Werner knallhart

5 Alltagsprodukte, deren Image dank Corona gewonnen hat – und 5 Verlierer

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Kaugummi ist ein Verlierer-Produkt

Platz 3: Snackschnickschnack-Schickimicki

Wie imitiert man Kinoambiente zuhause? Mangels Quadratmeter dann eben über die Kalorien. Das fehlende Gefühl von „ausgehen“ kompensieren wir mit teurem Snackschnickschnack zuhause.

Ich habe den Eindruck: Neben den Präcorona-Nostalgikern wie Toffifee und Nogger sind jetzt plötzlich auch ganz neue Produkte heimkinofähig. Fingerdicke Schokoladentafeln wie die von Tony´s Chocolonely Brezel & Toffee (schon dem Namen nach Seelentröster für die Einsamen daheim) oder Popcorn mit Tonkabohnengeschmack von der Popcornditorei Knalle aus Berlin. Letzteres nicht gerade billig (100 Gramm für 4,49 Euro), aber eben das bisschen Extravaganz zu ungeduscht im Jogger daheim.

Verlierer sind neben den Kinos nachweislich die Kaugummihersteller. Wer Kaugummi hinter der Maske kaut, dem tränen schnell die Augen. Und in Zeiten, in denen wegen der Abstandsregelungen keiner unsere Knoblauchfahne riecht, ist Kaugummi oft entbehrlich. Verrückt, dass die Zukunft der Bubblegumbranche letztendlich auch davon abhängt, wie sehr wir künftig aufs Homeoffice und Heimkino setzen. Denn Kaugummi ist ein Unterwegsprodukt.

Platz 2: Die Zehn-Minuten-Lieferservices Gorillas und Flink

Snacks servieren lassen daheim. So fühlt es sich an, wenn man sich einen Tee macht, merkt, dass keine Proteineiscreme-Geschmacksrichtung Cookies & Cream ohne Zuckerzusatz mehr im Haus ist und man dann eben schnell welche bei den neuen Hochgeschwindigkeits-Fahrrad-Lieferdiensten ordert – die mit ihren in unseren Großstädten wie von Eichhörnchen kreuz und quer verteilten Mikro-Fressalienlagern. Noch bevor der Tee auf Trinktemperatur abgekühlt ist, wird das Eis schon zur Wohnungstür reingereicht (Trinkgeld nicht vergessen).

Aber die liefern auch Äpfel, Coronatests, Bier und Putzlappen. Zurzeit noch ohne Mindestbestellmenge und lächerlich niedrigen Liefergebühren von unter zwei Euro. Mal sehen, wie lange die das durchhalten.

Bis dahin sind die Verlierer: Lieferdienste wie Lieferando. Die haben ihren Teil vom Corona-Lockdownkuchen zwar auch abbekommen. Aber wer früher nichts Passendes zum Selberkochen daheim hatte, hat sich eben Pizza oder Ente süß-sauer online bestellt. Jetzt lassen sich einzelne Zutaten zum Selberkochen schnell einzeln ordern. Das ist billiger und geht oft genauso schnell.

Platz 1: Die Balkonbadewanne

Die Balkonbadewanne steht symbolhaft für all die neuen Gartenloungemöbel, Balkonhochbete, Solarlaternen, Blumentopfspringbrunnen, Gasgrills und Aufstellpools, die wir uns gegönnt haben, weil es ja sein musste wegen „zuhause mal Urlaub ist auch schön“.

Die Wanne sollte uns daheim im Sommer zumindest zu zwei, drei Prozent den Strandurlaub ersetzen. Was erst wie ein mickriger Kompromiss in der Krise aussah, hat uns am Ende sogar einen warmen Winter auf dem Balkon geschenkt. Im dampfenden Wasser zwischen Schnee und Eis unter dem Sternenhimmel.

So eine Wanne kostet um die 150 Euro, lässt sich online ordern und vom Wasserhahn drinnen mit einem Schlauch heiß befüllen (ich empfehle 39,5 Grad und Eukalyptusbadeöl). Und weil sie eben kein Pool ist, sondern eine Wanne, dürften die meisten Balkone und Dachterrassen mit dem Gewicht zurecht kommen. Die Balkonbadewanne ist für mich DIE Corona-Errungenschaft überhaupt. Sie wird niemals mehr von meiner Terrasse verschwinden.

Verlierer sind künftig doch wohl Anbieter von Wochenendtrips. Lebensqualität auf Urlaubsniveau gibt es eben zwischendurch auch zuhause. Wenn man das Geld für die Reise in Gemütlichkeits-Gadgets schon investiert hat, sollen die sich ja auch bezahlt machen.

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