
Ich sitze gerade im Bordrestaurant des ICE 942 und gucke gemütlich aus dem Fenster auf die zartgrün in der Sonne leuchtenden Frühlingswälder Brandenburgs. Seit 55 Minuten warte ich auf den Kellner. Der braucht heute länger. Zwischendurch ruft er rüber: "Die Kasse ist leider kaputt. Ich muss alles manuell quittieren. Das dauert." Dabei guckt er demütig wie ein Welpe, der gerade eine Vase vom Couchtisch gerissen hat.
Ich lächele. Diese Panne hatte ich lange nicht mehr. Genügend Zeit für eine Liste - zur Abwechslung mal mit den schönen Seiten einer Reise mit der Deutschen Bahn.
Frei rumlaufen: Es gibt nur zwei Verkehrsmittel auf der Welt, in denen Sie sich entspannt die Füße vertreten können. Das Kreuzfahrtschiff und der Zug. Mit dem Kreuzfahrtschiff kommen Sie aber nicht von Göttingen nach Nürnberg.
Im Bus und im Flugzeug hingegen endet jeder Fußmarsch auf dem Klo. Oder man läuft ziellos umher wie ein Huhn, etwa um einer Thrombose vorzubeugen. Oder aber man steht dösig herum und streckt sitzenden Passagieren den flach gesessenen Hintern ins Gesicht.
Im Zug aber flaniert man. Ins Restaurant. Die Jacke bleibt als Platzhalter auf dem reservierten Sitz: "Können Sie einen Blick auf meine Tasche werfen, ich bin kurz im Speisewagen."
Im Bus muss man sich während der Reise anschnallen, im Flugzeug wird man sogar von der Toilette zurück in den Sitz gescheucht und festgezurrt. Im Zug gibt es noch nicht einmal Gurte. Das ist echte Reisefreiheit.
Das Geschäftsjahr 2014 der Deutschen Bahn
Das Geschäftsjahr 2014 der Deutschen Bahn im Vergleich zum Vorjahr und zur Konzernplanung.
Quelle: PwC, Deutsche Bahn
2014: 79,8 Milliarden Personenkilometer
Veränderung zu...
2013: -0,7 Prozent
Plan: -2,3 Prozent
Quelle: PWC, Deutsche Bahn
2014: 102,8 Milliarden Tonnenkilometer
Veränderung zu...
2013: -1,4 Prozent
Plan: -2,8 Prozent
2014: 39,7 Milliarden Euro
Veränderung zu...
2013: +1,5 Prozent
Plan: k. A.
2014: 26 Prozent
Veränderung zu...
2013: -7,8 Prozent
Plan: -15 Prozent
2014: 1,3 Milliarden Euro
Veränderung zu...
2013: -7,8 Prozent
Plan: -6,2 Prozent
BahnBonus comfort: Der Name ist sperrig, aber die Leistungen dieses Kundenbindungsprogramms haben es in sich. Ich kenne kein anderes Unternehmen, das derartig attraktive Prämien verschleudert.
Beispiel: Wer innerhalb von drei Jahren 500 Euro in Tickets investiert, sammelt 500 Punkte. Dafür gibt es schon ein Upgrade in die 1. Klasse für eine beliebig lange Fahrt innerhalb Deutschlands. Inklusive Zugang in die Erste-Klasse-Lounge.
Und jetzt festhalten. In dieser Lounge gibt es all you can eat: Ei-Sandwiches, Croissants mit Marmelade, Kuchen und Kekse, Vollkornstullen mit Salami, Schinken oder Käse, warme Eintöpfe und Obstsalat und im Sommer Eiscreme.
Nicht selten sieht man beschwipste Upgrader schon am frühen Vormittag guten Wein und Sekt und Bier in sich hinein schütten. Alles gratis soviel man will. Tee, Milchkaffee, Säfte und Limonaden laufen da nur nebenher. Es soll Leute geben, die extra einen Zug später nehmen, um in Ruhe zuschlagen zu können.
Eine solche Völlerei ist sowas von Neunziger. Und heute einfach typisch Bahn. All das an Abfahrts- und Ankunftsort und mit Service direkt bis an den kleinen, knubbeligen, knallroten Loungesessel. Selbstbedienung hingegen ist was für Vielflieger. Und die haben bis zu diesem Status deutlich mehr geblecht.