Wolfgang Grupp Der Trigema-Chef experimentiert mit seinen Kindern

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Familienleben und Arbeit verbinden

Dafür hat Grupp gesorgt, indem er, wo immer möglich, Familienleben und Unternehmen auf das Engste miteinander verwob. Sohn Wolfgang wird nie vergessen, wie „schön es war, als Kleinkind bei Mitarbeitern von Trigema auf dem Schoß zu sitzen“. Mussten er und seine Schwester zurück ins Internat, brachte der Firmenfahrer sie hin. „Ich weiß noch genau, wie mich unser Fahrer getröstet hat, als ich geweint habe, weil ich wieder weg musste“, erinnert sich Wolfgang. „So jemand ist für mich natürlich mehr als nur ein Mitarbeiter.“

In der schulfreien Zeit wiederum unternahm Grupp alles, um die Kinder mit Leib und Seele in seine Firma zu tauchen. „Ich durfte schon als Baby bei Modeaufnahmen mitwirken“, sagt Bonita. Von klein auf habe sie im Lager und im Verkauf geholfen und die Mutter in den Verkaufsläden unterstützt. „Aus dieser Zeit kenne ich noch viele Mitarbeiter.“ Grupp steckte die Kinder sogar in Trigema-T-Shirts und bannte ihre Fotos auf die firmeneigenen Lastwagen, die damit bis heute herumfahren.

Die 30 Besten des deutschen Mittelstands
Produktion bei Ensinger Quelle: Presse
Sennheiser Produktion Quelle: Presse
Screenshot der Adva-Internetseite Quelle: Screenshot
Schiffsschraube Quelle: PR
Das Pfeiffer Vacuum Firmengebäude Quelle: Pfeiffer Vacuum Pressebild
Frank Blase, der Geschäftsführer von igus. Quelle: Presse
Armaturen in der Fertigung von Hansgrohe Quelle: REUTERS

So hart die Expatriierung für die Kleinen anfangs gewesen sein mag, für Grupp hatte sie eine nützliche Nebenwirkung. Denn auf diese Weise entschärfte er – bewusst oder unbewusst – mögliche Konflikte während der Pubertät, deren Ausgang für ihn unkalkulierbar gewesen wäre. Wer im Alter von 14 bis 16 ständig mit Gleichaltrigen aus 52 Ländern von Argentinien bis China verkehrte, hatte wenig Anlass, aus einer dörflichen Beschränktheit wie in Burladingen auszubrechen. Und wer bei der Suche nach der eigenen Identität nicht ständig den Alltag mit einem Vater verbringen musste, der Folgsamkeit liebt, hatte auch weniger Anlass aufzubegehren. „Ich habe nie rebelliert“, sagt Sohn Wolfgang.

Bonita Grupp Quelle: Matthias Schmiedel für WirtschaftsWoche

Derart präpariert, ist es für Bonita und Wolfgang nur noch ein kleiner Schritt, den gemeinsamen Weg auch im Studium fortzusetzen – und es dem Vater endgültig gleichzutun. Erst zieht die Schwester in die britische Hauptstadt und schreibt sich an der London School of Economics and Political Science im Fach Betriebswirtschaftslehre (BWL) ein. „Irgendwie war das naheliegend“, erinnert sie sich, „Papa hat ja auch BWL studiert.“ Zwei Jahre später beginnt auch der Bruder das BWL-Studium an der berühmten Hochschule, an der einst der österreichische Philosoph Karl Popper und der deutsche Liberale Ralf Dahrendorf der Marktwirtschaft im Nachkriegsdeutschland den ideologischen Überbau lieferten.

Herkunft der Kinder lenkt ihre Interessen

Doch derart Grundsätzliches interessiert die beiden nicht. Als es auf den Abschluss des Studiums zugeht, wählt Wolfgang für seine Masterarbeit das Thema „Institutionelle Voraussetzung für die Textilindustrie in Europa am Beispiel Deutschlands und Großbritanniens“. Schwester Bonita hatte zuvor eine Masterarbeit über „Lohnunterschiede zwischen Männern und Frauen in der südwestdeutschen Textilindustrie in den Zwanziger- und Dreißigerjahren“ des vergangenen Jahrhunderts verfasst. Erst im Nachhinein habe sie festgestellt, dass ihr Vater in seiner Diplomarbeit ein ähnliches Thema gewählt hatte.

Deutschlands erfolgreichste Mittelständler
Platz 30: J. Schmalz GmbHUmsatz im Geschäftsjahr 2012/2013: 71,1 Millionen Eurodurchschnittliches Umsatzwachstum von 2008 bis 2012/2013: 21,1 Prozentdurchschnittliche Ertragsquote von 2008 bis 2012/2013: 9,4 ProzentDie Unternehmensberatung Munich Strategy Group (MSG) hat die Mittelständler mit dem größten Wachstum bei Umsatz und Erträgen in den letzten fünf Jahren gekürt. Platz 30 geht an J. Schmalz GmbH aus Glatten in Baden-Württemberg. 1910 als Rasierklingenfabrik gegründet, gilt das Unternehmen mittlerweile als Spezialist für Vakuumtechnologie.Quelle: Munich Strategy Group: "TOP 100 Ranking des Mittelstands 2014 - Deutschlands Wachstums-und Ertragsstars" Für ihr jährliches Unternehmensranking hat die Unternehmensberatung MGS rund 3.300 Mittelständler mit Umsätzen von 15 bis 400 Millionen Euro analysiert, um daraus die wachstums- und ertragsstärksten Unternehmen herauszufiltern.Das Ranking ergibt sich aus einem Score, der sich aus durchschnittlicher Ertragsquote und durchschnittlichem Umsatzwachstum im Zeitraum 2009 bis 2013 ergibt. Beide Indikatoren werden gleich gewichtet und ergeben addiert den Gesamtscore. Quelle: Presse
Platz 29: Duo Plast AGUmsatz im Geschäftsjahr 2012/2013: 44,7 Millionen Eurodurchschnittliches Umsatzwachstum von 2008 bis 2012/2013: 12,6 Prozentdurchschnittliche Ertragsquote von 2008 bis 2012/2013: 16,1 ProzentDie Duo Plast AG kommt im MGS-Ranking auf Rang 29. Der Hersteller von Stretch-, Dehn- und Wickelfolien produziert an zwei Standorten in Hessen und Thüringen. Quelle: Screenshot
Platz 28: Vemag Maschinenbau GmbHUmsatz im Geschäftsjahr 2012/2013: 76,7 Millionen Eurodurchschnittliches Umsatzwachstum von 2008 bis 2012/2013: 16 Prozentdurchschnittliche Ertragsquote von 2008 bis 2012/2013: 11,7 ProzentDie VEMAG Maschinenbau GmbH stellt Maschinen und Geräte für die Nahrungsmittelindustrie Handwerk her. Dazu zählen Würstchenfüller und Teigportionierer. Einen Schwerpunkt bildet hier die Entwicklung eines Convenience Systems, das dem Anwender ein flexibles System zum Portionieren und Formen von Produkten bietet. Quelle: Presse
Platz 27: Busch-Holding GmbHUmsatz im Geschäftsjahr 2012/2013: 391,717 Millionen Eurodurchschnittliches Umsatzwachstum von 2008 bis 2012/2013: 13 Prozentdurchschnittliche Ertragsquote von 2008 bis 2012/2013: 15,3 ProzentBusch Vakuumpumpen und Systeme ist einer der größten Hersteller von Vakuumpumpen, Gebläsen und Verdichtern weltweit mit mehr als 2600 Mitarbeitern. Nach eigenen Angaben warten Servicetechniker und Ingenieure des baden-württembergischen Unternehmens Vakuumsysteme auf der ganzen Welt – „von der Offshore Ölgewinnung in der Arktis bis hin zur Lebensmittelverpackung in Patagonien“. Quelle: PR
Platz 26: Hawe Hydraulik SEUmsatz im Geschäftsjahr 2012/2013: 317.2 Millionen Eurodurchschnittliches Umsatzwachstum von 2008 bis 2012/2013: 21 Prozentdurchschnittliche Ertragsquote von 2008 bis 2012/2013: 9,8 ProzentDer 1949 gegründete Hydraulikhersteller Hawe beschäftigt heute rund 2.100 Mitarbeiter in Deutschland und im Ausland. Im MGS-Ranking belegt das inhabergeführte Familienunternehmen aus Bayern Rang 26. Quelle: Presse
Platz 25: FlyeralarmUmsatz im Geschäftsjahr 2012/2013: 258,8 Millionen Eurodurchschnittliches Umsatzwachstum von 2008 bis 2012/2013: 20,2 Prozentdurchschnittliche Ertragsquote von 2008 bis 2012/2013: 10,2 ProzentFlyeralarm wurde 2002 gegründet und ist auf den Vertrieb von Druckprodukten und Werbetechnik spezialisiert. Das Würzburger Unternehmen zählt zu den führenden Onlinedruckereien. Quelle: Screenshot
Platz 24: Vapiano SEUmsatz im Geschäftsjahr 2012/2013: 135 Millionen Eurodurchschnittliches Umsatzwachstum von 2008 bis 2012/2013: 19,3 Prozentdurchschnittliche Ertragsquote von 2008 bis 2012/2013: 10,5 ProzentSystemgastronom Vapiano kommt im Mittelstandsranking von MGS auf Rang 24. Mit ihrem Selbstbedienungskonzept ist die mediterrane Restaurant-Kette seit 2002 zu einem weltweiten Erfolg geworden. Heute gibt es rund 150 Vapianos in 29 Ländern auf fünf Kontinenten. Quelle: Screenshot

Und wie die Herkunft ihre Interessen lenkt, so hat diese die beiden auch gegen den angelsächsischen Finanzkapitalismus der Londoner City imprägniert. Die Denke von Investmentbankern, etwa das Leveraging, bei dem Investoren Geld aus dem Unternehmen ziehen und die Verschuldung erhöhen, um die Verzinsung des Eigenkapitals zu steigern, perlt von ihnen ab. Wolfgang ist das „zu abgehoben“ und „nichts für ein solides Familienunternehmen“. Schwester Bonita kann sich „persönlich überhaupt nicht vorstellen, so etwas zu machen“.

Das müssen die beiden auch nicht. Ihr Vater hat viel Handfesteres vorgesehen, ein regelrechtes Trainee-Programm, um sie in sein Reich Trigema hineinwachsen zu lassen, damit einer von beiden die Firma einmal übernehme, wer auch immer dies am Ende sein möge.

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