Wie hart Unternehmen auf Zechpreller reagieren Immer mehr Deutsche kaufen, ohne zu bezahlen

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Zahlungsweisen und -fristen anpassen

Die größten Versandhäuser Deutschlands
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Erste Händler bedienen sich neuerdings filigraner Datenbanken und Filterprogramme, die das individuelle Verhalten der Kunden detailliert auswerten. Das erlaubt Lieferanten ganz neue Einblicke, mit denen sie Forderungsausfällen vorbeugen, ohne zuverlässige treue Kunden abzuschrecken. "Computerbastler, die ihre Elektronikbestellungen stets pünktlich zahlen, nehmen es mit den Rechnungen für ihre Klamotteneinkäufe vielleicht nicht ganz so genau", sagt Berater Zabel. Shops könnten sich auf diese Trödelei einstellen und Zahlungsweisen wie -fristen dem Kundenprofil anpassen.

Gegen Zechpreller, die aus der Unsitte einen Sport machen, helfen solche Strategien allerdings kaum. Mit dieser besonderen Klientel müssen sich die vier deutschen Mobilfunkbetreiber T-Mobile, Vodafone, E-Plus und O2 herumschlagen. Sie haben wie Otto in Hamburg ebenfalls eigene Taskforces aufgestellt.

Gruppenfahrt auf einer Karte

Denn seit das Smartphone-Geschäft explodiert, nimmt auch der Betrug zu. Immer mehr Kunden schließen mit gestohlenem Personalausweis Mobilfunkverträge ab, um auf diesem Weg ein preiswertes, weil hoch subventioniertes, Edelhandy zu ergattern. Zwar haben die Mobilfunkbetreiber einen sogenannten Fraud-Prevention-Pool eingerichtet, eine gemeinsame Datenbank, um dem Betrug vorzubeugen. Doch gegen den Trick mit dem geklauten Personalausweis ist das System machtlos. Denn in ihm landen die Klarnamen von Vertragsnomaden, die von Anbieter zu Anbieter ziehen, ohne ihre Rechnung zu begleichen. Immerhin sorgt diese Liste aber dafür, das sich die Forderungsausfälle – wie es bei den Unternehmen heißt – "im Promillebereich des Gesamtumsatzes" bewegen und zum Teil sogar rückläufig sind.

Die häufigsten Tricks von Zechprellern

Gegen eine besonders perfide Methode der Zechprellerei kämpft die Deutsche Bahn. Ziel vieler Schnorrer ist das Angebot für Besitzer von Monatskarten, bei Fahrten am Wochenende bis zu vier Personen kostenlos mitnehmen zu dürfen. Zwar verbietet die Bahn, das Angebot geschäftsmäßig zu nutzen, doch das stört Schlepper nicht. Sie sammeln auf Bahnhöfen oder per Internet Mitreisende ein und nehmen sie zum Billigtarif mit. Ein Ticket etwa von Berlin nach Hamburg kostet regulär rund 70 Euro. Über Internet-Portale wie mitfahrgelegenheit.de wird die Strecke dagegen schon für 14 Euro angeboten. Hobby-Schlepper können bei reger Nachfrage mehrere Hundert Euro im Monat verdienen.

Preiserhöhung gegen Betrug

Die Deutsche Bahn kennt das Problem, hält die Zahl der Betrugsfälle aber bei den täglich Millionen von Bahnreisenden für "verschwindend gering". Dennoch dürften dadurch mehrere Millionen Euro pro Jahr an der Konzernkasse vorbei fließen. Der Konzern versucht nun mit seiner in der vergangenen Woche angekündigten Preiserhöhung, den Monatskartenbetrug einzudämmen. Das ist schlecht für ehrliche Kunden, denn künftig müssen drei der vier Mitfahrer Kinder sein.

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