Werner knallhart

Neue Sammeltaxis: Tschüss, ihr Elfenbeinfarbenen!

Seite 2/2

„Früher bin ich Taxi gefahren. Kein Bock mehr auf den Stress“

Egal mit wem ich spreche: Wer den BerlKönig ausprobiert hat, schwärmt: Man hat nicht mehr den Drang, dem Fahrer unterwegs auf die Finger zu gucken: Wo fährt der? Warum hier lang? Wäre es anders nicht kürzer und billiger gegangen? Läppern sich versehentlich oder schlitzohrig gefahrene Umwege und Wartezeiten im Stau bislang auf dem Taxameter, kann beim BerlKönig nichts verloren gehen außer ein paar Minuten Zeit. Weil aber das weder im Interesse des Gastes noch des BerlKönig-Fahrers ist, können alle ganz entspannt sein. Kein Misstrauen mehr.

Und noch etwas entspannt die Fahrt im BerlKönig ungemein: Noch so ein psychischer Effekt. Die Fahrer beziehen ein festes Stundengehalt. Es ist ihnen deshalb egal, wie viel, wie weit und wie schnell sie fahren. Es gibt auch keine enttäuschten Fahrer mehr, die sich eine längere Fahrt gewünscht hätten.

Außerdem sind die Fahrer nach Aussage eines BerlKönig-Chauffeurs strikt dazu angehalten, sich an die Geschwindigkeitsbegrenzungen zu halten. Jüngst wurde ich durch eine 30er-Zone gefahren. Auf dem Tacho 29. Daran muss man sich erst gewöhnen. Aber warum nicht mal entspannt cruisen? Und in den Autos fährt man ja gerne. Wenn man Glück hat, holt einen der nagelneue Mercedes-Minivan B250e ab, der voll elektrisch durch die Hauptstadt rauscht.

Die Fahrer erzählen dann: „Früher bin ich Taxi gefahren. Kein Bock mehr auf den Stress.“ „Früher bin ich für Uber gefahren. Aber jetzt sind die Touristen weg. Im Winter ist nur Flaute“.

Viele Fahrer sind stolz auf ihren Job beim topmodernen BerlKönig. Denn Ride-Sharing stößt exakt in die Lücke zwischen billigem Bus- oder U-Bahnticket und teurem Taxi. Viel flexibler als Bus und Bahn, viel billiger als das Taxi. Jetzt muss sich nur noch rumsprechen: Es ist vor allem und ganz unerwartet viel entspannter.
Vor all dem haben wohl die Fahrer elfenbeinfarbener Taxis Angst: BerlKönig-Mitarbeiter berichten von öffentlichen Anfeindungen. Motto: Wie kannst du es wagen, auf ein innovatives, zukunftsfähiges, umweltfreundliches Mobilitätskonzept zu setzen und uns mit unsrem teuren Klassiker, der viel zu wenig abwirft, Konkurrenz zu machen? Es wird Zeit, dass auch der Gesetzgeber klassischen Taxifahrern Beistand leistet, indem er sie an neue Konzepte heranlässt, die die Kunden wollen, anstatt Altes zu konservieren.

Kommendes Jahr will VW mit Moia in Hamburg starten. Rein elektrisch. Ein weiterer guter Grund, mal wieder an die Elbe zu fahren. Mit dem Zug. Vor Ort haben wir ja dann ein Auto.

Dem Autor auf Twitter folgen:



Inhalt
Artikel auf einer Seite lesen
© Handelsblatt GmbH – Alle Rechte vorbehalten. Nutzungsrechte erwerben?
Zur Startseite
-0%1%2%3%4%5%6%7%8%9%10%11%12%13%14%15%16%17%18%19%20%21%22%23%24%25%26%27%28%29%30%31%32%33%34%35%36%37%38%39%40%41%42%43%44%45%46%47%48%49%50%51%52%53%54%55%56%57%58%59%60%61%62%63%64%65%66%67%68%69%70%71%72%73%74%75%76%77%78%79%80%81%82%83%84%85%86%87%88%89%90%91%92%93%94%95%96%97%98%99%100%