Einwanderungspolitik Altkanzler Schmidt löst breite Debatte aus

Altkanzler Helmut Schmidt hat mit seinen Äußerungen zur Einwanderungspolitik eine breite Debatte ausgelöst. Mehrere türkischstämmige Politiker reagierten mit Empörung.

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„Es ist ein Schlag ins Gesicht“, sagte die SPD-Bundestagsabgeordnete Lale Akgün der „Berliner Zeitung“ (Donnerstag). „Die Botschaft, die Schmidt sendet, lautet: Ihr gehört nicht zu uns, wir wollen Euch nicht.“ Schmidt hatte gesagt, es sei ein Fehler gewesen, „dass wir zu Beginn der 60er Jahre Gastarbeiter aus fremden Kulturen ins Land holten“. Schmidt hatte in einem Interview gesagt, es sei ein Fehler gewesen, „dass wir zu Beginn der 60er Jahre Gastarbeiter aus fremden Kulturen ins Land holten“. Akgün, die 1962 nach Deutschland gekommen war, sagte dazu: „Das trifft mich als Politikerin, es trifft mich aber auch persönlich. Und es trifft mich als Sozialdemokratin, weil unsere Partei doch eigentlich für Integration und Solidarität in der Gesellschaft steht.“ Entsetzt zeigte sich auch die Grünen-Bundestagsabgeordnete Ekin Deligöz. „Dies ist eine Beleidigung der Generation meiner Eltern“, sagte die 33-Jährige. „Schmidt verkennt, welchen Mut die Migranten hatten, in ein neues Land aufzubrechen und dort zu arbeiten, er verkennt auch, welche Integrationsleistung sie erbracht haben.“ Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Karl Kardinal Lehmann, stimmte Schmidt dagegen teilweise zu. Der „Bild“-Zeitung (Donnerstag) sagte er: „Es wurden manche Fehler gemacht. Viel zu lange wurde die Integration der so genannten Gastarbeiter vernachlässigt.“ Ausländische Arbeitskräfte hätten jedoch auch viel zum Wohlstand der Deutschen beigetragen und das Land kulturell bereichert. Auch der SPD-Politiker Peter Glotz sieht die Einwanderungspolitik kritisch: „Wir wären besser gefahren, wenn wir die Einwanderung gesteuert hätten.“ Er bemängelte insbesondere den Zustrom von Ausländern aus muslimischen Ländern. Man hätte bei der Anwerbung von Muslimen vorsichtiger sein sollen, meinte Glotz. Der bayerische Innenminister Günther Beckstein (CSU) stellte die Frage, „ob es nicht besser wäre, die Fabriken zu den Menschen zu bringen, anstatt Menschen in andere Kulturkreise zu verpflanzen“. Der grüne Europa-Abgeordnete Cem Özdemir bedauerte die Äußerungen des früheren Bundeskanzlers. „Schmidt muss sich fragen lassen, was er denn persönlich zur Integration beigetragen hat, als er Bundeskanzler war“, sagte Özdemir der „Berliner Zeitung“. Marieluise Beck, Ausländerbeauftragte der Bundesregierung, verteidigte die Zuwanderungspolitik der vergangenen Jahrzehnte: „Die Gastarbeiter haben nach dem Krieg mitgeholfen, unser Land wieder aufzubauen und die Arbeiten erledigt, die die Deutschen nicht mehr machen wollten“, sagte Beck der „Bild“-Zeitung. DPA/WIW

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