Aber innerdeutsch konkurriert die Bahn hier mit dem Fernbus, der die Bahn mit seinem kostenlosen WLAN an Bord erst ins Schleudern gebracht hat.
Und wie soll das limitierte Kontingent denn berechnet werden? Im Flugzeug fliegen alle gleich weit. Bei der Bahn fahren einige Leute eine halbe Stunde von Köln nach Wuppertal, andere bleiben bis nach Berlin über vier Stunden an Bord. Bekommen die Weitfahrer mehr Volumen? Nur das wäre gerecht. Aber die Bahn hat darüber nach eigenen Angaben noch nicht einmal entschieden.
Ich persönlich will die Möglichkeit haben, auf meiner Fahrt von München nach Hamburg durchgängig und kostenlos Live-Nachrichten und Serien aus dem Internet zu streamen. Das ist zeitgemäßer Standard. Das bekommt man in jedem Uni-Café. Bei Netflix etwa bedeutet eine Stunde Streamen in mittlerer Auflösung 0,7 GB pro Stunde, auf einer Fahrt von München nach Hamburg macht das rund 4,2 GB, mit Verspätung 5 GB.
Das muss das Netz an Bord schon leisten. Und zwar durchgängig stabil.
Ob das klappt? Reisende der 1. Klasse werden schon seit vielen Monaten damit bezirzt, das WLAN unterwegs unbegrenzt nutzen zu können.
Und es fühlt sich an wie die Geburt des eigenen Kindes, wenn es tatsächlich mal hinhaut. Die Einführung des kostenlosen WLAN in der 1. Klasse hat den Datenverkehr derartig explodieren lassen, dass das Netz regelmäßig überlastet ist.
Auf sämtlichen Stichproben der vergangenen sechs Fahrten mit zwei iPhones und einem iPad war das Einloggen nach mehreren Versuchen, verteilt über mehrere Stunden, nur mit einem Gerät für etwa zwanzig Minuten möglich. In einem meist halb leeren Waggon. Wer an Bord arbeiten möchte und auf das Internet angewiesen ist, kann es vergessen. Zu heikel. Und dieser Service wird von der Deutschen Bahn selbstbewusst beworben! Wie soll das erst in der viel stärker frequentierten 2. Klasse werden?
Merkt man an Bord an, die versprochene und bezahlte Leistung nicht zu bekommen, hört man von der Zugbegleiterin heute noch mitunter: "Beschweren Sie sich bei der Telekom. Das WLAN ist nicht unsere Sache."
Und in knapp sechs Monaten soll alles anders sein - 2. Klasse inklusive? Es wäre ein Bahn-Wunder!
Die wichtigsten Firmenübernahmen der deutschen Bahn
Sparte: Spedition
Deutschland 2002
Wert: 2500 Mio. Euro
Sparte: Spedition
USA 2006
Wert: 1300 Mio. Euro
Sparte: Schienenverkehr
Großbritannien 2007
Wert: 370 Mio. Euro
Sparte: Schienenverkehr
Spanien 2007
Wert: 130 Mio. Euro
Sparte: Personenverkehr
Spanien 2007
Wert: 150 Mio. Euro
Sparte: Spedition
Großbritannien 2008
Wert: 170 Mio. Euro
Sparte: Spedition
Rumänien 2009
Wert: 100 Mio. Euro
Sparte: Schienenverkehr
Polen 2009
Wert: 450 Mio. Euro
Sparte: Personenverkehr
Großbritannien 2010
Wert: 3000 Mio. Euro
Quelle: Deutsche Bahn
Zurzeit sind neun ICEs testweise mit dem neuen Internet in Deutschland unterwegs. Folge: Gar kein Empfang für Passagiere. Nur für die Techniker. Welche Verbindungen davon betroffen sind, kann die Bahn nicht sagen. Lassen Sie sich einfach kurz vor Abfahrt enttäuschen.
Erst ab August, fünf Monate vor dem großen Rollout, wird dann mit Passagieren getestet.
Nach der Testphase müssen noch hunderte von ICE umgerüstet werden. Das Spektakuläre ist, dass die Bahn so kurz vor Start immer noch keinen endgültigen Rückzieher macht und das Startdatum nicht kassiert. Irgendwas scheint sie in Sicherheit zu wiegen. Irgendein rhetorischer Trick? WLAN ja, aber kein Internet? Oder vielleicht verteilen sie ab Silvester kostenlose Kekse der neuen Marke WLAN-Cookies und rufen "Hier! Euer WLAN! Reingefallen!"
In knapp sechs Monaten wissen wir es! Gott, ist das spannend.