Dioxin-Skandal Das unappetitliche Geschäft mit dem Tierfutter

Seite 2/2

Tierfutter Quelle: AP

Im Jahr kaufen die Landwirte für etwa fünf Milliarden Euro Mischfutter zu. Denn 104 Millionen Geflügel, 26 Millionen Schweine und 13 Millionen Rinder müssen täglich gefüttert werden. „Und zwar so billig als irgend möglich, weil Futtermittel einer der wichtigsten Kostenfaktoren bei der Erzeugung tierischer Lebensmittel sind“, schreibt die Verbraucherschutzorganisation Foodwatch in einem großen Report über die Futtermittelherstellung. So verursache das Futter in der Geflügelmast etwa die Hälfte, in der Schweinemast sogar bis zu zwei Drittel der Produktionskosten.

Für die Schriftstellerin Karen Duve ist der aktuelle Dioxin-Skandal die logische Folge der Massentierhaltung. „Da steckt ein System dahinter: immer billiger, und beim Tierfutter lässt sich anscheinend besonders gut sparen“, sagte Duve. Seit kurzem isst sie aus ethischen Gründen kein Fleisch mehr und zudem kaum noch tierische Produkte. Darüber schreibt sie in ihrem neuen Buch „Anständig essen. Ein Selbstversuch“.

Ähnlich argumentiert der Bundesverband Deutscher Milchviehhalter (BDM): „Es wird Zeit für eine Umkehr der Agrarpolitik“, sagte der Vorsitzende Romuald Schaber. „Billige Lebensmittel und weltweite Wettbewerbsfähigkeit dürfen nicht weiter die alleinige Richtschnur des politischen Handelns sein.“ Eine auf die Produktion von immer kostengünstigeren Lebensmitteln ausgerichtete Agrarpolitik habe fatale Auswirkungen auf die Gesellschaft und die Produzenten. Der ständige Preisdruck sorge immer wieder für Lebensmittelskandale großen Ausmaßes.

Doch ob BSE, Nitrofen oder vergangene Dioxine-Skandale: Immer ist die Aufregung groß, in Talkshows werden empört die immergleichen Argumente und Forderungen aufgetischt, allein wirksame Konsequenzen bleiben meist aus. Die Verbraucher essen einige Wochen weniger Rindfleisch und mancher verzichtet auf das Frühstücksei. Dann wird zur gewohnten Tageskarte übergegangen. Und was auf der Speisekarte des Schweins stand bevor es zum Braten wurde, will man eigentlich gar nicht wissen. Bis zum nächsten Lebensmittelskandal. 

Inhalt
Artikel auf einer Seite lesen
© Handelsblatt GmbH – Alle Rechte vorbehalten. Nutzungsrechte erwerben?
Zur Startseite
-0%1%2%3%4%5%6%7%8%9%10%11%12%13%14%15%16%17%18%19%20%21%22%23%24%25%26%27%28%29%30%31%32%33%34%35%36%37%38%39%40%41%42%43%44%45%46%47%48%49%50%51%52%53%54%55%56%57%58%59%60%61%62%63%64%65%66%67%68%69%70%71%72%73%74%75%76%77%78%79%80%81%82%83%84%85%86%87%88%89%90%91%92%93%94%95%96%97%98%99%100%