Wie Vergleichsportale den Markt beeinflussen „Nutzer gehen nur nach dem Preis“

Die Politik diskutiert intensiv über die Rolle von Vergleichsportalen im Internet. Ein Insider der Strombranche hat uns geschildert, wie die Portale den Markt beeinflussen - und damit nicht den Kunden dienen.

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Ein Stromzähler. Quelle: dpa

Vergleichsportale sind für Discount-Stromanbieter extrem wichtig. Gerade die Online-Anbieter machen oft 90 Prozent oder mehr des Umsatzes über Vergleichsportale. Marktbeherrschend sind Verivox, zu denen auch noch das Portal Toptarif gehört, und der Konkurrent Check24. Die beiden bestücken auch viele Vergleichsrechner, die auf anderen Internetseiten angeboten werden, etwa auf Portalen von Zeitungen und Zeitschriften. Andere Wettbewerber spielen nur noch eine untergeordnete Rolle. Momentan diskutiert die Politik über die Rolle der Portale in verschiedenen Branchen. Der Bundesrat will mehr Transparenzpflichten durchsetzen. Ich selbst habe als Berater von Stromanbietern meine ganz eigenen Erfahrungen mit den Portalen gemacht und möchte diese Innensicht hier wiedergeben, um die Debatte so zu ergänzen. Da ich auch mit einigen der Portalen in Kontakt stehe, möchte ich meinen Namen dabei nicht offenlegen. Er ist der Redaktion aber natürlich bekannt.

Check 24: Die wichtigsten Antworten zum Prozess

Grundsätzlich funktioniert es so: Der Stromanbieter schließt mit dem jeweiligen Portal einen Vertrag und informiert dieses über seine jeweils aktuellen Preise. Die Portale listen dann die Tarife und geben Nutzern die Möglichkeit, direkt Verträge abzuschließen. Für jeden vermittelten Kunden gibt es eine Provision, die für einen normalen Stromvertrag ab etwa 40 Euro startet, aber in Abhängigkeit vom jeweilige Tarif auch deutlich höher liegen kann. Danach hat der Kunde die Möglichkeit, den Lieferanten zu bewerten.

Weiterleitung auf die Website des Stromanbieters

Die Portale listen einen Anbieter zwar auch dann, wenn dieser keine Vereinbarung mit ihnen abgeschlossen hat. Ein direkter Vertragsabschluss sowie die Bewertung sind dann aber nicht möglich, das Portal leitet lediglich auf die Website des jeweiligen Stromanbieters weiter. Da in dem Fall keine Provision fließt, muss der Verbraucher in der Auswahlmaske oft einige Häkchen setzen, damit ihm diese Tarife überhaupt angezeigt werden. Es liegt eben im Interesse der Portale, Tarife zu listen, an denen sie verdienen.

Was Sie bei der Preisjagd auf Vergleichsportalen beachten sollten

Kleine Preisunterschiede können eine große Wirkung haben, daher sind tägliche Preisänderungen der führenden Anbieter nicht ungewöhnlich. Das Ziel der Anbieter ist klar: Sie wollen mit den Tarifen mit möglichst geringem Abstand auf Platz 1 der Portale landen. Platz 1 ist entscheidend: Selbst wenn der erstplatzierte Anbieter nur wenige Cent Vorsprung bei den Jahreskosten hat, macht der trotzdem einen Großteil des Geschäftes. Oft auch dann, wenn er schlechter bewertet ist als der nur minimal teurere zweitplatzierte Anbieter. Nutzer der Vergleichsportale gehen fast ausschließlich nach dem Preis. Das kann man bedauern, aber es ist Realität. Tarifgestaltungen, die nicht in dieses Raster passen, bekommen so keine Chance, selbst wenn sie Kunden eigentlich einen Mehrwert bieten würden.

Die Vergleichsportale wollen natürlich möglichst viel Umsatz machen. Sie bewegen sich in einem engen Dreieck zwischen ihrem Interesse an hohem Umsatz, dem Schutz der Verbraucher und dem finanziellen Auskommen der Anbieter selbst. Schließlich bringt es Kunden auch wenig, wenn ihr Anbieter nach kurzer Zeit dichtmachen muss, wenn er mit den verlangten Preisen nicht auskommt.

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