
Der kanadische Eisenbahn- und Flugzeughersteller Bombardier will seine Auseinandersetzung mit der Deutschen Bahn beenden. Die beiden waren wegen Problemen bei Regional- und S-Bahn-Zügen in Streit geraten. Aufgrund von Qualitäts- und Liefermängeln hat die Deutsche Bahn mehrere Gerichtsverfahren gegen Bombardier angestrengt. Allein wegen Mängeln an Berliner S-Bahnen forderte die Deutsche Bahn rund 350 Millionen Euro Schadenersatz.
Der neue Chef des Bombardier-Zuggeschäfts, Lutz Bertling, will nun einen neuen Versuch der Einigung starten. „Wir werden versuchen, den Streit zu bereinigen und uns außergerichtlich zu einigen“, sagte er der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung". Den Vorwurf der Deutschen Bahn, die Züge - etwa die Baureihe 481 der S-Bahn Berlin - seien von minderer Qualität, wies Bertling zurück. Er sieht das Problem in der mangelnden Standardisierung in der Bahnindustrie.
Sowohl Bombardier als auch Konkurrent Siemens kämpfen immer wieder mit Probleme bei der Zulassung ihrer Züge. So musste die Bahn wegen Produktions- und Zulassungsproblemen zwei Jahre auf die bei Bombardier bestellten Regionalzüge des Typs "Talent 2" warten. Inzwischen seien 246 der 295 bestellten Züge ausgeliefert. "Dieser Zug hatte Scharlach, Masern und Windpocken. Leider gehen diese Kinderkrankheiten ins Ergebnis ein", sagte Bertling.
Angesichts zurückgehender Bestellungen hat Bombardier in diesem Jahr einen Gewinnrückgang hinnehmen müssen. Im dritten Quartal verringerten sich die Einnahmen unterm Strich um 15 Prozent auf 147 Millionen Dollar. In der Zugsparte kann jedoch von einer Umsatzsteigerung von knapp elf Prozent auf 2,3 Millionen Dollar gesprochen werden.
Um in Zukunft Streitigkeiten mit der Deutschen Bahn zu vermeiden und die Züge stärker zu standardisieren, will Bombardier interne und externe Lieferanten für Komponenten unter einem Dach führen. Künftig sollen mehr der weltweit 36.000 Beschäftigten im Projektmanagement arbeiten. "Entlassungen und Werkschließungen haben wir nach dem Verkauf unseres Werks in Aachen nicht auf dem Zettel", sagte Bertling. Die Auftragsbücher seien gut gefüllt.