, dass Kundenorientierung das Fundament allen wirtschaftlichen Handelns sein muss. Dass der Wille zur Ehrlichkeit von oben kommen muss und in das Zentrum der gesamten Unternehmenspolitik gehört. Und dass diese Politik alles von der Produktion bis zur Werbung steuern muss.
Die Unternehmen müssen umdenken. Sofort. Und die Stiftung Warentest sollte diejenigen öffentlich an den Pranger stellen, die nachweislich die Verbraucher betrügen. Manche Manager können wohl nur durch Boykott ihrer Marken zum Umdenken gezwungen werden.