




Ein Debakel wie in Mainz, wo der Zugbetrieb wegen Personalmangels im Stellwerk erheblich eingeschränkt ist, solle dadurch nie wieder vorkommen, sagte Bahn-Personalvorstand Ulrich Weber am Mittwochabend in Frankfurt. "Wir wollen mit der heutigen Verabredungen ein Zeichen dafür setzen, dass wir alles tun, sicherzustellen, dass die Besetzung der Stellwerke so ist, dass ein solches Fiasko nicht noch einmal geschieht."
Auf eine konkrete Zahl an Neueinstellungen legten sich das Bahn-Management bei dem Spitzentreffen mit Vertretern der Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft (EVG) nicht fest. Weber bekräftigte allerdings: "Da, wo wir erkennen können, dass wir zusätzlich einstellen müssen, werden wir das tun." Durch das Einbeziehen der Mitarbeiter werde sichergestellt, dass sich die Personalplanung für 2014 nach dem tatsächlichen Bedarf richte, sagte EVG-Chef Alexander Kirchner. Bei einem weiteren Spitzentreffen am 4. November würden EVG und Bahn-Vorstand dann erörtern, wo welcher Anpassungsbedarf bestehe.
In dem Verfahren will die EVG auch sicherstellen, dass Bahn-Mitarbeiter künftig nicht überlastet werden und Überstunden abbauen können. "Wir haben die Reset-Taste gedrückt und werden die Personalplanung in allen Bereichen und allen Betrieben der Deutschen Bahn neu aufsetzen lassen", sagte Kirchner. Für die Bahn-Mitarbeiter sei dies ein wichtiger Schritt nach vorne.
"Ich hoffe sehr, dass wir mit dem heutigen Tage in ruhigeres Fahrwasser kommen und uns auf die Arbeit konzentrieren, so dass wir unseren guten Ruf als Bahn zügig wiederherstellen können", sagte Bahn-Vorstand Weber. Am Mainzer Hauptbahnhof, wo derzeit zahlreiche Züge ausfallen, sollen laut EVG künftig zusätzliche Fahrdienstleiter und Helfer ausgebildet werden.
Die Bahn hat in Mainz Besserung in Aussicht gestellt, regulär werden die Züge aber wohl erst Ende August wieder fahren. Bahnchef Rüdiger Grube hat Mitarbeiter aus dem Stellwerk Mainz persönlich um eine Verschiebung ihres Urlaubs gebeten, um die Lage zu entschärfen. Mitarbeiter aus anderen Standorten nach Mainz abzuziehen, sei nicht möglich, unterstrich EVG-Chef Kirchner. "Die Bedingungen sind dort so spezifisch, dass eine gewisse Einarbeitung notwendig ist. Deshalb kann es leider keine kurzfristigen Lösungen für Mainz geben."
Die angespannte Personalsituation bei der Bahn, von der auch andere Stellwerke betroffen sind, hat sich inzwischen zu einem Wahlkampfthema entwickelt. Union und SPD machen sich gegenseitig für die missliche Lage bei dem Staatskonzern verantwortlich, die FDP hat sich für einen Börsengang der Bahn ausgesprochen.