
Schwartz: RTLII macht gerade vor, wie Soaps heute erfolgreich werden: in nahtloser Verschmelzung mit Facebook.
Koch: Das ist nichts wirklich Neues. Was machen die anders?
Schwartz: RTLII läßt die Protagonisten seiner Soap 'Berlin - Tag & Nacht' auch im Netz agieren. Und zwar so genial wie einfach: Man trifft nicht die Schauspieler privat und diese lassen sich bewundern mit ihren Hundchen und neuen Klamotten etc., wie das sonst immer so ist, sondern man trifft auf ihre Rollen. Ein genialer Schachzug. Sie wurden aus der Soap zu Facebook verlängert. Dort wird dann rund um die Uhr weitergelitten, -gehofft, -geliebt und -gehasst.
Koch: Und der Erfolg gibt ihnen recht: Die laut ihrer Facebook-Seite "geilste WG Deutschlands", hat knapp 750.000 Facebook-Fans. Aber was kann man daraus lernen? Was können Werbungtreibende, Unternehmen und Marken mitnehmen?
Schwartz: Auch das ist so einfach wie genial - man muss nur das Muster erkennen. Es geht um Menschen und Geschichten. Nicht mehr und nicht weniger. Aber - und das ist ein überlebensgroßes Aber, denn genau da liegt die größte Schwierigkeit für des Marketings eingefahrenes Denken - aber die Menschen müssen so authentisch wie die Geschichten sein. Auch wenn man das Wort nicht mehr hören will, hier muss man es zum ersten Mal wieder zu recht benutzen.
Koch: Richtige Menschen müssen wieder richtige (und ich sage absichtlich nicht wahre) Geschichten erzählen. Die Werbung setzt lieber auf weichgespülte Werbefiguren, die so schablonenhaft sind, dass sie gar nicht mehr bemerkt werden.
Schwartz: Schablonen, um jeden anzusprechen und damit keinen mehr richtig.