Werbesprech

Weihnachtliche Werbung in der (Corona-)Krise

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Wieder ein Weihnachts-Werbe-Highlight: Coca-Cola

Coca-Cola kann das besser, zumindest wenn es darum geht, eine zu Tränen rührende Geschichte („Dieses Weihnachten bist du das größte Geschenk“) zu erzählen und der Marke einen Platz darin zu geben. Sie erzählen in ihrem Weihnachtsspot von einem Vater (endlich), der zur Arbeit aufbricht und von seiner Tochter gebeten wird, an den Weihnachtsmann einen liebevoll geschriebenen Brief abzuschicken.

Der berühmte Coca-Cola-Truck fährt im Film zur Hilfe herbei. Das Ende soll hier aber nicht verraten werden.

Viele Unternehmen, darunter McDonald’s und Apple, sind dem Thema Weihnachten in diesem Jahr bislang komplett aus dem Weg gegangen. Das Eis war ihnen offenbar zu dünn.

Blicken wir ins Ausland, fällt Gucci mit seiner Kampagne auf. Man rückt eine Büroparty in den Neunzigerjahren in den Mittelpunkt der diesjährigen Weihnachtskampagne, quasi als schöne Erinnerung an die „gute alte Zeit“.

Und für Xfinity, einer Marke des US-Kabelnetzbetreibers Comcast, schlüpft der Schauspieler Steve Carell in die Rolle eines Weihnachtsmanns im Homeoffice. Der Spot bemüht sich, die Fragen zu beantworten: Was soll man im Pandemiejahr überhaupt schenken und wonach sehnen sich die Menschen am meisten? Die Antwort berührt: Es sind die kleinen Dinge...

Weltmeistern im Ersinnen kreativer Weihnachtsspots wie dem UK-Händler John Lewis gingen in diesem Jahr offenbar die Ideen aus: Der Weihnachtsspot 2020 zeigt lauter traurige, enttäuschte Menschen und lässt die Zuschauer eher depressiv zurück. Was man sich dabei gedacht hat, bleibt ein Rätsel.

Ikeas Antwort auf das traditionelle Weihnachts-Gesülze fällt durchaus verstörend aus. Während die großen Werbungtreibenden sich mit der Entladung größter Emotionen überbieten, beschäftigt sich Ikea mit einem Problem, das zu keiner Jahreszeit so groß ist wie zu den Feiertagen: häusliche Gewalt. Nichts für Zartbesaitete, aber extrem sensibilisierend. Leider gibt es den bemerkenswerten Film nur in Tschechien (aber auch im Netz) zu sehen.


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Ein ernüchterndes Fazit

Trotz einiger Highlights fällt das diesjährige Fazit ernüchternd aus: Den Weihnachtskampagnen des Krisenjahres 2020 fehlt es an Leichtigkeit, vor allem aber an Kreativität im Umgang mit der Pandemie. Viele der Spots irritieren eher, als dass sie wirklich begeistern. Ebenso ernüchternd dürfte in diesem Jahr auch das Weihnachtsgeschäft ausfallen. Nach Erkenntnissen der diesjährigen „Deloitte Christmas Survey 2020“ werden die Deutschen im Jahr der Pandemie während der Weihnachtssaison deutlich weniger Geld ausgeben. Das Weihnachtsbudget sinkt auf 343 Euro und halbiert sich fast gegenüber dem Vorjahr (642 Euro). Als Grund geben die Menschen sowohl die Corona-Einschränkungen als auch die wirtschaftliche Unsicherheit an. Aber wenigstens beabsichtigt der Großteil (bis zu 82 Prozent), Einkäufe im stationären Handel zu besorgen. Ein kleiner Lichtblick vielleicht.

Wünschen wir uns deshalb ein besseres (Werbe-)Jahr 2021. Vor allem aber wünsche Ihnen ein schönes Weihnachten im kleinen Kreis – und bleiben Sie bitte gesund.

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