Auch bei McDonald's gibt ein Blick hinter die Hochglanzwerbung höchst unappetitliche Wahrheiten frei (das ist nichts Neues, aber immer wieder erschreckend): Zehn (!) Jahre gibt McDonald's seinen Schweinefarmern Zeit, den McRib-Schweinen ein menschenwürdiges Leben zu ermöglichen. Auf sanften Druck, wie Discovery berichtet. Zehn Jahre, solange müssen die armen Schweine also noch die jeweils 114(!) Tage ihrer Schwangerschaft in diesen Gitterkäfigen aufrecht stehen.
Kein Wunder, dass McDonald's so etwas hinter Hochglanzwerbung (voller geheuchelter Transparenz(!), wir alle kennen die Kampagnen) geradezu versteckt. Während McDonald's also von seinen Farmern verlangt, dass diese innerhalb von zehn Jahren ihre Schweine besser als heute behandeln, ist genau dies für den diesjährigen Cannes-Grand-Prix-Gewinner Chipotle seit mehr als zehn Jahren Realität!
Chipotle bemüht nicht einmal das (Marketing-)Bullshit-Bingo wie McDonald's
, sondern sagt einfach wie es ist: 'Schweine, die wie vor 50 Jahren aufgezogen werden, ohne Antibiotika, vegetarisch, leben glücklichere, gesündere Leben und produzieren das beste Fleisch, das wir je gegessen haben. Seit 2001.
Durch Werbung vom Produkt ablenken
Ist genau das nicht, verdammt nochmal, der Kern eines jeden guten Fleischproduktes, egal, ob Schwein oder Rind? Die Qualität des Fleisches selbst!?
Was nutzt mir das ganze Marketing-Brimborium drumherum, wenn das spätere Produkt einen solch negativen Nukleus hat?
Unternehmen sollten bei ihren Marken darüber nachdenken, ob sie weiter den Konsumenten ablenken wollen vom wahren Produkt, oder ob sie ihm reinen Wein einschenken und schleunigst Unternehmen, Marke, Produkt und Management dem notwendigen Paradigmenwechsel unterziehen.
Ich denke jedenfalls, wenn McDonald's soviel Zeit hat, bis es die Schweine ernst nimmt, kann ich mir entsprechend viel Zeit lassen, bis ich McDonald's wieder ernst nehme, oder?
Marketing soll Vertrauen schaffen
Corporate Social Responsibility (CSR), Marketing und Kommunikation bedeuten eben nicht einfach nur bunte Nachhaltigkeits-Prospektchen, nicht nur (respektloses) Wachstum und nicht nur dem Menschen (durch Verschweigen der Wahrheit) das Blaue vom Himmel herunter zu lügen.
CSR sind Taten, nicht allein Worte und ein wenig Flitter. Marketing ist die Herstellung von Vertrauen, wie Patrick Breitenbach zurecht schreibt.
Kommunikation bedeutet nicht, Millionen - mehr oder weniger kreativ - über Menschen und Medien auszugießen.
Kommunikation begann schon immer beim Produkt selbst. Bei seiner einzigartigen Qualität - für die die Marke schließlich mit ihrem (guten) Namen steht - oder eben nicht.
Warum nur juckt das niemanden mehr?
Gerade in den heutigen, sozial-medialen Zeiten? Da nutzt es auch wenig, uns mit schönen Bildern und Pseudo-Offenheit abzulenken.
Sicherlich ist es gut und sinnvoll, dass uns McDonald's Kanada hinter die Kulissen seiner Photo-Shootings schauen lässt. Sicherlich haben sie sich selbst mit dieser Entscheidung zur 'Offenheit' gequält. Dringend ist es allemal, denn die Diskrepanz zwischen Hochglanzwerbung und trauriger Realität stößt immer öfter sauer auf.
Eine Lösung jedoch ist das nicht.
Grenzen des guten Geschmacks
Gerade das mit der Marke und dem Vertrauen ist so eine Sache. Manche Konsumenten bleiben dann einfach weg, sobald sie enttäuscht werden. Zurecht. Gerade heute passiert dies öfter als früher.
Werbung und Kommunikation müssen wieder zum Kern des Produktes, seiner distinktiven Eigenschaften und vor allem seinem Wert für den (potentiellen) Konsumenten zurückfinden. Hier gibt es noch viele weiße Flecken zu erforschen. Viel verbrannte Erde wieder aufzuforsten. Viel Vertrauen zurückzugewinnen. Nicht nur bei mir.
Natürlich hat ein kleinerer Anbieter es leichter als McDonald's, seine Schweine und Rinder und Hühner artgerecht zu halten. Aber vielleicht sollte man genau darüber mal nachdenken. Vielleicht verlaufen genau dort die Grenzen des guten Geschmacks!? Die Grenzen zur Tierquälerei!? Die Grenzen des Wachstums!?
(Hatte ich eigentlich schon das mit den 2.393 Litern Wasser erzählt, die man benötigt, einen einzigen Hamburger zu produzieren?)