Werner Knallhart

Vorsicht Falle! Wenn der Hotelsafe Sie austrickst

Ob im Urlaub oder auf Geschäftsreise: Fast immer ist irgendetwas mit dem Tresor im Hotelzimmer. Entweder funktioniert er gar nicht. Oder anders, als erwartet. Und im schlimmsten Fall kriegen ihn dann auch andere auf.

  • Teilen per:
  • Teilen per:

Früher, als wir als Teens noch in Jugendherbergen gepennt haben, da war alles unsicher. Die Wertsachen waren in den Schlafsälen leichte Beute. Und ein Interrailer ohne sein Interrailticket war aufgeschmissen wie ein Astronaut auf dem Mond und das Raumschiff haut ohne ihn ab. Deshalb hatten wir Bargeld, Travellerchecks, Reisepass und Zugticket immer direkt am Leib in so einer flachen, beigen (und verschwitzten) Bauchtasche unter dem T-Shirt.

Heute ist der Anzug beige. Und Laptop, Kreditkarten, Bluetooth-Kopfhörer und Tablet-Computer bleiben im Hotelsafe, wenn es ab geht zum Sightseeing, zum Lunch mit Weißwein auf dem Fischmarkt und zum Promenieren in der Frühlingssonne am Meer.

Aber wenn wir nicht aufpassen, sind die Sachen im Zimmersafe genauso ungeschützt wie in einem Achterzimmer in der Jugendherberge damals.

Denn bei diesen Hoteltresoren weiß man irgendwie nie: Ist das Ding kaputt? Oder ist das Schließ-System einfach nur irre?

Kategorie 1: Batterie ist alle

Am liebsten sind mir die Geräte, die gar keinen Mucks machen, wenn man auf ihrem Tastenfeld herumdrückt. Da ist sofort klar: Batterie ist mal wieder leer. Das passiert mir geschätzt bei rund jedem dritten Hotelbesuch. Und schon ist der erste Anruf an der Rezeption nötig. „Ja, der Hausmeister kommt sofort.“ Und wir wissen ja: „Sofort“ hat international vielfältige Bedeutungen. Nur nicht „sofort“. Meistens bedeutet „sofort“ etwas, was sich auf Deutsch zurückübersetzen lässt mit „nachher irgendwann“.

Und dann sitzt man da rum, kann noch nicht duschen, und denkt: Der Mensch baut Quantencomputer aber Punkt Punkt Punkt, - was man dann halt so denkt, wenn man Zeit hat. Sie kennen das. Dann kommt der Hausmeister, merkt, was man schon längst telefonisch durchgegeben hatte („ The batteries are low“) und dann geht er los und holt „sofort“ neue.

Kategorie 2: Batterie ist fast alle

Schlimmer als Safes mit komplett leer gesaugten Batterien sind die, bei denen der Strom gerade noch reicht, um die dicken Bolzen aus der Tür genau einmal in den Tresor-Rahmen zu schieben. Dann geht das Ding später nämlich nicht mehr auf. Wenn man dann abends nach dem Absacker an den Laptop oder das Portemonnaie will und dann in kleineren Häusern der Facility Manager zuhause im wohlverdienten Feierabend abhängt, dann gute Nacht…. Also bloß keine wichtigen Medikamente wegschließen.

In Costa Rica hat uns der Hotelchef jüngst kurzerhand den Notschlüssel für den Safe in die Hand gedrückt: „Keine Ahnung, warum das Ding spinnt. Aber nicht, dass der Schlüssel verloren geht. Wenn wir den Safe aufschweißen, verbrennen darin eure Pässe.“ Thrill!

Kategorie 3: Safe vom Gast davor verschlossen

Auf der Anleitung steht: „Drücken Sie die rote Taste auf der Innenseite …“ Ja, wie denn? Der Safe ist doch zu! Da hat der Gast davor den blöden Kasten verrammelt und ist fröhlich abgereist. Ich unterstelle nichts Böses. Höchstens übersteigerten Ordnungswahn: „So! Der Safe ist auch schön zu, Gerda, guck noch mal ins Bad, wir müssen in drei Minuten auschecken.“

Aber für so etwas gibt es ja den Hausmeister…

Kategorie 4: Das Gerät mit dem gewissen Extra

Nämlich Extra-Kompliziertheit. Viele Safes funktionieren einfach so:

1. Tür zuschieben, einen selbst gewählten vierstelligen Code eingeben und dann entweder einen Drehknopf betätigen oder LOCK drücken. Die Tür ist zu. Der Code wird noch einmal kurz zum Einprägen auf dem Display angezeigt. Schönen Tag noch.

2. Den Code eingeben. Die Tür geht auf. Vor einem der beschützte Schatz.

3. Zum erneuten Schließen einfach wieder den oder einen neuen vierstelligen Code eingeben und so weiter.

Aber dann haben sich einige Hersteller wohl gedacht: Nicht, dass wir da Patente verletzen. Wir müssen was abwandeln.

Bei denen muss man erst den selbsterdachten Code eingeben, dann ENTER drücken, dann den Safe schließen, dann LOCK drücken. Was soll das? Gut, von dem einem Knopfdruck zusätzlich geht die Welt nicht unter. Aber ohne diesen Knopfdruck geht die Tür eben nicht ZU. Und weil in jedem Hotel der Safe anders funktioniert, muss man für dieses bisschen Hotel-Routine jedes Mal die Bedienungsanleitung studieren. Aber nicht immer liegt diese im offenen Safe, sondern manchmal auch im dicken Ordner mit den vielen Klarsichtfolien auf dem Schreibtisch, irgendwo eingeheftet zwischen den Zetteln mit Poolzeiten und Preisen für das Clubsandwich aufs Zimmer. Intuitiv soll es offenbar nicht gehen. Und Achtung, Trial and Error kann verheerend sein. Wegen Error. Und das kommt jetzt.

Inhalt
Artikel auf einer Seite lesen
© Handelsblatt GmbH – Alle Rechte vorbehalten. Nutzungsrechte erwerben?
Zur Startseite
-0%1%2%3%4%5%6%7%8%9%10%11%12%13%14%15%16%17%18%19%20%21%22%23%24%25%26%27%28%29%30%31%32%33%34%35%36%37%38%39%40%41%42%43%44%45%46%47%48%49%50%51%52%53%54%55%56%57%58%59%60%61%62%63%64%65%66%67%68%69%70%71%72%73%74%75%76%77%78%79%80%81%82%83%84%85%86%87%88%89%90%91%92%93%94%95%96%97%98%99%100%