Zukunft der Luftfahrt Norwegen will das Elektro-Flugzeug

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Airbus und Boeing lassen an E-Fliegern tüfteln

Beim europäischen Luftfahrtkonzern Airbus laufen verschiedene Projekte nebeneinander. Siemens und Airbus etwa haben gemeinsam mit dem britischen Triebwerkshersteller Rolls-Royce an einem Elektro-Hybridantrieb für Flugzeuge. Im November stellten die drei Firmen das Projekt vor der Royal Aeronautical Society in London vor und kündigten an, dass ihr Antrieb namens „E-Fan X“ 2020 erstmals fliegen soll. Für erste Tests soll an einer BAe 146, einem Passagierflugzeug aus den 1980ern, eines von vier Düsen-Triebwerken durch einen „E-Fan X“ ersetzt werden. Nach erfolgreichen Tests, soll dann ein Flugzeug extra für den E-Hybridantrieb konstruiert werden. Der E-Fan an sich ist übrigens schon seit ein paar Jahren im Einsatz. 2015 schaffte es ein Leichtflugzeug bereits mit dem elektrischen Antrieb den Ärmelkanal zu überqueren. Zudem tüfteln Siemens und Airbus in Ottobrunn bei München seit dem Frühjahr 2016 an einem Elektroantrieb für sogenannte „Lufttaxis“. Abgehoben ist dort allerdings noch kein Flugzeug – auch nicht zu Testzwecken.

Der Prototyp des Vahana vom Airbus-Ableger A³ wurde im Silicon Valley entwickelt und in Oregon erstmals getestet. Quelle: Airbus

Doch damit nicht genug: Im Silicon Valley arbeitet Airbus mit seinem Ableger A³ an Vahana – einem bislang unbemannten, autonom fliegenden Miniflugzeug, das entwickelt wurde, um Lieferungen oder eine Person durch die Stadt zu befördern. Ende Januar hob der Prototyp auf dem Testgelände im US-Bundesstaat Oregon erstmals ab. Parallel dazu arbeitet CityAirbus an einem autonomen Flugtaxi, das bis zu vier Personen durch die Stadt fliegen soll. Der Jungfernflug ist für dieses Jahr geplant.

Airbus-Konkurrenz Boeing steckt gemeinsam mit JetBlue Airways Risikokaptital in das US-Start-Up Zunum Aero, das an Elektro-Hybridantrieben tüftelt. Im Oktober 2017 kündigten die Entwickler aus Seattle an, dass 2022 ein Zubringerflugzeug mit Elektro-Hybridmotor aus ihrer Entwicklung starten könne. Laut ursprünglichem Konzept soll ein solcher Flieger mit zwölf Personen an Bord rund 1100 Kilometer zurücklegen können. Der Plan von Zunum ist es allerdings eine ganze Familie von Flugzeugen zu bauen, die auch mehr Personen zu weiter entfernten Zielen fliegen können soll. In den 2030ern seien dank neuer Akkus wahrscheinlich größere Regionalflieger mit 50 Sitzen möglich, heißt es vom Zunum-Gründer. Längerfristig denkt das Start-up zudem über den Hybridantrieb hinaus: Ein Übergang zu einem vollelektrischen Antrieb ist bereits mitgedacht – sobald eine passende Batterietechnologie verfügbar wird, will das Unternehmen schnell reagieren.

Das US-Start-up Zunum Aero aus Seattle möchte - unterstützt von Boeing - Elektro-Passagierflugzeug bauen. Quelle: Zunum Aero

Vielversprechende Konzepte anderer Player

Beim reinen E-Flieger lohnt sich derzeit der Blick auf zwei weitere Start-ups. Zum einen Eviation aus Israel. Die Gründer sehen ihren E-Flieger zunächst vor allem auf regionalen Flugrouten. Ihr autonomes Flugzeug „Alice“ soll vollelektrisch fliegen und Platz für bis zu elf Passagiere bieten. Die Reichweite von derzeit 1000 Kilometer soll langfristig noch ausgebaut werden. Ein Prototyp soll 2019 seine ersten Testflüge absolvieren können. Noch fehlt es an Entwicklungsgeldern, die womöglich durch einen Börsengang gesammelt werden sollen.

Zum anderen lohnt ein Blick nach Kalifornien auf das Start-up Wright Electric. Das Unternehmen hat für ein Start-up schon ein sehr ehrgeiziges Ziel: ein Elektro-Flugzeug mit 120 bis 200 Sitzen. Die angepeilte Reichweite ist noch nicht riesig – knapp 540 Kilometer, reicht aber für Städteverbindungen wie New York und Boston oder Paris und London. Für Kurzstrecken-Verbindungen also schon ein durchaus interessantes Angebot – das auch bereits einen wichtigen Interessenten angezogen hat. Europas Billigfluggesellschaft Easyjet hat sich im September 2017 eine Partnerschaft mit Wright Electric gesichert. Sobald es die Technologie erlaubt, soll die Flugzeugfamilie bei Wright Electric erweitert werden und auch Flugzeuge für mehr Passagiere und mit besserer Reichweite gebaut werden.

So stellt sich Billigfluganbieter Easyjet seine eigenen Elektro-Jets aus dem Hause Wright Electrics vor. Quelle: Easyjet

2021 soll der erste Prototyp des Passagierfliegers abheben. Mit einer Markteinführung rechnen die Kalifornier in rund zehn Jahren.

Noch einmal gut zehn Jahre weiter möchte Norwegen dann rein elektrisch sein in der Luft. Wenn die derzeitigen Pläne der Flugzeugbauer – ob groß oder klein – umgesetzt werden können, scheint dieses Ziel zumindest von der Angebotslage her machbar.

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