Drogerieketten Preiskrieg um Shampoo und Klopapier

Deutschlands Drogeriekonzerne kämpfen erbittert um Marktanteile – zur Freude der Verbraucher: Während Kaffee und Pflanzenöl teurer werden, sinken die Preise für Drogerieartikel auf breiter Front.

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Harter Preiskampf zur Freude Quelle: dpa-dpaweb

Der Kampf um die Rolle begann im Oktober 2010. Damals senkte Aldi den Preis für eine Packung Küchenrollen von 1,55 auf 1,42 Euro. Kaum hatte Aldi die neue Marke gesetzt, ging auch der Karlsruher Drogeriekonzern dm runter, zunächst auf 1,45 Euro. „Doch selbst drei Cent Preisvorsprung wollten die Karlsruher dem Discount-Marktführer nicht gönnen“, bemerkte jüngst die „Lebensmittelzeitung“. In vielen Filialen senkte dm den Preis auf 1,35 Euro. Vor wenigen Tagen zog wiederum Aldi nach und liegt nun ebenfalls bei 1,35 Euro.

Der Kleinkrieg um Centbeträge bei Küchenrollen ist mittlerweile symptomatisch für die Branche. Anfang des Jahres läutete Aldi mit Anzeigen eine Preissenkungsrunde ein, bei der Körperpflegeartikel im Mittelpunkt stehen. Noch am selben Tag zogen bei der Preissenkungsrunde andere Discounter nach.

Konkurrenz stößt ins Schlecker-Vakuum

Experten sehen gleiche mehre Gründe für den Preisrutsch. Zum einen gibt es bei Lebensmitteln aufgrund gestiegener Rohstoffpreise kaum Spielraum für Rotstiftaktionen. Im Gegenteil: Die Preise etwa für Kaffee und Speiseöl sind zuletzt deutlich gestiegen. Um preissensible Kunden nach dem Weihnachtsfest mit Angeboten in die Läden zu lotsen, wurden daher gezielt ein Sortimentsbereich ausgewählt, der von der aktuellen Rohstoffpreisentwicklung weniger stark betroffen ist. Zum anderen versucht die Konkurrenz von Schlecker, den Filialumbau bei den Schwaben zu nutzen, um Marktanteile zu ergattern. „Das Vakuum, das durch die Schwäche von Schlecker entstanden ist, suchen die anderen Akteure, allen voran dm und Rossmann für sich zu nutzen“, berichten etwa die Fachleute des Nürnberger Marktforschers GfK.

Die Folge: „Es gab und gibt einen harten Preiswettbewerb, der vor allem in den Körperpflege- und Kosmetiksegmenten ausgetragen wird.“ Vor allem Aldi und dm kabbeln sich derzeit. Aldi will mehr junge Familien erreichen, dm spiele zunehmend die eigene Marktmacht aus, heißt es in der Branche. Inzwischen ist gar ein im Handel eher seltenes Phänomen zu besichtigen: dm unterbietet mitunter die Preise von Aldi und fordert den Discount-König damit offen heraus.

Prädikat "preisberühmt"

Bei dem Gerangel um die billigste Zahncreme bleibt Schlecker meist außen vor. Denn anders als das Ladenflair und das selbstverliehene Prädikat "preisberühmt" vermuten lassen, gilt Schlecker seit geraumer Zeit als einer der teuerstes Anbieter. Zwar bezeichnet der Sohn von Unternehmensgründer Anton Schlecker, Lars, das Sortiment als „immer günstig und verlässlich“. Doch schon im Jahr 2009 zeigte eine Analyse von Ulrich Gallinat, Chef des Berliner Beratungsunternehmens GKL Marketing-Marktforschung einen erheblichen Preisabstand zur Konkurrenz.

Bei Aktionsartikeln, die im wöchentlichen Werbefaltblatt angepriesen werden, kann der Drogeriegigant zwar mithalten. Gemessen an einem Warenkorb mit über 2000 typischen Drogerieartikeln von der Haarspülung bis zur Babywindel, zeigte sich jedoch, dass Schlecker "preislich nicht mehr wettbewerbsfähig ist", sagte Marktforscher Gallinat damals. Seither habe sich am Preisabstand „nicht viel geändert“, sagt Gallinat heute. Allenfalls in den größeren XL-Filialen können Schlecker beim regulären Sortiment noch Anschluss halten.

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