Friseure halten sich für kreative Köpfe. Aber man muss auch wissen, wo die eigene Kreativität endet. Bei vielen Friseur-Läden direkt am Namensschild über der Tür. Dort gilt offenbar: Wer im Salon-Namen kein Wortspiel rund ums Haareschneiden liefert, fliegt aus der Innung.
Gut, es gibt auch Lampenläden, die heißen "Lichtblick". Es gibt Schuhgeschäfte namens "Schuhbidu". Es gibt Kneipen, die heißen "WunderBar", "SonderBar" und "TrinkBar". Und die Spelunke um die Ecke heißt "NahBar".
Fluggesellschaften sind auf Namen rund um das Wort Luft abonniert, Kinos spielen noch mit den guten alten Zeiten: "Lichtburg", "Zoopalast", "Kurbel", "Metropolis". Aber die meisten beschränken sich mittlerweile auf irgendwas mit Kino oder Cine. Fertig.
Hemmungslose Friseure
Die Friseure aber, die kennen keine Hemmungen. Hunderte Menschen vertrocknen Jahr für Jahr innerlich, weil sie beim Lachen vor Friseurläden so viele Tränen vergießen. Denn jedes Wort, das beim kurzen Hinhören entfernt irgendwie klingt wie Haar, wird geschüttelt, gestaucht und geprügelt, bis ein Name für den Salon dasteht. Das Kuriose: Unsere deutsche Sprache ist sehr friseuraffin und gibt das her.
Zunächst kann man jedes Wort missbrauchen, das die Silbe "ha" enthält. Das fand zum Beispiel der Inhaber des Salons "Haarmonie" in Nordwalde gut. Oder die Leute von "Philhaarmonie" in Köln.
In Landshut hat man auch mal nach "ha" gegoogelt. Das Ergebnis: Der Laden heißt jetzt "Haarem". Und weil man den Landshutern offenbar nicht zutraut, den Witz auf die Schnelle zu begreifen, wird nachgeholfen. Der Laden schreibt sich "Haar-em". In Berlin geht man zu "Haarlekin" und in Schweitenkirchen schnippelt die Frau von "Haarleluja".
Aber am meisten schüttelt es einen in Marburg, obwohl man doch still sitzen soll: Da heißt ein Laden "Haaribo".
Ach, und dann gibt es ja noch Denglisch. Da geht dann noch mehr:
"hairGott" (München), "Drumhairum" (Bielefeld), "Hairlich" (Berlin), "Hin & Hair" (Berlin), "Hairkules" (Kassel), "Kammback" (Hamburg), "Vanity Hair" (Stuttgart), "Delicut" (Berlin), "Atmosphair" (Berlin), "United Haartist" (Hamburg, womöglich Hamburg-Haarburg)
CreHaartiver geht's kaum
Glauben Sie mir: Diese Zeilen zu schreiben, ist ein Kampf gegen die Autokorrektur meines Textverarbeitungsprogramms.
Wie Billigheimer klingen da im Vergleich Salonnamen aus Begriffen, die es wirklich gibt. Das kann ja jeder:
"Glückssträhne" (Neuffen), "Kaiserschnitt" (München), "Haarfein" (Paderborn), "Um Haaresbreite" (Bochum), "Kopfgeld" (Pforzheim), "Haar-scharf" (Hamburg), "Scalp" (München), "Kopfarbeit" (Paderborn), "Salonfähig" (Berlin), "Schnittstelle" (Berlin), "Haargenau und schnittig" (Berlin).
Und dann die Kategorie "jetzt ist sowieso alles egal": "Vier Haareszeiten" (Flensburg), "CreHaartiv" (Berlin), "elementHaar" (Langenhagen), "Mata Haari" (Berlin), "Haartürlich" (Pößneck).
Mein Lieblingsname kommt aus Hamburg. "Kurz und schmerzlos". Denn seitdem mir eine Friseurin jüngst meinen Hals blutig geschnitten hat, halte ich die körperliche Unversehrtheit für ein wichtiges Markenversprechen.
Übrigens: Auch unsere deutschsprachigen Nachbarn machen mit - und gehen gleich mutig in die Vollen. In Wien gibt es einen Salon, der heißt "GmbHaar". Ob die Kunden wirklich wissen, zu wem sie gehören, wenn sie dort aufschlagen? Zu einer "Gesellschaft mit beschränktem Haar". Welcher Friseur in Deutschland wäre so ehrlich?