Wirecard-Skandal Inhaftierter Manager will kooperieren

Im Bilanzskandal um den mutmaßlichen Milliardenbetrug beim Dax-Konzern Wirecard will einer der wichtigsten Beschuldigten mit der Staatsanwaltschaft kooperieren. Quelle: REUTERS

Die Aufklärung des Wirecard-Skandals könnte Jahre dauern, da ein großer Teil der mutmaßlichen Scheingeschäfte im Ausland lief. Ein Manager saß in Dubai an der Schaltstelle und will seinem Herzen offenkundig Luft machen.

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Im Bilanzskandal um den mutmaßlichen Milliardenbetrug beim Dax-Konzern Wirecard will einer der wichtigsten Beschuldigten mit der Staatsanwaltschaft kooperieren. Das bestätigte der Anwalt des in Untersuchungshaft sitzenden Ex-Chefs der Wirecard-Tochtergesellschaft Cardsystems Middle East am Freitag: „Mein Mandant hat sich freiwillig dem Verfahren gestellt und steht - im Gegensatz zu anderen - zu seiner individuellen Verantwortung.“ Darüber berichtete zuerst die Nachrichtenagentur Reuters. Der Strafverteidiger betonte, dass er nicht von einem Geständnis gesprochen habe.

Die Münchner Staatsanwaltschaft wiederum erklärte, dass sie die Vernehmung weder bestätigen noch Angaben dazu machen könne. Ebenfalls kooperieren will der frühere Vorstandschef Markus Braun, der frühere Vertriebsvorstand Jan Marsalek dagegen ist abgetaucht. Die Cardsystems Middle East spielte eine zentrale Rolle bei den mutmaßlichen Scheingeschäften, mit denen bei Wirecard die Bilanzen um 1,9 Milliarden Euro aufgebläht wurden. Wie aus der Bilanz der Konzernmuttergesellschaft Wirecard AG für das Jahr 2018 hervorgeht, meldete dieses Unternehmen den Großteil der verbuchten Gewinne.

Von den insgesamt 45 Gesellschaften gab es demnach überhaupt nur drei, die nennenswert profitabel waren: Die Cardsystems in Dubai steuerte 237 Millionen Euro bei - mutmaßlich in Gänze oder zumindest zum allergrößten Teil erdichtet. Diese Gesellschaft ist mittlerweile aufgelöst, über sie lief das Geschäft mit einem großen Subunternehmer namens Al Alam, der angeblich Zahlungen im Auftrag von Wirecard abwickelte, aber gar keine Lizenzen der großen Kreditkartenfirmen hatte. Das hatte die britische „Financial Times“ im vergangenen Jahr publik gemacht. Wie aus dem öffentlich einsehbaren Handelsregister von Al Alam hervorgeht, wurde das Unternehmen 2013 eingetragen, mittlerweile ist es ebenfalls aufgelöst.

Abgesehen von den mutmaßlichen Scheingewinnen der Cardsystems wurde bei Wirecard nicht allzu viel Geld verdient: Die Wirecard Technologies, die die tatsächlich existierende Bezahlplattform des Konzerns betreibt, verbuchte 2018 einen Gewinn von 129 Millionen Euro, eine irische Tochter 62 Millionen. Die übrigen Gesellschaften inklusive der Wirecard Bank machten entweder nur sehr kleine Gewinne oder schrieben Verluste.


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